An Aktien aus dem Bereich Rüstung bzw. Verteidigung scheiden sich die Geister. Für die einen ist es die Verteidigung, die Abwehr von Bedrohungen, die bei der Produktion von Rüstungsgütern im Vordergrund steht. Andere sehen diese Güter als Kriegswaffen, als Instrumente, die aggressiv Tod und Verderben bringen. Das Problem ist: Beide Lager haben im Prinzip Recht. Denn es kommt eben darauf an, wer diese Waffen in die Hände bekommt. Was gemeinhin nicht von den produzierenden Unternehmen alleine entschieden, sondern auch durch die Vorgaben der Regierungen gesteuert wird. Da jedoch auch allgemein als aggressiv angesehene Staaten imstande sind, sich solche Waffen – bei entsprechenden Restriktionen eben über Umwege – zu verschaffen, ist eine Lenkung solcher Warenströme durch Regierungen meist wenig effektiv.
Will man diese Sache indes rein pragmatisch angehen und sich alleine darauf beschränken, mögliche Gewinnperspektiven solcher Aktien als Beimischung für ein breit aufgestelltes Aktiendepot auszuloten, könnten solche Titel momentan natürlich interessant sein. Immerhin bekommt man immer mehr den Eindruck, als würden die Regionen Naher Osten und Nordkorea stetig auf einen bewaffneten Konflikt zusteuern. Dies und der Umstand, dass der momentane US-Präsident fleissig dabei ist, US-Waffen anzupreisen, nähren den Gedanken, dass die bekanntesten Rüstungsaktien womöglich noch einiges an Potenzial aufweisen könnten. Hinzu kommt:
Bekannte Rüstungskonzerne
Solche Aktien könnten eine gute Absicherung sein, wenn sich die geopolitische Lage zuspitzt und der Gesamtmarkt unter Druck gerät. Sollte man solche Aktien also ins Auge fassen, sie kaufen, bevor dann womöglich wirklich bald die Kanonen donnern? Sehen wir uns das mal etwas genauer an. Wir blicken auf sechs Aktien aus dem Rüstungssektor, beginnend mit den beiden bekanntesten europäischen Vertretern:
Rheinmetall
In etwa die Hälfte des Umsatzes erzielt Rheinmetall mit Rüstungsgütern. Am bekanntesten sind die gepanzerten Fahrzeuge. Das Gros der Bundeswehr-Fahrzeuge stammt von diesem Unternehmen, so der Kampfpanzer Leopard, der Schützenpanzer Marder, der Transportpanzer Fuchs, Spezialfahrzeuge wie Keiler und Biber oder die schwere Panzerhaubitze M 109. Neue Fahrzeug- und Waffensystementwicklungen, die Wartung der bestehenden Bestände und ein steigender Exportanteil sorgen für seit Jahren stetig steigende Umsätze.
Airbus Group
Bei Airbus denkt man zwar zuerst gar nicht an Militärgüter, sondern an Passagierflugzeuge. Aber tatsächlich bildet die Sparte Defense & Space ein wichtiges Element im Konzern. Transportflugzeuge wie der A 400 M und Helikopter stammen von Airbus. Am Jagdflugzeug Eurofighter ist Airbus mit fast 50 Prozent beteiligt. Da der Verteidigungssektor aber nur einen Teil des Unternehmens ausmacht und die Entwicklung bei Passagierflugzeugen stark schwankt, abhängig von der Konkurrenz (vor allem Boeing) und der Entwicklung des weltweiten Wachstums, ist der Umsatzzuwachs in den vergangenen Jahren zwar stetig, aber langsam und die Gewinnentwicklung schwankend.
Lockheed Martin
In Bezug auf reine Rüstungsunternehmen ist Lockheed Martin der Konzern mit dem grössten Umsatz. Gut 47 Milliarden US-Dollar waren es 2016, die mit diesen Rüstungsgütern umgesetzt wurden. Lockheed macht seine Geschäfte vor allem mit der US-Regierung, gut drei Viertel des Umsatzes stammt vom Pentagon. Das nährt natürlich den Gedanken, dass die Art und Weise, wie Donald Trump sein Amt versteht, die Kassen in Zukunft noch lauter klingeln lassen könnte. Die bekanntesten Produkte sind Kampfjets wie die F-16 oder die neue F-35, aber auch Transportflugzeuge wie die C-130 Hercules und Raketen wie Patriot und Trident gehören zum Sortiment des Konzerns.
Raytheon
Raytheon wurde den meisten Anlegern erst bekannt, als US-Präsident Trump Anfang des Jahres überraschend einen Raketenangriff auf ein Ziel in Syrien befahl. Die dabei abgefeuerten Raketen stammten von diesem Unternehmen. Neben u.a. Sidewinder- und Tomahawk-Raketen produziert Raytheon aber auch das Flugabwehr-System Patriot oder viel verwendete Radarsysteme. Der Exportanteil des Unternehmens ist relativ hoch.
General Dynamics
General Dynamics gehört zu den grossen Allroundern in der Rüstungssparte. Das Unternehmen hat Flugzeuge (u.a. die F-16 und die F-111) im Programm, stellt den US-Kampfpanzer M1 Abrams her und baut U-Boote und Zerstörer. Der Umsatz blieb in den vergangenen fünf Jahren in etwa gleich, die Dividende hingegen wurde langsam, aber sicher erhöht. Gerade bei solchen „Allroundern“ wittern Anleger steigende Umsätze im Fall einer sich zuspitzenden geopolitischen Lage.
Northrop Grumman
Ähnlich wie bei Lockheed Martin ist der mit grossem Abstand wichtigste Kunde des Konzerns die US-Regierung. Dabei sind Brief-Sortiermaschinen für die U.S. Mail der kleinste Aspekt – die entscheidenden Umsätze macht das Unternehmen mit Kampfflugzeugen, von denen die bekanntesten wohl der Tarnkappenbomber B2 und die F-14 sind. Auch im Bereich der Drohnen hat Northrop Grumman einen starken Marktanteil. Auch hier fällt indes auf, dass die Umsätze sich in den vergangenen Jahren kaum bewegt haben.
Sind Rüstungsaktien jetzt noch „billig“?
Es fällt auf, dass die US-Rüstungsaktien bereits seit vier Jahren stetig zulegen. Das gilt ähnlich auch für Airbus. Nur Rheinmetall startete erst Ende 2014 richtig durch, hat sich aber seitdem in der Spitze fast verdreifacht. Zugleich stagnieren bei vielen US-Unternehmen die Umsätze und die Gewinne werden vor allem durch Rationalisierungen gesteigert. Unter dem Strich steht aber, was auch die nachfolgende Tabelle zeigt: „Billig“ sind diese Aktien allesamt nicht mehr, was auch ein Blick auf das Kurs/Gewinn-Verhältnis zeigt.
Der Zug, auf den man hier aufspringen würde, ist seit Jahren in voller Fahrt. Richtig ist zwar, dass US-Präsident Trump eine deutliche Steigerung des Militärhaushalts erreicht hat. Richtig ist auch, dass das weltweite Säbelrasseln immer lauter wird. Aber all das ist in den Kursen solcher Aktien bereits eingepreist. Was bedeutet:
Hier wurden viele Vorschusslorbeeren verteilt, so dass das Enttäuschungspotenzial nicht zu unterschätzen ist. Es mag zwar sein, dass es im Fall überraschender „bad news“ aus dem Bereich der Geopolitik dennoch zu Rallyes bei diesen Aktien kommt. Aber weitaus sicherer wäre es, hier Korrekturen abzuwarten, die die Kurse näher an die langfristigen Aufwärtstrendlinien und/oder die in den Charts mit eingezeichneten 200-Tage-Linien tragen, denn dann wäre auch eine engere Absicherung solcher Käufe durch Stoppkurse knapp unterhalb der mittel- und langfristig entscheidenden Trendlinien möglich.
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