Salopp gesagt sind gute Aktien diejenigen, die steigen. Also sollte man genau die im Depot haben. Aber so einfach ist das nicht, denn Aktien, die heute einen Aufwärtstrend zeigen, müssen morgen oder übermorgen nicht ebenso gut laufen. Und es muss einem jeden Investor um ein vernünftiges Chance/Risiko-Verhältnis gehen; immerhin geht es hier um das Ersparte, das sich vermehren soll. Eine solide Streuung ist zudem wichtig, vor allem aber eine Vorabanalyse der eigenen Ziele:
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Was will ich erreichen? Wie sieht es mit meinen Mitteln aus – geht es um eine einmalige Anlage oder sollen regelmässig Zuflüsse erfolgen? Geht es um einen eher kurzen Anlagehorizont oder um langfristiges Investieren, das über Jahrzehnte hinweg beibehalten werden und später die Altersversorgung unterstützen soll? Welche Risiken will bzw. kann ich schultern? Kurz gesagt:
Bevor man mit der Suche nach den geeigneten Aktien beginnt, neumodisch auch Aktien-Screening genannt, sollte man sich selbst „screenen“, d.h. eine Analyse der eigenen Möglichkeiten und Ziele vollziehen. Die folgenden Strategien werden Ihnen dabei helfen, dass Sie gezielter die für Sie besten Aktien finden.
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„Self-Screening“ geht vor „Aktien-Screening“
- Habe ich Zeit und Lust, mich engmaschig mit der Börse auseinanderzusetzen, kurzfristige Chancen zu nutzen, schnell ein-, aber auch wieder auszusteigen? Oder sollte mein Depot so ausgelegt sein, dass ich nur ein oder zwei Mal im Monat hineinschauen muss?
- Bin ich jemand, dem es nichts ausmacht, auch einmal zehn, zwanzig Prozent Verlust zu erleiden? Denn nur dann bin ich auch geeignet, hohe Gewinnchancen zu nutzen, die nun einmal mit höheren Risiken einhergehen. Ansonsten wäre ein Portfolio aus soliden Standardwerten mit guter Dividende die bessere Wahl
- Schwebt mit ein Depot vor, das auf Jahrzehnte angelegt ist, ggf. auch die nächste Generation erfreuen soll und kann? Dann wäre es angebracht, sich viel Zeit beim Aufbau des Portfolios zu lassen, über Jahre hinweg Chancen zu nutzen, die Baissen mit sich bringen. Sich nach Unternehmen umzusehen, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Oder nach Unternehmen, die ungewöhnlich günstig bewertet sind, zugleich aber eine hervorragende Perspektive aufweisen.
Diese Betrachtung im Spiegel wird bei jedem Investor zu völlig unterschiedlichen Resultaten führen. Daher ist es nicht möglich, in diesem Artikel auf alle Eventualitäten einzugehen. Wir zeigen Ihnen hier aber einige Schritte auf, die letztlich jeder Investor durchlaufen sollte, wenn es darum geht, die für ihn ganz individuell „richtigen“ Aktien zu finden.
Strategien für mittel- und langfristige Investments
Wir lassen an dieser Stelle die kurzfristigen Trader aussen vor, denn da kann und muss es alleine um das Kursverhalten eines Wertpapieres gehen, um die Chart- und Markttechnik, das Sentiment am Markt. Wer kurzfristig agiert, hat – natürlich – auch seine Strategien, aber die haben mit denen des mittel- und längerfristigen Investments nichts zu tun.
Den Tradern geht es nicht darum, ob ein Unternehmen gut dasteht, ob es starke Perspektiven hat oder eine gute Dividende zahlt. Ihnen geht es darum, kurzfristige Kursimpulse auszunutzen – dazu finden Sie eine ganze Reihe verschiedenster Artikel in unserem Wissensbereich auf unserer Seite. In diesem Artikel soll es alleine um das Investieren, nicht um das Traden gehen.
Unterbewertete Aktien suchen – ist das sinnvoll?
Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, niedrig bewertete bzw. unterbewertete Aktien zu identifizieren. Einige „Screening-Plattformen ermöglichen es Ihnen, Indizes mit Hinblick auf ihr KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis), KCV (Kurs/Cash Flow-Verhältnis), KUV (Kurs/Umsatz-Verhältnis) oder KBV (Kurs/Buchwert-Verhältnis) zu untersuchen. Das bietet Ihnen die Chance, günstig bewertete Aktien herauszufiltern. Ist das sinnvoll?
Natürlich ist das grundsätzlich sinnvoll, schliesslich soll man Aktien billig kaufen und teuer verkaufen, heisst es doch. Aber nur, wenn man daraus keine alleinige Basis für den Aktienkauf macht. Eine vermeintlich unterbewertete Aktie zu finden ist alleine für sich genommen nämlich nicht im Mindesten ein Garant dafür, dass diese Aktie im Kurs steigen wird. Warum?
Zum einen sollte man schon etwas genauer hinsehen, statt alleine die durch diese unterschiedlichen Bewertungsmethoden ausgeworfenen Zahlen zu betrachten. Es kann immer ein „ja, aber“ existieren, das man nur entdeckt, wenn man sich die Bilanzen etwas genauer ansieht. Dazu sollte man aber entsprechendes Fachwissen mitbringen.
Zum anderen muss man diese vermeintliche Unterbewertung zu vergleichbaren Unternehmen derselben oder ähnlichen Branche in Relation setzen. Autobauer, Banken oder Fluggesellschaften haben gemeinhin ein niedriges KGV oder KCV. Bei Aktien aus dem Technologiesenktor hingegen ist, vor allem, wenn die Unternehmen schnell wachsen, eine deutlich höhere Bewertung üblich. Nur, wenn z.B. ein Autobauer im Vergleich zu Branchenkollegen auffällig günstig bewertet ist UND dabei bei genauerem Hinsehen kein guter Grund zu finden ist, der eine auch weiterhin niedrige Bewertung untermauert, könnte man erwägen, diese Aktie einzusammeln.
Aber es gibt noch einen dritten Aspekt, der die Suche nach unterbewerteten Aktien zu einem Werkzeug von mehreren degradiert und deutlich macht, dass sie als alleinige Entscheidungsgrundlage für den Einstieg nicht geeignet ist:
Was Sie bei Ihrer Suche nach unterbewerteten Aktien entdecken, haben andere auch schon entdeckt. Es gibt unzählig viel mehr Anleger als Aktien. Dass Sie der einzige sind, der eine Unterbewertung identifiziert hat, ist daher extrem unwahrscheinlich. Dann aber stellt sich die Frage, wieso die Aktie nicht längst gestiegen ist. Irgendwo gibt es eben doch einen Haken. Was zur Schlussfolgerung führt: Nur, weil Sie dieses vermeintliche Schnäppchen entdeckt und gekauft haben, muss der Kurs nicht zulegen.
Bewertung, Wachstum, Dividende: Eine Kombination aus drei Kriterien bietet sich an
Wie üblich, wenn es um Geld geht, ist es ratsam, sich auf mehrere Beine zu stützen. Was eine Aktie mit guten, mittelfristigen Perspektiven braucht, sind drei Dinge: Eine relativ zur Branche günstige Bewertung, solides Wachstum und, wenn es nicht gerade ein schnell wachsendes Technologieunternehmen ist, eine ordentliche Dividende als regelmässiges Zubrot. Nach diesen drei Kriterien sollten Sie den Aktienmarkt nach unterbewerteten Aktien durchstöbern.
Dann findet man beispielsweise eine Aktie wie Bechtle, die in den Jahren 2011 und 2012 alle drei Kriterien erfüllte:
Jetzt ist die Dividende im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs nicht mehr allzu überzeugend, die Bewertung nicht mehr niedrig. Aber wer die Aktie damals gekauft hat, muss sich darüber keine Gedanken machen, sondern nur zusehen, dass man die Gewinne laufen lässt und effektiv über Stoppkurse absichert!
Wichtig ist zudem auch, sich das Unternehmen genauer anzusehen, als es zwingend ist, damit Sie von dem, was da getan wird, auch überzeugt sind. Glauben Sie, dass da noch gutes Wachstum in der Zukunft möglich ist? Das bejahen zu können, ist wichtig. Zum einen, weil diese Aktie Sie ja im Idealfall viele Jahre begleiten und damit zulegen soll. Zum anderen, weil all die Daten, die Ihnen zur Verfügung stehen, nur das beleuchten, was bereits geschehen ist. Was zu dem Hinweis führt:
Hüten Sie sich davor, bei Bewertungen wie KGV oder KCV Prognosen für die kommenden Jahre als Grundlage zu verwenden. Das ist eine Methode von manchen Analysten, um Aktien bzw. den Aktienmarkt insgesamt billiger erscheinen zu lassen als er ist. Aber niemand kann wirklich absehen, wie sich das Wachstum egal welches Unternehmens in einem, gar in zwei oder fünf Jahren gestaltet. Gerne wird da starkes Wachstum mit dem Lineal in die Zukunft verlängert. Aber so funktioniert die Wirtschaft nicht. Beschränken Sie sich unbedingt auf die realen, bereits erwirtschafteten Gewinne und nutzen bestenfalls Prognosen für ein gerade laufendes Jahr, wenn da zumindest für die ersten sechs Monate Bilanzzahlen vorliegen.
Der Idealfall: Einen kommenden Star erwischen
Sich mit dem, was ein Unternehmen tut, genauer zu befassen, kann durchaus dazu führen, dass Ihnen der eine oder andere Superstar der kommenden Jahre und Jahrzehnte unterkommt. Dabei ist es sinnvoll, sich der Grundregel von Börsenlegende Warren Buffett zu erinnern: Kaufe nur, was Du auch verstehst.
Manch ein Hightech- oder Biotechnologieunternehmen lässt sich von einem Nicht-Fachmann beim besten Willen nicht auf seine Zukunftstauglichkeit abklopfen. Wer nicht Spezialist und/oder selbst in der Branche tätig ist, muss da meist passen. Und nur, was sich „irgendwie gut anhört“ zu kaufen, kann böse enden. Das Platzen der Internetblase im Jahr 2000, der damalige Niedergang zahlloser vorher an die Börse geströmter, kleiner Unternehmen ohne das Rüstzeug für eine langfristige Zukunft, sollte da Warnung genug sein. Aber:
Dass z.B. das elektronische Bezahlen auf dem Vormarsch ist und weiterhin sein wird, hätte man durchaus auch vor drei, vier Jahren bereits abschätzen können. Wer sich da auf die Suche nach Unternehmen machte, die sich speziell in diesem Bereich zu etablieren versuchen, wäre auf Wirecard gestossen. Und auch, wenn damals wie heute die Dividende nicht gerade beeindrucken konnte: Das Wachstum von Umsatz und Gewinn war schon vor einigen Jahren sehr konstant und die Perspektive überaus spannend. Man sieht: Wer sich genau überlegt, was er/sie sich ins Depot holt, statt sich auf simple Listen trockener Zahlen zu reduzieren, hätte hier einen Star entdeckt und eingesammelt.
Wenn alles passt: Ab auf die Watchlist!
Wenn alle Kriterien erfüllt sind, wenn Bewertung, Wachstum, Dividende und Perspektive gut aussehen, dann sollte man umgehend zugreifen … oder? Nein, das sollte man nicht. Denn was spricht dagegen zu warten, bis eine solche Aktie tatsächlich entscheidende charttechnische Hürden überwindet, einen Aufwärtstrend etabliert oder innerhalb eines Aufwärtstrends einen Rücksetzer vollzieht, der einen günstigeren Einstieg ermöglicht?
Keine Aktie ist eine Einbahnstrasse, auch nicht die allerbesten. Und auch, wenn gute Aktien langfristig grundsätzlich steigen: Selbst auf fünf, zehn oder mehr Jahre macht es durchaus einen grossen Unterschied, ob man unglücklich nahe eines mehrjährigen Hochs eingestiegen ist oder eine Trendwende, eine Korrektur oder auch nur einen ordentlichen, kurzfristigen Rücksetzer abgepasst hat, um einzusteigen.
Daher bietet es sich an, als geeignet identifizierte Aktien auf eine Beobachtungsliste zu packen und regelmässig zu prüfen, ob die Charttechnik eine günstige Kaufgelegenheit bietet oder nicht. Am hier gezeigten Beispiel der Amazon-Aktie sehen Sie:
Diese Aktie hat eine unglaubliche Karriere hinter sich. Wer hier früh erkannte, dass der Onlinehandel sich durchsetzen wird und sich amazon.com geschickt eine markbeherrschende Position erarbeitet hat, hätte bereits ein Vermögen gemacht. Aber selbst vor zwei, drei Jahren wäre man noch rechtzeitig für immense Gewinne gekommen. Nur macht es eben einen nicht unerheblichen Unterschied, ob man in den letzten Jahren jeweils nahe an einem Zwischenhoch eingestiegen wäre oder die Geduld aufgebracht hätte, die Amazon-Aktie auf die Beobachtungsliste zu legen und nach einem Test der im Chart eingezeichneten 200-Tage-Linie bzw. deren Rückeroberung zu kaufen!
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