Endlich ist es mal wieder so weit. American Express hat einen grösseren Rücksetzer verzeichnet. Jetzt zuschlagen?
Mehr als nur ein Zahlungsmittel
American Express hat sich als Premium-Anbieter im Bereich der Kreditkarten positioniert.
Die verschiedenen Karten kosten vergleichsweise viel, kommen aber je nach Typ mit erheblichen Vorteilen, die sonst keiner der Konkurrenten anbieten kann.
Das wird vor allem am oberen Ende der Skala klar. Die Platin-Amex kostet 720 Euro pro Jahr.
Im Gegenzug erhält man aber auch ein umfassendes Versicherungspaket, jährliches Reiseguthaben, kostenloser Zugang zu weltweit 1.200 Flughafen-Lounges sowie eine bevorzugte Behandlung bei etlichen Airline-, Hotel-, Reise- und Mietwagen-Partnern sowie Restaurants. Das umfasst unter anderem auch kostenlose Zimmer-Upgrades in Hotels.
Das soll keine Werbung sein, aber man muss das wissen, um zu verstehen, dass sich Amex massgeblich von Visa und Mastercard unterscheidet. Man spricht eine ganz andere Zielgruppe an.
Das Geschäft ist auch vollkommen anders aufgebaut. American Express ist ein geschlossenes System und übernimmt die gesamte Zahlungsabwicklung sowie die Ausgabe von Kreditkarten selbst, während bei Visa und Mastercard eine Vielzahl von anderen Unternehmen involviert ist.
Expansion in neue Märkte
Das macht die Expansion schwieriger, da man nicht auf die Services von Banken, Kreditkarten-Issuern usw. zugreifen kann, im Gegenzug hat man aber alles selbst in der Hand.
Das dürfte auch der Hauptgrund sein, warum American Express in vielen Ländern nicht genutzt werden kann.
Was sich zunächst wie ein Problem anhört, bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit zur geographischen Expansion. Hier ist American Express längst nicht am Ende angekommen.
Durch den Fokus auf ein Premium-Angebot hat man auch die entsprechenden Kunden gewonnen.
In den USA sind beispielsweise nur 7,5 % aller Kreditkarten von American Express, auf sie entfallen aber in etwa 20 % aller mit Kreditkarten getätigten Umsätze.
In Anbetracht dieser Tatsache ist es fast erstaunlich, dass die Margen nicht höher sind als die von Visa oder Mastercard. Aber nur fast, denn wir haben ja bereits gesehen, welchen Service und welche Benefits American Express seinen Kunden anbietet. Das kostet natürlich Geld.
Wie ein Uhrwerk
In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 33,4 auf 60,4 Mrd. USD gesteigert werden.
Gleichzeitig wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 1.045 auf 735 Millionen Stück massiv reduziert.
Im Gegenzug kletterte das Ergebnis von 5,56 auf 11,21 USD je Aktie.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich das Wachstum nochmal deutlich beschleunigt. In den USA sind Kreditkarten weit verbreitet, doch auch ausserhalb der USA ist es ab 2020 zu einer Adaptionswelle gekommen.
Darüber hinaus profitiert das Unternehmen von höheren Zinsen.
American Express könnte in diesem Jahr fast doppelt so viel verdienen wie 2019. Aus all den genannten Gründen habe ich mich schon öfter positiv zur Aktie geäussert, beispielsweise am 24.07.2023.
Damals lautete der Titel der Analyse „Benjamin Graham und American Express: Viel Wachstum für wenig Geld“. Anschliessend hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.
Dank der jüngsten Korrektur passt der Titel auch heute wieder wie die Faust aufs Auge.
Ausblick und Bewertung
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr hat man die Erwartungen durchweg übertroffen.
Der Konzernumsatz konnte um 9 % auf 65,9 Mrd. USD gesteigert werden. Da die Kosten nur um 6 % gestiegen sind und die Zahl der Aktien gesunken ist, kam es zu einem Gewinnsprung um 25 % auf 14,01 USD je Aktie.
Die Quartalsdividende wurde um 17 % auf 0,82 USD je Aktie erhöht, was einer Dividendenrendite von 1,23 % entspricht.
Für das laufende Geschäftsjahr stellt man ein Ergebnis von 15,00 – 15,50 USD in Aussicht.
American Express kommt demnach auf eine forward P/E von 17,3. Das ist im Verhältnis zu den geschäftlichen Charakteristiken und den vorliegenden Wachstumsraten problemlos vertretbar.
Darüber hinaus sollte man bei American Express immer damit rechnen, dass die hauseigenen Prognosen zu niedrig sind.

American Express hat eine umfassende Korrektur vollzogen, stösst in der Unterstützungszone bei 260 – 266 USD jedoch auf Kaufinteresse.
Gelingt ein Anstieg über das Hoch von vergangener Woche bei 269 USD, könnten die Bullen das Ruder übernehmen. Mögliche Kursziele liegen bei 278 und 290 – 291 USD.
Fällt die Aktie jedoch per Wochenschluss unter 260 USD, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 250 und 245 USD gerechnet werden.
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