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Equinor ist der wichtigste Gaslieferant Europas und bietet eine Dividendenrendite von 11%, die obendrein quartalsweise ausgeschüttet wird.
Ein lohnendes Investment
Ein täglicher Blick in die Tops und Flops der grössten Indizes ist gut investierte Zeit. Daneben schaue ich mir auch gerne die meistgesuchten Aktien an. Abgesehen von den üblichen Verdächtigen wie Tesla oder Amazon, tauchen dort auch immer wieder eher unbekannte Werte auf.
In vielen Fällen ist das ein echtes Warnsignal. Statistisch gesehen performen die Aktien, die das grösste Anlegerinteresse auf sich ziehen, äusserst schlecht.
Wir hatten auf diesen Zusammenhang bereits mehrfach hingewiesen, zuletzt hier:
Eine kleine Anekdote zu PepsiCo, Byd, Tesla, BASF, Volkswagen und Biontech
Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen und daher lohnt sich ein kleines Resümee. Damals standen Byd, Tesla, BASF, Volkswagen, Biontech, Plug Power, PayPal, Deutsche Bank, Bayer, PepsiCo, Osram, Lanxess, Tsingtao und Duerr im Fokus der Anleger.
So haben die Aktien in den letzten 6 Monaten abgeschnitten:
BYD +1%
Tesla +34%
BASF -5%
Volkswagen -6%
Biontech -7%
Plug Power -48%
PayPal -6%
Deutsche Bank +14%
Bayer -23%
PepsiCo -12%
AMS-Osram -44%
Lanxess -32%
Tsingtao -27%
Duerr -26%
Die meisten Aktien sind massiv abgestürzt, im Durchschnitt liegt das Minus bei 13,5% und das innerhalb weniger Monate.
Der Dax hat sich in diesem Zeitraum nicht vom Fleck bewegt und der S&P 500 ist sogar um 8,4% gestiegen.
Die Underperformance der Anlegerlieblinge ist erschreckend, und dass nicht zum ersten Mal.
Kurssturz der Anlegerlieblinge: Ein düsteres Omen für Equinor
Für Equinor sind das schlechte Vorzeichen, denn dabei handelt es sich um eine der Aktien, die aktuell besonders viel Aufmerksamkeit bekommen.
Warum so viele deutsche Anleger an einem norwegischen Versorger interessiert sind, lässt sich aber leicht erklären.
Das Unternehmen kommt derzeit nur auf ein KGV von 8,0 und bietet obendrein eine Dividendenrendite vom 11,2%.
Das sind schlagende Argumente, doch sie werfen auch einige Fragen auf.
Das Erste, was mich an Equinor stört, ist die langfristige Kursentwicklung. Die Aktie läuft seit anderthalb Jahrzehnten seitwärts.
Das bedeutet, dass das Unternehmen über einen sehr langen Zeitraum, keine substanziellen Fortschritte erzielt hat.
Daran gibt es nichts zu rütteln. Hätte sich der Gewinn in dieser Zeit vervielfacht, wäre mit der Aktie dasselbe geschehen.
Ein Blick in die Zahlen bestätigt das. Der Gewinn hat sich weitgehend seitwärts entwickelt, die Tendenz war eher abwärts.
Das ist aus statistischer Sicht der nächste Schlag gegen Equinor. Denn 80% der Outperformer der Vergangenheit, bleiben es auch in Zukunft. Das gilt sogar über Zeiträume von mehreren Jahrzehnten.
Die Risiken vermeintlicher Schnäppchen
Im Geschäftsjahr 2021 hat sich das jedoch gewaltig geändert. Equinor erzielte ein Rekordergebnis von 3,21 USD je Aktie und 2022 sogar einen Gewinn von 7,14 USD je Aktie.
Daher erhöhte man die Dividenden von 0,44 auf 1,39 USD je Aktie und zuletzt sogar auf 3,60 USD je Aktie.
Ausgeschüttet wird quartalsweise, zuletzt erhielten die Aktionäre am 14. November eine Dividende von 0,90 USD je Aktie.
Worauf sind die enormen Gewinnsprünge zurückzuführen? Equinor investiert stark in erneuerbare Energien wie Windkraft, Solarenergie und Wasserstoff, doch die wichtigste Einnahmequelle ist bis heute Öl und Gas.
Als die Preise nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs in die Höhe schossen, explodierten die Unternehmensgewinne und Equinor verdiente sich eine goldene Nase.
Das ist ein offensichtliches Problem, denn der Öl- und Gaspreis ist längst nicht mehr dort, wo er zu dieser Zeit stand.
Öl der Sorte Brent wurde 2022 zeitweise für 135 Dollar je Barrel gehandelt, aktuell liegt der Ölpreis bei 78,46 USD. Der Gaspreis ist sogar noch sehr viel stärker eingebrochen und hat in etwa zwei Drittel an Wert verloren.
Auf dem absteigenden Ast
Für Equinor bedeutet das nicht nur, dass der Gewinn sinken wird, sondern auch, dass man die Dividende bald wieder senken muss.
Tatsächlich steckt Equinor bereits mitten im Abschwung. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ist der Umsatz um 33% auf 78,1 Mrd. USD gesunken.
Das Nettoergebnis ist sogar um 55% auf 9,3 Mrd. USD eingebrochen.
Unter dem Strich wird der Gewinn in diesem Jahr voraussichtlich um 45% auf 3,95 USD je Aktie sinken.
Bisher geht man an der Börse davon aus, dass das Ergebnis anschliessend weitgehend stagnieren wird. Die Dividende soll 2024 jedoch von 3,60 auf 2,95 USD je Aktie gekürzt werden und im Folgejahr dann auf 2,20 USD sinken.
Ich denke, die Gewinnerwartungen sind zu optimistisch, möglicherweise sogar in erheblichem Ausmass.
Doch selbst wenn das nicht der Fall sein wird, wird der stagnierende Gewinn sicherlich keine Begeisterung mehr auslösen.
Das gilt umso mehr, wenn gleichzeitig die Dividende wieder gesenkt werden muss.
Den ersten subtilen Schritt in diese Richtung hat Equinor bereits unternommen. Die reguläre Quartalsdividende wurde von 0,30 auf 0,20 USD je Aktie gesenkt.
Bisher kompensiert man das noch mit einer Sonderdividende von 0,70 USD je Aktie und Quartal, doch wie lange noch?
Bei Equinor dürfte die Zeit gegen die Anleger spielen, die Uhr tickt.
Equinor befindet sich unmittelbar an der zentralen Unterstützung bei 31,50 USD. Fällt die Aktie per Wochenschluss unter diese Marke, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 30 oder 28,50 USD eingeplant werden.
Es wäre auch möglich, dass das bisherige Jahrestief nahe 25 USD angesteuert wird.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 33 USD, könnte das Jahreshoch nahe 34,50 USD angesteuert werden. Darüber würde sich das Chartbild deutlich aufhellen.
Der Chart bezieht sich auf die Notierung an der NYSE in US-Dollar.
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