Eher Fischkutter als Containerschiff, so könnte man die Ankündigungen der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd zusammenfassen. Geplant war der Börsengang in einer Grössenordnung von rund einer Milliarde Euro, das Unternehmen selbst wollte ursprünglich allerdings sogar mit fünf Milliarden Euro bewertet werden.
Hapag-Lloyd – Mit halber Kraft an die Börse
Von den angesprochenen Beträgen ist längst keine Rede mehr, denn die Investoren haben der viertgrössten Container-Reederei der Welt eine gehörige Schrumpfkur verpasst, da sich für die anfänglich anberaumte Preisspanne von 23 bis 29 Euro je Anteilsschein nicht genügend Abnehmer fanden. Ähnliche Erfahrungen machten im IPO Herbst 2015 auch schon andere Börsenneulinge, wie Covestro und Schaeffler. Auch diese Unternehmen mussten ihre Erwartungen senken sowie die Zeichnungsfrist verlängern. Diesen Weg geht jetzt auch der Hamburger Containerexperte Hapag-Lloyd. Der ursprünglich für den 30. Oktober geplante Börsengang wurde auf den 6. November verschoben. Dementsprechend hat der Vorstand um Rolf Habben Jansen eine Woche mehr Zeit, die Investoren für sein Unternehmen zu begeistern. Vermutlich werden sich für die Aktie dennoch nur Abnehmer im unteren Preisbereich finden, obwohl die Preisspanne auf 20 bis 22 Euro deutlich gesenkt wurde.
Hapag-Lloyd geringer bewertet als ein StartUp
Bei derzeit prognostizierten Preisen für die Aktie würde der weltweit viertgrösste und profitabel arbeitende Reederer mit 2,4 Milliarden Euro demnach deutlich geringer bewertet werden, als der Lebensmittellieferdienst „helloFresh“ aus dem Hause Rocket Internet. Zur Erinnerung: Das ebenfalls an die Börse strebende StartUp arbeitet aktuell defizitär und hat noch keinen einzigen Cent verdient.
Dies ist für die aktuellen Anteilseigner von Hapag-Lloyd schmerzhaft und macht sich vor allem finanziell bemerkbar. Speziell für TUI und die Stadt Hamburg ist die geringere Bewertung dramatisch. Beide Eigner werden an einer Wertberichtigung ihrer Anteile nicht vorbeikommen, denn TUI führt seine aktuell 13,9% mit rund 33 Euro in den Büchern und die Hansestadt Hamburg, welche über eine Beteiligungsgesellschaft als zweitgrösster Anteilseigner mit gut 23 % am Börsenneuling beteiligt ist, hat die stückweise aufgebaute Beteiligung mit einem Durchschnittspreis von rund 40 Euro je Papier bezahlt. Diese Preise sind derzeit allerdings unerreichbar.
„Den perfekten Zeitpunkt für einen Börsengang erwischt man nie“, hatte Vorstandschef Rolf Habben Jansen noch Ende September gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters verlauten lassen. Einen denkbar schlechteren Zeitpunkt hätten die Hanseaten jedoch kaum wählen können, denn der Weltmarktführer Moeller-Maersk gab kürzlich eine Gewinnwarnung heraus. Verantwortlich dafür machten die Dänen eine Verlangsamung der Container-Schifffahrt und eine damit einhergehende Abschwächung des Welthandels. Diese Sorge wird auch durch die Konjunkturschwierigkeiten aus China befeuert. Hapag-Lloyd versucht die Anleger dennoch zu beruhigen. Die prognostizierte operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) werde wie geplant „im hohen einstelligen Bereich“ liegen. Das Unternehmen Hapag-Lloyd profitiert hierbei vom gut gelaufenen ersten Halbjahr, in welchem die Marge bei 10,6 Prozent lag. Im Juli und August konnten immerhin noch 8,5 Prozent erreicht werden.
Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern
Das sinkende Frachtaufkommen weltweit sowie die Gewinnwarnung des Konkurrenten Moeller-Maersk lassen Hapag-Lloyd Vorstandschef Jansen jedoch nicht verzweifeln, da dieser den Börsengang in jedem Fall über die Bühne bringen möchte. Schliesslich wurde der Gang aufs Parkett schon mehrfach ins Auge gefasst, zuletzt im Frühjahr 2011. Damals hatten jedoch die aus der Atomkatastrophe in Japan resultierenden Turbulenzen die Pläne durchkreuzt, denn auch die Hapag-Lloyd Reederei wurde von der folgenden weltweiten Schifffahrtskrise erfasst und zog die IPO-Pläne daraufhin zurück. Gänzlich verworfen wurden die Pläne für einen Börsengang jedoch nie.
Jetzt – gute viereinhalb Jahre später – soll es endlich soweit sein. Dafür liegen 13,2 Millionen Anteilsscheine für die Investoren bereit. Insgesamt sollen, trotz der nach unten korrigierten Aktienmenge und der gesenkten Preisspanne, noch 265 Millionen Euro eingenommen werden. Von diesen Einnahmen plant das Unternehmen weitere Schiffe und Container zu beschaffen und würde damit die aktuell 188 Schiffe umfassende Flotte weiter ausbauen. Ein verbindlicher Beschluss des Vorstandes liegt jedoch noch nicht vor.
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Offenlegung gemäss § 34b WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht investiert.
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