Droht ein schleichender Niedergang oder ist dies das finale Tief? Wird Klöckner im volatilen Stahlmarkt bestehen können?
Das ist die Realität der Branche
Klöckner ist einer der grössten produzentenunabhängigen Stahl- und Metallhändler in Europa und Nordamerika. Der Konzern agiert als Bindeglied zwischen der Stahlerzeugung und den Verbrauchern.
Die Stahlbranche, die traditionell als energieintensiv und relativ konservativ gilt, steht zunehmend unter Druck, sich an umweltpolitische Vorgaben und Marktanforderungen anzupassen. Der Stahlhandel leidet unter Preisschwankungen, starkem Wettbewerb aus Asien und der Notwendigkeit, nachhaltige Lieferketten zu schaffen.
Darüber hinaus ist das Stahlgeschäft ausserordentlich konjunkturanfällig. Unternehmen in solchen Branchen müssen also in guten Zeiten überdurchschnittlich wachsen und sich ein Polster zulegen.
Auf die Richtung kommt es an
Bei Klöckner ist aber nicht mal ein positiver Trend zu erkennen. Im letzten Geschäftsjahr war der Umsatz niedriger als in den beiden vorherigen Jahren und beispielsweise auch niedriger als vor über zehn Jahren.
Mit dem Geschäft geht es also bestenfalls seitwärts und definitiv nicht aufwärts.
Darüber hinaus hat man Probleme mit der Profitabilität. Die operative Marge tendiert in der Regel gegen null, in vielen Jahren ist man gar nicht profitabel.
In den letzten fünf Jahren hat man dreimal rote Zahlen geschrieben und 2024 dürfte das auch wieder der Fall sein.
Hinzu kommt, dass das Geschäft kapitalintensiv ist. Alles, was man erwirtschaftet, muss umgehend wieder reinvestiert werden – ohne, dass dadurch Umsatz und Gewinn steigen würden. Das Geld versickert einfach.
All das wird sich nicht ändern. Über die wichtigsten Faktoren, die über den Erfolg des Unternehmens entscheiden, hat Klöckner keinerlei Kontrolle. Der Stahlmarkt, und die wirtschaftlichen sowie politischen Rahmenbedingungen sind, wie sie sind.
Daher habe ich in der Vergangenheit auch immer wieder von der Aktie abgeraten.
Wieder am Boden: Gelegenheit oder Zwischenstopp?
Mit Blick auf all diese Themen ist es kein Wunder, dass jede Rallye von Klöckner am Ende wieder abverkauft wird.
Läuft es gerade mal wieder gut, keimt Hoffnung, doch die zerschlägt sich am Ende wieder.
Das Einzige, was das Kursgeschehen von Klöckner beweist, sind die Kurzsichtigkeit und Ineffizienz der Börse. Vielleicht beweist es auch, dass die meisten Anleger keine Ahnung davon haben, was sie da eigentlich tun.
Wenn es mit einer Aktie 10, 15 oder auch 20 Jahre lang tendenziell abwärts geht, geschieht das nicht grundlos.
Wäre das Unternehmen gesund, würde wachsen und den Gewinn nachhaltig steigern, würden die Kurse das reflektieren.
Wenn Aktien über derartige Zeiträume nicht steigen, dann liegen in den allermeisten Fällen grundlegende Probleme vor, die man in all dieser Zeit nicht lösen konnte. Manchmal sind sie unlösbar.
Hüten Sie sich vor derartigen Aktien, es gibt erschreckend viele davon. Denn am Ende mündet ein Investment immer im Fiasko.
Das bedeutet nicht, dass Klöckner nicht irgendwann wieder auf 8 oder 10 Euro steigen kann. Es bedeutet aber, dass Klöckner danach wieder auf 4 oder 5 Euro fallen oder sogar ein neues Allzeittief markieren könnte.
Wie sind die Quartalszahlen ausgefallen?
Das laufende Geschäftsjahr und die heutigen Quartalszahlen sollten daher niemanden überraschen.
Klöckner konnte den Stahlabsatz in Q3 zwar steigern, aufgrund der niedrigeren Preise ist der Umsatz jedoch von 1,76 auf 1,65 Mrd. Euro gesunken.
Wie bereits zuvor ausgeführt: Über die wichtigsten Faktoren, die über den Erfolg des Unternehmens entscheiden, hat Klöckner keinerlei Kontrolle.
Dadurch ist der Rohertrag von 282 auf 262 Mio. Euro gesunken, die Rohertragsmarge lag bei 15,9 %.
Das EBITDA ist von 44 auf 13 Mio. Euro eingebrochen. Beide Kennzahlen zeigen, wie hauchdünn die Gewinnspannen von Klöckner sind.
Das Konzernergebnis ist von -12 auf -29 Mio. Euro, respektive von -0,04 auf -0,29 Euro je Aktie, gesunken.
In Summe hat man in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von -0,55 Euro je Aktie eingefahren und einen negativen freien Cashflow von -120 Mio. Euro verzeichnet.
Der operative und der freie Cashflow waren negativ, das gilt für das dritte Quartal und für die ersten drei Quartale in Summe.
Es ist bezeichnend, dass die Börse auf diese Quartalszahlen nicht reagiert, doch es sind nun mal keine Neuigkeiten, dass es bei Klöckner schlecht läuft – es ist ein Dauerzustand.
Dem Börsenwert von 476 Mio. Euro stehen Nettoschulden von 872 Mio. Euro gegenüber. Wäre das Eigenkapital nicht so hoch, wäre Klöckner ein heisser Insolvenzkandidat.
Die Börse sendet mit dem niedrigen Börsenwert im Verhältnis zum Eigenkapital aber auch ein klares Signal: Die Kapitalrendite von Klöckner ist schlecht bis nicht existent.
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