Beim IT-Dienstleister Nagarro wurde die Jahresprognose angepasst, die Aktie brach massiv ein. Was dabei indes bemerkenswert ist: Die Prognose-Anpassung war sehr klein, der Kursverlust hingegen gewaltig. Das ist ungewöhnlich genug, um genauer hinzusehen.
Das im TecDAX gelistete IT-Unternehmen senkte den Umsatzausblick für das Gesamtjahr von zuvor einer Milliarde Euro auf 960 Millionen. Das ist eine Korrektur, die man sich eigentlich sogar hätte sparen können, so gering fällt sie aus. Zwar könnte so etwas in Sachen Gewinn eine Hebelwirkung haben, aber nur die Brutto-Gewinnmarge sieht Nagarro mit jetzt 30 nach bislang 31 Prozent ein wenig niedriger, die operative Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Marge) aber prognostiziert das Unternehmen mit 14 Prozent unverändert.
Will heissen: In Sachen Gewinn ist mit dieser neuen Prognose gar nichts angebrannt. Warum also ein solcher Kursrutsch? Fürchten die Anleger, dass da womöglich mehr nachkommt? Oder war die Aktie so teuer, dass selbst winzige Korrekturen der Rahmendaten grosse Folgen haben?
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Expertenmeinung: So, wie sich das darstellt, haben wir hier eher eine Art „Verkettung unglücklicher Umstände“ vor uns. Es fällt auf, dass auch die Aktie dieses IT-Dienstleisters im Zuge der „China-Hoffnungs-Rallye“ massiv durchstartete. Wohl, weil man unterstellte bzw. hoffte, dass die Investitionszurückhaltung der Unternehmen mit einem schnell und deutlich anspringenden Wachstum in China als einem der Kernmärkte vieler Branchen zügig einer steigenden Nachfrage weichen würde.
Während viele Aktien der von der China-Schwäche betroffenen Branchen aber wieder zurückgefallen sind, versuchten die Käufer bei Nagarro weiterhin, das bisherige Jahreshoch von 94,30 Euro, das zu Jahresbeginn ausgebildet wurde, zu überwinden. Und genau da erwischte die Bullen diese eigentlich harmlose, aber unerwartete Prognose-Anpassung.
Da Nagarro eine eher marktenge Aktie ist, hatten bereits erste, womöglich aus dem Affekt heraus vorgenommene Verkäufe eine immense Wirkung. Zahlreicher als üblich ausfallende Verkaufsorders, die auf ein Orderbuch mit eher wenigen Kauforders treffen, führen bei Aktien mit mässigen Umsätzen gerne mal dazu, dass der Kurs rasant nach unten durchgereicht wird, zumal in diesem Fall ein weiterer Punkt hinzugekommen sein dürfte:
Wir sehen, dass das jetzt entstandene, kurzfristige Topp zwei „Köpfe“ hat. Der erste Versuch, über das Jahreshoch bei 94,30 Euro zu kommen, gelang nicht, was zu einem kleinen Rücksetzer führte. Am vergangenen Freitag versuchten es die Käufer dann erneut, sodass dieses kleine Zwischentief bei 87 Euro vom vergangenen Donnerstag entstand, das viele Bullen wohl als Basis eines Stop Loss gewählt haben dürften, für den Fall, dass es doch nicht nach oben hinausgeht.
Und da der Kurs durch die ersten Verkäufe in die Zone unter diesem Zwischentief gedrückt wurde, dürften auf der Verkaufsseite sofort noch viel mehr Aktien durch ausgelöste Stop Loss-Verkaufsorders aufgetaucht sein.
Dass da erst einmal an einem Tag, an dem die US-Börsen unerwartet ihre Rekordjagd unterbrechen und auch an den Euro-Märkten kaum noch Pluszeichen zu finden waren, nicht allzu viele entschlossen die Hand aufhielten, ist verständlich, aber:
Die Nagarro-Aktie hätte jetzt nicht nur deutlich zurückgesetzt, sie notiert auch auf der 200-Tage-Linie als wichtige Unterstützung, wäre mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis um 20 auch ohne China-Schubkraft nicht gerade teuer bewertet und wie gesagt: Diese Prognose-Anpassung war einen solchen Abriss nicht wert. Sollte diese 200-Tage-Linie nicht halten, könnte die Aktie schnell bis zum nächsten Support bei 70 Euro durchgereicht werden … aber schon jetzt wäre diese Situation für risikofreudige Anleger eine, die sie im Auge behalten sollten!
Quellenangaben: Anpassung der 2024er-Prognose, 15.10.2024: https://www.nagarro.com/de/investor-relations/ad-hocs-news-and-notifications?id=2862619&type=adhoc&locale=de
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