Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das Tech-Schwergewicht hat im gestrigen Handel erneut für Verkaufsdruck an der technologielastigen Nasdaq gesorgt. Der Halbleiterkonzern, der mit einer Marktkapitalisierung von um die 2,77 Billionen USD eine hohe Gewichtung im Index aufweist, verlor fast 6 % an Wert und setzte seinen zuletzt bärischen Trendverlauf fort.
Die technische Gegenreaktion der letzten beiden Handelswochen scheint damit vorerst beendet, und im Chart zeigt sich ein weiteres tieferes Hoch. Der Versuch der Bullen, sich der 200-Tage-Linie zu nähern, scheiterte deutlich. Weiterhin scheinen die Bären die Oberhand zu behalten.
Expertenmeinung: Auffallend war in den letzten Tagen, dass die Aktie mit fallendem Handelsvolumen gestiegen ist – kein sonderlich positives Zeichen. Der schwindende Kaufdruck wurde umgehend von den Bären genutzt, um eine deutliche Kurswende nach unten einzuleiten.
Nun könnte ein erneuter Test des Tiefs von Anfang März bevorstehen. Es bleibt abzuwarten, ob die Bullen dieses Niveau verteidigen können. Falls nicht, könnte sich der Abverkauf weiter beschleunigen. Insgesamt bleibt das charttechnische Bild für Nvidia vorerst angeschlagen.
Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Ausserdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
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Vorherige Analysen der NVIDIA Aktie
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der US-amerikanische Chiphersteller befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Korrektur – wir haben darüber berichtet. Zuletzt haben die Bären das Pivot-Tief von Anfang Februar attackiert, doch es blieb bei einer vorübergehenden Verletzung des Bodens bei rund 113 USD.
Mit der Rückeroberung dieser Ebene konnten die Bullen kurzfristig wieder etwas Stärke zeigen. Die Nvidia-Aktie zog deutlich an, scheiterte jedoch beim Versuch, die 50- oder gar die 200-Tage-Linie zurückzuerobern. Unverzüglich ging es zu Wochenbeginn wieder in Richtung Süden. Es scheint, als könnte der Bounce nun schon wieder vorüber sein.
Expertenmeinung: Der Bounce erfolgte mit stetig fallendem Handelsvolumen, was auf eine Schwäche bei den Käufern hindeutet. Im gestrigen Handel wurde erstmals wieder ein tieferes Tagestief erreicht, woraufhin das Handelsvolumen sofort wieder anzog.
Aus technischer Sicht scheinen die Bären nach wie vor die Kontrolle zu haben. Zudem war die Bildung eines weiteren tieferen Hochs zu beobachten. Vorerst gibt es also bei Nvidia noch keine Entwarnung. Jetzt könnte den Bullen nur noch ein höheres Tief gegenüber der Marke von rund 105 USD helfen.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: In der letzten Woche, kurz nach der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse, hatte ich in meiner Betrachtung von Nvidia ein mögliches Ende der Rallye im KI-Bereich erwähnt.
Bei der Nvidia-Aktie lag der Fokus auf zwei Ebenen, dem Widerstand bei 143.44 USD und der Unterstützung bei 124.44 USD. Ein Bruch einer der beiden Marken hätte ein neues Kauf- bzw. Verkaufssignal zur Folge gehabt. Die Bären haben den Kampf gewonnen. Die Unterstützung fiel, und die danach folgenden Kursverluste waren deutlich. Nun droht der bereits intakte Abwärtstrend sich zu beschleunigen.
Expertenmeinung: Das Handelsvolumen in den letzten Tagen war auf der Abwärtsseite überdurchschnittlich hoch. Dies deutet darauf hin, dass zahlreiche Anleger derzeit Gewinne realisieren, wodurch die Wahrscheinlichkeit auf einen nachhaltigen Trendwechsel zum aktuellen Zeitpunkt gering erscheint.
Sollte nun auch das Pivot-Tief von Januar fallen – ein Niveau, das die Kurse zwischenzeitlich schon erreicht haben – könnte ein Rücklauf bis zur nächsten psychologisch wichtigen Marke bei 100 USD drohen. Dies scheint vorerst das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Tage und Wochen zu sein.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Gestern nach Börsenschluss wurden von Nvidia die Zahlen zum abgelaufenen Quartal veröffentlicht, welche von Anlegern mit Spannung erwartet wurden. Die gute Nachricht: Die Flüsterschätzungen von 89 Cent je Aktie konnte der Chipproduzent im Gewinnbereich erreichen und der Umsatz lag mit 39,33 Milliarden USD über den von Analysten erwarteten 37,72 Milliarden USD. Zudem wurden die Aussichten für das vierte Quartal grösstenteils bestätigt.
Trotz dieser positiven Ergebnisse reagierte die Nvidia-Aktie im nachbörslichen Handel mit einem kleinen Abschlag unter die Marke von 130 USD. Es bleibt abzuwarten, ob die im Februar gestartete Erholung jetzt gefährdet ist.
Expertenmeinung: Eine euphorische Reaktion blieb nach den Zahlen aus. Die Aktie befindet sich weiterhin in einer bärischen Trendphase, geprägt von einer klaren Abfolge tieferer Hochs und tieferer Tiefs. Die zuletzt gestartete Erholung führte zumindest dazu, dass das im Januar entstandene Gap geschlossen werden konnte.
Die weitere Kursentwicklung dürfte sich nun zwischen den Marken von 143,44 USD und 124,44 USD entscheiden. Sowohl ein Ausbruch nach oben als auch ein Bruch nach unten könnte neue technische Kauf- beziehungsweise Verkaufssignale auslösen. Solange die Bären dominieren, bleibe ich vorerst bei einer neutralen Bewertung. Die Aktie scheint noch nicht über den Berg zu sein.
Als das chinesische Start-up „DeepSeek“ verkündete, man habe eine KI-Plattform geschaffen, die in kürzerer Zeit und mit weitaus weniger Aufwand als US-KI-Plattformen zustande kam, brach die Nvidia-Aktie ein. Der Gesamtmarkt zog zwar wieder an … Nvidia bislang aber nicht.
Nvidia ist das Flaggschiff des KI-Booms. Nvidias Chips sind führend in diesem Technologiebereich. Und bislang konnte niemand an das Unternehmen heranreichen. Entsprechend stetig stieg die Aktie auf Basis rapide steigender Umsätze, beeindruckender Margen und dadurch noch schneller steigender Gewinne. Kein Wunder, dass die Erwartungen und Einschätzungen der Experten ungewöhnlich einhellig bullisch sind:
Von den 63 die Aktie regelmässig beobachtenden Analysten werten die Aktie 59 als Kauf, der Rest rät, sie zu halten. Zum Verkauf rät derzeit niemand. Das Kursziel liegt, im Schnitt, bei 174 US-Dollar und damit nicht nur meilenweit über dem derzeitigen Kurs, sondern auch weit über dem bisherigen Rekordhoch. Aber dieser Optimismus basiert auf einer Voraussetzung:
Nämlich der, dass der KI-Boom nicht nur weitergeht, sondern sich noch intensiviert und das immense Kapital, das dafür aufgewendet wird, Nvidia überproportional profitieren lässt. Aber an diesem Szenario beginnen die ersten jetzt zu zweifeln, nachdem ein Start-up namens DeepSeek in China eine KI-Plattform mit weit weniger Kosten- und Zeitaufwand auf die Beine gestellt hat, als das bei Plattformen wie ChatGPT nötig war, dieser aber nach eigener Aussage das Wasser reichen kann. Platzt damit die Erwartung eines fortgesetzten, rasanten Umsatz- und Gewinnwachstums bei Nvidia, das nötig wäre, um die Bewertung der Aktie zu rechtfertigen?
Expertenmeinung: Man ist sich darüber bislang zwar uneins, aber der Zweifel steckt den Tradern offensichtlich wie ein Stachel im Fleisch. Denn wäre es bei einem kurzen Schrecken geblieben, hätte man entspannt abgewunken und wäre zur bullischen Tagesordnung übergegangen das Chartbild müsste diese Gelassenheit widerspiegeln. Tut es aber nicht.
Wir sehen, dass diese Nachricht von DeepSeek die Aktie aus einer seit Oktober bestehenden Handelsspanne nach unten herausgedrückt hat, nachdem man zuvor gerade einen Anlauf unternommen hatte, diese Range nach oben zu verlassen. Der Kurs wurde zwar an der nächstgelegenen Supportlinie in Form der 200-Tage-Linie aufgefangen. Aber das war zu Beginn der vergangenen Woche. Wären die Bullen der festen Überzeugung, dass es sich da nur um einen Sturm im Wasserglas handelt, wäre Nvidia längst wieder über die jetzt als Widerstand fungierende, untere Begrenzungszone der alten Handelsspanne bei 126,86/131,26 US-Dollar hinausgelaufen. Dass man dahingehend bislang nicht einmal einen glaubwürdigen Ansatz sieht, ist kritisch.
Sollte die Aktie das Vorwochen-Verlaufstief bei 116,25 US-Dollar unterbieten, wäre das ein markantes Indiz dafür, dass das Bullen-Lager einem zunehmenden Druck nicht mehr standhalten kann oder will; in diesem Fall müsste man mit einem schnellen, weiteren Abstieg in die Region 90 zu 100 US-Dollar rechnen, hier bleibt also Vorsicht geboten.
DeepSeek R1 erschüttert die KI-Branche mit bahnbrechender Effizienz und stellt die Machtverhältnisse der Grossen in Frage. Nvidia stürzt ab.
Nvidia unter Druck: Ein „neuer“ Spieler bringt die Branche ins Wanken
DeepSeek R1 ist ein von dem chinesischen KI-Startup DeepSeek entwickeltes Open-Source-Sprachmodell, das in mehreren Benchmarks beeindruckende Ergebnisse erzielt hat. Den neuesten Daten zufolge hält es mit führenden Modellen wie ChatGPT (OpenAI) und Gemini (Google) mit und übertrifft diese sogar in einigen Bereichen.
Das wäre für sich genommen keine grosse Neuigkeit, denn die Leitung der KI-Modelle steigt von Generation zu Generation und nach einem Update springen die jeweiligen Systeme regelmässig um einige Ränge.
Die eigentliche Neuigkeit ist, dass DeepSeek R1 mit einem Bruchteil der Kosten entwickelt wurde, die andere führende Unternehmen für ihre Modelle aufwenden. Es nutzt Reinforcement Learning (RL) und übertrifft in Benchmarks wie AIME 2024 und MATH-500 andere Modelle.
Reinforcement Learning ist ein Teilgebiet des maschinellen Lernens, bei dem eine KI durch die Interaktion mit ihrer Umgebung lernt, optimale Entscheidungen zu treffen. Der Kern von RL besteht darin, dass die KI durch Belohnungen und Bestrafungen lernt und dadurch ihr Verhalten anpasst, um eine möglichst hohe Gesamtbelohnung zu erzielen. Welche Überraschung, dass diese Idee in China grossen Anklang findet.
Die Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China scheinen ins Leere gelaufen zu sein. Stattdessen wurde man dort notgedrungen kreativ. Zumindest, wenn die Daten zum Hardware-Einsatz und zu den Kosten korrekt sind.
Die KI-Szene dürfte sich über die Neuigkeiten freuen, denn DeepSeek R1 ist Open Source und kann von jedem verwendet werden. Die API-Nutzung ist deutlich günstiger als bei vergleichbaren Modellen, was sie für Entwickler und Unternehmen attraktiv macht.
Open Source: Ist DeepSeek der Wendepunkt im KI-Wettlauf?
Trotz der technischen Fortschritte weist DeepSeek R1 aber auch Einschränkungen auf, insbesondere in Bezug auf die Diskussion politischer Themen. Das Modell vermeidet es, bestimmte Ereignisse oder Themen zu kommentieren, was auf implementierte Zensurmechanismen hindeuten könnte.
Die Einführung von DeepSeek R1 könnte dennoch erhebliche Auswirkungen auf den globalen KI-Markt haben. Durch die schlankere und kostengünstigere Struktur könnten weniger KI-Investitionen notwendig sein als bisher angenommen.
Daher stehen die Hardwarehersteller heute massiv unter Druck. Nvidia ist vorbörslich beispielsweise um 10 % eingebrochen.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die bisher führenden Unternehmen vom Thron gestossen werden könnten. Daher kommt beispielsweise auch Google unter Druck und gibt vorbörslich um 4,5 % nach.
Es ist derzeit kaum absehbar, wie OpenAI, Google, Meta & Co. auf diese Neuigkeiten reagieren werden. Streicht man die gigantischen KI-Budgets jetzt wieder zusammen?
Wie werden OpenAI, Google, Meta & Co. darauf reagieren?
Das Wahrscheinlichste ist aus meiner Sicht, dass das nicht passieren wird. Die laufenden Projekte haben Laufzeiten von vielen Jahren und können nicht mal eben eingestellt werden. Es ist aber wahrscheinlich, dass man weniger neue Projekte und Investitionsprogramme auflegt.
Darüber hinaus wird man bei OpenAI, Google, X, Meta & Co. fieberhaft daran arbeiten, Lehren aus DeepSeek R1 zu ziehen, um die eigenen Modelle effizienter zu gestalten.
Wird KI dadurch kostengünstiger und effizienter, wird das die Adaptionsgeschwindigkeit in der Wirtschaft und im Alltag zusätzlich befeuern. Das Rad könnte sich dadurch noch schneller drehen als ohnehin schon.
Die heutige Reaktion und die scharfen Kurseinbrüche, sagen meiner Meinung nach mehr über die Medien und den Umgang mit ihnen aus als über die KI-Branche. DeepSeek hat die Daten, wonach man in den gängigen Benchmarks mit OpenAI mithalten kann, bereits vor einer Woche veröffentlicht, es hat nur niemanden interessiert.
Und es dürfte selbstverständlich sein, dass das nicht die ersten Daten waren, die in diese Richtung gezeigt haben. Bereits seit Dezember 2023, also seit mehr als einem Jahr, veröffentlicht das Unternehmen beispielsweise immer wieder Updates auf X (ehemals Twitter). Dort lassen sich bereits im November Benchmark-Ergebnisse finden, die ähnlich aussehen wie die aktuellen Daten. Darauf, dass die API-Kosten bei DeepSeek niedriger sind, hat man ebenfalls schon vor Monaten hingewiesen.
DeepSeek könnte eine Veränderung in der KI-Branche anstossen. Ich frage mich jedoch ernsthaft, wie es einen überraschen kann, dass es in diesem jungen Wachstumsmarkt zu ruckartigen Durchbrüchen und unerwarteten Entwicklungen kommt.
Darüber hinaus kursieren inzwischen Gerüchte, wonach DeepSeek die US-Exportkontrollen umgangen und sich 50.000 Nvidia-GPUs vom Typ H100 von beschafft hat. Damit wären alle Aussagen zu der magischen Effizienz von Deepseek dahin.
Nvidia notiert vorbörslich 11,58 % im Minus bei 126,10 USD. Wird dieser Kurssturz im regulären Handel bestätigt, kommt es zu einem prozyklischen Verkaufssignal mit Kurszielen bei 120 und 115 USD.