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PVH meldet einen Gewinnsprung, erhöht die Prognose und erwartet ein Rekordergebnis. Zum Allzeithoch wären es knapp 80%.
Wer kennt schon PVH?
Was die Börse angeht, hat PVH ein handfestes Marketing-Problem. PVH steht für Phillips-Van Heusen und einer gleichnamigen Marke, die schon längst den sich ständig ändernden Modetrends zum Opfer gefallen ist.
Das Unternehmen war jedoch klug genug, Calvin Klein und Tommy Hilfiger zu übernehmen. Heute besteht PVH faktisch nur noch aus diesen beiden Marken, alle anderen Geschäftsaktivitäten sind bedeutungslos.
Ohne die beiden Zukäufe würde PVH wohl nicht mehr existieren.
PVH wäre vermutlich gut damit beraten sich in Calvin Klein & Tommy Hilfiger umzubenennen, denn mit dem Begriff PVH kann niemand etwas anfangen.
Bei den beiden namhaften Modemarken läuft es aber auch nicht optimal und daher ist die PVH Aktie ein langfristiger Underperformer.
Deshalb ist die Bewertung so niedrig und…
Nach meiner Ansicht leidet das Unternehmen, wie auch viele andere, unter den Effekten der „Consumer Hourglass Theory“.
Demnach haben alle Hersteller von Gütern im „mittelpreisigen“ Segment mit Problemen kämpfen.
Dieser Theorie zufolge, die eigentlich keine Theorie mehr ist, erodiert das mittelpreisige Segment bei allen möglichen Produktkategorien. Es findet eine Spaltung in billig und teuer statt, dazwischen gibt es nicht mehr viel.
Im Kleidungsbereich erleben wir das seit Jahren eindrucksvoll. Einerseits gibt es Anbieter von fragwürdiger Billigware wie Primark, die einen Siegeszug erleben. Auf der anderen Seite stehen Louis Vuitton oder Hermes, denen man regelrecht die Bude einrennt.
Im Gegensatz dazu strauchelt alles, was nicht billig genug oder Luxus ist.
Der Grund dafür ist so traurig wie simpel: Die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, die Erosion der Mittelschicht, die ungleiche Verteilung von Vermögen.
Die Armen können sich Calvin Klein nicht leisten und für die Reichen ist es nicht exklusiv genug. Mit Calvin Klein sammelt man keine Likes auf Instagram.
Das muss einem nicht gefallen, aber es ist die Realität.
… das wurde dabei übersehen
Dieser grundlegende Gegenwind muss einem bewusst sein. An der Börse scheint man das erkannt zu haben, daher liegt das KGV von PVH unter 10.
Dabei wurde scheinbar übersehen, dass PVH hat die richtigen Schlüsse aus der Situation gezogen hat.
Man versucht scheinbar gar nicht mehr zu wachsen und hat stattdessen die Organisation gestrafft und sich effizient aufgestellt.
Dadurch konnte die Profitabilität erheblich gesteigert werden. Den Cashflow nutzt man wiederum, um im grossen Stil eigene Aktien einzuziehen.
Dadurch sind trotz fehlendem Wachstum erhebliche Gewinnsteigerungen erzielt worden. In den letzten drei Jahren hat der Umsatz bei knapp über 9,0 Mrd. USD weitgehend stagniert und lag etwa 10% unter dem Niveau von 2019.
Das Ergebnis konnte jedoch erheblich gesteigert werden und erreichte im letzten Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 10,68 USD je Aktie ein neues Rekordhoch.
Dazu haben unter anderem auch die massiven Buybacks beigetragen.
PVH hat die richtigen Schlüsse gezogen
Die Zahl der ausstehenden Aktie wurde in den letzten beiden Geschäftsjahren von 71 auf 61 Millionen Stück reduziert.
Wenn man in derartiger Geschwindigkeit eigene Aktien einzieht, ist kein organisches Wachstum mehr nötig, um die EPS zu steigern.
In Deutschland werden Buybacks gerne verteufelt. Aber wenn man auf Unternehmensebene zu dem Schluss kommt, dass das erwirtschaftete Kapital auf diese Weise die höchste Rendite erzielt, dann sind Aktienrückkäufe richtig.
Die einzige andere sinnvolle Alternative wären Dividenden und vermutlich würde PVH auch auf dieses Instrument zurückgreifen, wenn die Bewertung nicht so niedrig wäre.
Im laufenden Geschäftsjahr haben sich die vorherrschenden Trends fortgesetzt, beziehungsweise sogar noch verstärkt.
In den ersten sechs Monaten Umsatz war von 4,36 auf 4,03 Mrd. USD deutlich rückläufig.
Die operativen Kosten waren aber auch niedriger und dasselbe gilt auch für die Zinskosten.
Daher verbesserte sich der Nettogewinn um 34% auf 309,4 Mio. USD. Dank der Aktienrückkäufe konnte das Ergebnis sogar um 47% auf 5,39 USD je Aktie gesteigert werden.
PVH ist auf dem besten Weg, das nächste Rekordjahr einzufahren. Daher hat man die Prognose für den Gewinn in diesem Jahr von 11,00 – 11,25 auf 11,55 – 11,80 USD je Aktie erhöht.
Das entspricht einem Anstieg des Gewinns um 8,2 – 10,5%.
Die Aktie notiert vorbörslich dennoch 8,5% im Minus bei 95,53 USD. Wirklich problematisch wird es aus technischer Sicht jedoch erst unter 90 USD.
Auf dem aktuellen Kursniveau liegt die forward P/E bei 8,2.
Wie passt das zusammen?
Was hier vor sich geht, ist leicht zu erklären. Ich erspare es Ihnen, jetzt wieder drei Absätze über das unsägliche kurzfristige Denken an der Börse zu schreiben und komme direkt zu den Fakten.
Der Gewinn lag in Q2 mit 3,01 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,30 USD. Der Umsatz übertraf mit 2,10 Mrd. die Analystenschätzungen von 2,07 Mrd. USD ebenfalls
Für das kommende Quartal stellt man jedoch nur einen Gewinn von 2,50 – 2,90 USD in Aussicht, weit weniger als die Konsensschätzungen in Höhe von 3,18 USD je Aktie.
PVH wird also abverkauft, weil man möglicherweise im kommenden Quartal 28 – 68 Cent weniger verdienen wird als erwartet – obwohl man in diesem Quartal bereits sicher 71 Cent je Aktie mehr verdient hat als erwartet.
Mathematisch nüchtern betrachtet ergibt die Kursreaktion keinerlei Sinn. Das gilt umso mehr, da PVH die Gesamtjahresprognose erhöht hat.
Der Vorstand konnte die heutige Kursreaktion sicherlich nicht vorhersehen, hat aber bereits angekündigt, dass man im laufenden Geschäftsjahr für weiterer 175 Mio. USD eigene Aktien zurückkaufen wird.
Aktuell würde das ausreichen, um nochmal etwas mehr als 3% aller ausstehenden Aktien einzuziehen – in nur 6 Monaten.
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