Während viele Tech-Aktien abstürzen, bricht ServiceNow auf ein neues Allzeithoch aus. Sollte man jetzt noch aufspringen?
ServiceNow trotzt der Marktschwäche
Von einem Tag auf den anderen hat die Rallye ein Ende gefunden und plötzlich herrscht Panik. Einige der Highflyer der letzten Monate werden regelrecht in den Boden gehämmert.
Diesem Druck können sich nur wenige Aktien entziehen. Selbst wenn Quartalszahlen passabel bis gut ausfallen, wie beispielsweise bei Alphabet, geht es abwärts.
ServiceNow markierte gestern jedoch ein neues Allzeithoch, nachdem die Zahlen einen Kurssprung um 13,4% auf 828,79 USD ausgelöst hatten.
Was ist passiert?
Das Unternehmen hat nicht nur sehr starke Quartalszahlen vorgelegt, sondern auch interne Untersuchung beendet.
Interne Untersuchung? Hört sich nicht gut an
Der ehemalige President und Chief Operating Officer (COO) von ServiceNow, Chirantan Desai, ist zurückgetreten. Dieser Schritt erfolgte nach einer internen Untersuchung, die ergab, dass Desai bei der Einstellung des ehemaligen CIO der US-Armee gegen die internen Einstellungsverfahren von ServiceNow verstossen hat.
Obwohl dieser Vorfall bedeutsam ist, hat ServiceNow erklärt, dass es sich um einen Einzelfall handelt und das Führungsteam den Weggang beider Personen bewältigen kann.
Die Prüfung wurde scheinbar durch einen Regierungskunden von ServiceNow angestossen. Wie man gestern mitgeteilt hat, hat dieser Kunde, der nicht näher benannt wurde, die Verträge mit ServiceNow verlängert.
Damit scheint die Sache vom Tisch zu und für ServiceNow nochmal glimpflich ausgegangen zu sein.
Negative Auswirkungen auf das Geschäft lassen sich ohnehin nicht erkennen.
Hervorragende Geschäftsentwicklung trotz Turbulenzen
Der Gewinn lag in Q2 mit 3,13 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,85 USD. Der Umsatz übertraf mit 2,63 Mrd. die Analystenschätzungen von 2,60 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 23% und einem Gewinnsprung um 32%.
In ähnlicher Weise dürfte sich das in naher Zukunft fortsetzen, denn der Wert der ausstehenden vertraglichen Verpflichtungen, die in den kommenden 12 Monaten erfüllt werden (current remaining performance obligations, cRPO), konnte um 22% auf 8,78 Mrd. USD gesteigert werden.
Der Wert aller ausstehenden Aufträge (remaining performance obligations) konnte sogar um 31% auf 18,6 Mrd. USD gesteigert werden.
ServiceNow hat die nächsten 18,6 Mrd. USD an Umsatz also bereits eingetütet.
Vermutlich hat die Nachricht, dass die KI-Anwendungen von ServiceNow gut bei den Kunden ankommen, auch zum Kurssprung beigetragen.
Aber die Zahlen waren auch ohne Schlagworte zu bedienen, hervorragend.
Ausblick und Bewertung
Die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde von 10,56 – 10,58 auf 10,57 – 10,58 Mrd. USD marginal angehoben.
Damit lässt man genug Raum, um auch in den kommenden Quartalen die Erwartungen zu übertreffen.
Die FCF-Marge soll weiterhin bei 31% liegen. ServiceNow würde demnach einen FCF von 3,28 Mrd. USD erzielen.
Der forward P/FCF liegt also bei 51,8. Die Aktie ist also definitiv kein Schnäppchen mehr und vermutlich sogar überbewertet.
Wer nach den vorherigen Analysen gekauft hat und inzwischen auf erheblichen Buchgewinnen sitzt, sollte langsam über Gewinnmitnahmen nachdenken.
Das Geschäft mag sich blendend entwickeln und ServiceNow dürfte ein Outperformer bleiben, aber die kurzfristigen Kursrisiken sind erheblich.
Vorerst könnte die Rallye trotzdem weitergehen, denn Trader schenken der Bewertung kaum Aufmerksamkeit. Das ist einer der Gründe dafür, dass Rallyes und Crashs in vielen Fällen viel zu weit führen.
Mit dem Ausbruch über 810 USD hat die Aktie ein prozyklisches Kaufsignal mit extrapolierten Kurszielen bei 850 und 890 – 900 USD ausgelöst.
Fällt ServiceNow jedoch unter 790 USD zurück, haben die Bullen ihre Chance vertan. In diesem Szenario wäre ein erneuter Rücksetzer bis 740 oder an den Aufwärtstrend nahe 700 USD denkbar.
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