Als Reaktion auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2023/2024 erreichte die Siemens-Aktie am Donnerstag einen neuen Verlaufsrekord. Ein neues Schlusskurs-Hoch sprang dabei aber nicht heraus, denn von zeitweise +8,97 Prozent war am Ende fast die Hälfte dahin. Ein Warnsignal?
Der bisher höchste Schlusskurs der Siemens-Aktie wurde am 10. Mai bei 188,40 Euro erreicht. Dass es gestern 20 Cent weniger waren, wirkt unproblematisch. Immerhin lag das Plus bei 4,91 Prozent, warum also sollten heute oder kommende Woche keine Anschlusskäufe kommen, die die Sache dann in trockene Tücher bringen? Im Normalfall liesse sich so denken. In diesem speziellen Fall ist die Sache mit den Anschlusskäufen aber so sicher nicht.
Denn das, was Siemens zum am 30.9. beendeten Geschäftsjahr 2023/2024 vorweisen konnte, war zwar gut. Aber es war nichts, das die Aktie in neue Sphären katapultieren müsste:
Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis zum vorherigen Geschäftsjahr um drei, der Auftragseingang um vier Prozent. Daraus ergab sich ein Gewinn pro Aktie, bereinigt um Sondereffekte, von 10,54 Euro. Damit lag der Konzern in der eigenen Prognose-Spanne von 10,40 bis 11,00 Euro. Die Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt 10,51 Euro erwartet. Das war gut. Aber es war nicht umwerfend, zumal:
Für das am 1.10. begonnene Geschäftsjahr erwartet Siemens einen Gewinn pro Aktie in vergleichbarer Höhe, zwischen 10,40 und 11,00 Euro. Der Durchschnitt der Analysten-Prognosen für 2024/2025 liegt aber momentan leicht über 11,00 Euro. Da liesse sich zwar einfach behaupten, dass Siemens bewusst tief stapelt. Aber die Bewertung der Aktie über das Kurs/Gewinn-Verhältnis läge auch bei einem auf 11,00 Euro steigenden Gewinn pro Aktie auf dem aktuellen Kurslevel bei 16. Das ist nicht zu teuer, aber es ist eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren normale Bewertung. Warum also sollte man bei Erreichen eines neuen Verlaufshochs noch einsteigen oder zukaufen oder, anders gefragt:
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Expertenmeinung: Warum sollte man die Gelegenheit eines neuen Verlaufsrekords nicht nutzen, um Gewinne einzufahren? Dass Siemens die Dividende auf 5,20 Euro pro Anteil nach oben nahm und damit mehr für das abgelaufene Geschäftsjahr ausschütten wird als erwartet, ist zwar eine positive Überraschung. Aber lohnt es, wegen 25 Cent mehr als gedacht eine Aktie zu halten, die gestern mit 195,50 Euro einen neuen Verlaufsrekord erzielte und dadurch nahe an das obere Ende des August-Aufwärtstrendkanals lief? Alleine ein Rücksetzer an die untere Begrenzung dieses Kanals würde den Kurs in den Bereich um 175 Euro zurückführen … wegen 25 Cent mehr bei der Dividende als avisiert muss man das ja nicht mitmachen. Und so dachten offenbar nicht wenige, wie der Chart zeigt.
Denn wir sehen, dass die Aktie weit unter ihr Tageshoch zurückfiel und dadurch sogar in der am Morgen als klar bezwungen wirkenden Widerstandszone 184,84 zu 188,88 Euro schloss.
Natürlich könnte es heute umgehend zu Anschlusskäufen kommen, die das Risiko eines Fehlausbruchs vom Tisch nehmen. Aber wenn Anleger eine Tageskerze wie diese sehen, kommen womöglich selbst die ins Grübeln, die ansonsten nicht an Gewinnmitnahmen denken würden. Und der Blick auf diese gute, aber nicht für eine grandiose Überraschung nebst Neubewertung taugliche Bilanz könnte dazu führen, dass die Käufer, die das Bullen-Lager jetzt bräuchte, wegbleiben. Fragt man sich also, ob diese gestrige Tageskerze bei Siemens ein Warnsignal sein könnte, lautet die Antwort: Ja, das könnte sie.
Quellenangaben: Ergebnis Geschäftsjahr 2023/2024, 14.11.2024: https://assets.new.siemens.com/siemens/assets/api/uuid:8c2cb6a3-254b-447e-bdb5-6ab1cef14822/2024-q4-press-release-de.pdf
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