Vom Hoffnungsträger zum Krisenkind – was steckt hinter dem Absturz von SolarEdge? Gehen bald die Lichter aus?
Minus 67% und dann nochmal mit 87%
SolarEdge gehörte bereits 2023 zu den grössten Verlierern an der Wall Street und in diesem Jahr lief es sogar noch schlechter.
Seit Silvester hat die Aktie nochmal 87% an Wert verloren.
Daher stellt sich natürlich die Frage, ob die Lage wirklich so schlecht ist oder ob es sich um eine Übertreibung handelt?
SolarEdge, mit Hauptsitz in Israel, hat sich durch innovative Technologien und ein überzeugendes Geschäftsmodell als einer der Marktführer im Bereich der Solarenergie etabliert. Mit einem Fokus auf intelligente Energiemanagementlösungen und Nachhaltigkeit hat SolarEdge einen nachhaltigen Beitrag zur Dezentralisierung und Digitalisierung der Energieversorgung geleistet.
SolarEdge ist vor allem durch seine bahnbrechenden Wechselrichterlösungen bekannt geworden. Das Unternehmen hat den traditionellen Marktansatz durch die Einführung eines sogenannten Optimizers revolutioniert, der an jedem Solarmodul installiert wird. Diese Technologie ermöglicht es, die Energieausbeute auf Modulebene zu maximieren, auch wenn Schatten oder andere Störungen einzelne Module beeinträchtigen.
Die Flut hebt alle Boote
So sehen es jedenfalls die Bullen, ich jedoch nicht. Denn die Realität ist, dass SolarEdge längst von der Konkurrenz eingeholt oder sogar überholt wurde, auch wenn die Kursentwicklung lange anders ausgesehen hat.
Wie bei vielen Wachstumsaktien ist es 2020 zu einer massiven Rally gekommen. Anschliessend konnte sich die Aktie noch für eine längere Zeit auf diesem erhöhten Niveau halten.
Doch in Wirklichkeit waren die guten Geschäftszahlen aus dieser Zeit nicht hausgemacht.
Die Solarbranche erlebte für eine gewisse Zeit einen massiven Boom. Selbst die schwächeren Unternehmen im Sektor verzeichneten erhebliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen.
Da sich die Nachfrage inzwischen wieder weitgehend normalisiert hat und in Teilen der Welt sogar abgekühlt hat, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die meisten Unternehmen im Sektor kämpfen derzeit mit Problemen.
Bei Enphase dürfte das Ergebnis in diesem Jahr um 50% sinken, bei JinkoSolar sind es 89%, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Ein strategischer Fehler nach dem anderen
Bei SolarEdge ist der Rückgang aber mit Abstand am ausgeprägtesten. In den ersten neun Monaten ist der Umsatz um mehr als zwei Drittel auf 725 Mio. USD eingebrochen. Das operative Ergebnis lag bei -1,42 Mrd. USD.
Das hat diverse Gründe, darunter die geopolitische Lage in Israel, die isolationistischen Tendenzen in den USA, die schwache Nachfrage in Europa sowie Probleme in der Lieferkette.
Die grössten Probleme sind jedoch hausgemacht. Man hat Überkapazitäten geschaffen, die jetzt nicht mehr ausgelastet werden. Darüber hinaus hat man auf grosse Energiespeicher gesetzt, musste die Sparte dann schliessen und enorme Abschreibungen durchführen.
Ein strategischer Fehler reiht sich an den anderen. In den guten Jahren hat man alles investiert und Überkapazitäten geschaffen, statt Rücklagen zu bilden. Dadurch war der FCF bereits ab 2020 rückläufig, obwohl man oberflächlich betrachtet Rekordgewinne eingefahren hat.
Und derzeit ist nicht abzusehen, wann SolarEdge wieder in die Gewinnzone zurückkehren kann. Zuletzt war sogar die Bruttomarge negativ. Wer sich ein wenig auskennt, weiss, was das bedeutet.
SolarEdge verkauft seine Produkte derzeit unter den reinen Herstellungskosten. Aber auf Konzernebene fallen selbstverständlich auch noch nachgelagerte Kosten an, beispielsweise für Forschung, Entwicklung, Sales, Marketing, Administration, Zinsen und Steuern.
Die Barmittelbestände sind im Jahresverlauf von 860 auf 677 Mio. USD gesunken, obwohl gleichzeitig die Lagerbestände von 1,44 Mrd. auf 798 Mio. USD reduziert wurden.
Der Wert aller Assets ist von 4,59 auf 2,82 Mrd. USD kollabiert.
Bei SolarEdge besteht demnach dringender Handlungsbedarf. Ob es der bisherige Marketing-Chef jedoch richten kann, ist fraglich. Als bekanntgegeben wurde, dass er den Chefposten übernehmen soll, ist die Aktie um mehr als 10% eingebrochen.
Warum man gerade ihn zum CEO ernannt hat, ist fraglich, denn er arbeitet erst seit Juni für das Unternehmen. Warum hat beispielsweise nicht der bisherige COO, der diesen Posten bereits seit einem halben Jahrzehnt innehat, die Leitung übernommen? Fragen über Fragen.
Im kommenden Geschäftsjahr wird ein Verlust von 2,30 USD je Aktie erwartet, was etwa 131 Mio. USD entspricht.
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