Die Aktie von Stabilus wurde zuletzt heftig abverkauft. Dabei geht es dem Unternehmen viel besser, als es das Kursgeschehen erahnen lässt.
Vielseitige Kundenbasis, solides Geschäft
Stabilus ist Weltmarktführer für Gasfedern, Dämpfe, Antriebssysteme für Heck- und Kofferraumklappen, Seitentüren sowie für Automatisierungs-, Spanntechnik-, Remote-Handling- und massgeschneiderte Motion-Control-Lösungen.
Die Kunden von Stabilus stammen aus einer Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten sind die Automobilindustrie, Möbel, Medizintechnik, die klassische Industrie sowie Luft- und Raumfahrttechnik.
In der Automobilindustrie werden die Komponenten unter anderem für Kofferraumdeckel, Motorhauben oder Sitze verwendet.
Im Industriesektor fertigt Stabilus sogenannte Smart-Movement-Steuerungslösungen etwa für Landwirtschafts- oder Baumaschinen, Eisenbahnanwendungen, Möbel, wie auch für den Gesundheitsbereich und Produktionsausrüstungen.
Hört sich langweilig an, ist es auch. Man verdient damit jedoch gutes Geld und muss sich keine Sorgen machen, dass das nächste Start-up mit Milliarden an Venture Capital sich anschickt, die Welt der Gasdruckfedern zu revolutionieren.
Zölle als Sargnagel?
Stabilus ist in den letzten Wochen regelrecht kollabiert. Man könnte fast meinen, dass das Unternehmen den grössten Teil des Geschäfts in den USA macht und dank der Zölle bald vor dem Ruin steht – doch das ist nicht der Fall.
Zuletzt entfielen etwa 35 % der Umsätze auf die Region Americas (Nord-, Mittel- und Südamerika), und davon wiederum etwas mehr als ein Drittel auf die USA.
Der Umsatzanteil der USA am Gesamtumsatz liegt daher bei etwa 15 %.
Doch das Geschäft in den USA wird sich trotz der Zölle nicht in Luft auflösen. Die US-Kunden werden grösstenteils weiter bei Stabilus einkaufen, schlichtweg mehr zahlen müssen und die höheren Kosten dann an ihre Kunden weitergeben.
So wird es bei vielen Produkten laufen, bei denen es sich nicht lohnt, eigene Produktionskapazitäten in den USA aufzubauen.
Darüber hinaus hat Stabilus selbst einen Standort in den USA, wodurch man die Zölle teilweise umgehen und die negativen Auswirkungen abfedern kann.
Daher scheint der Abverkauf der letzten Wochen grob übertrieben zu sein. Das gilt umso mehr, da die Aktie davor bereits seit längerer Zeit unter Druck stand. Stabilus hat seit Anfang 2024 fast zwei Drittel an Wert verloren.
Grossauftrag aus China
Daher kommen die heutigen Nachrichten zu einem guten Zeitpunkt. Stabilus konnte sich einen bedeutenden Grossauftrag von einem chinesischen Automobilhersteller (OEM) sichern, der ab 2026 die Lieferung von jährlich mehr als 400.000 Türantriebssystemen umfasst.
Dieser Erfolg unterstreicht die wachsende Bedeutung der Technologie, die Stabilus bereits in fünf Fahrzeugmodellen namhafter Hersteller implementiert hat. Darüber hinaus werden 15 weitere Fahrzeugmodelle der nächsten Generation mit den innovativen Türsteuerungslösungen des Unternehmens ausgestattet sein.
Stabilus profitiert dabei vom Technologietransfer seines etablierten Powerise-Systems, das bereits bei Heckklappen eine marktführende Position einnimmt, und setzt diesen Vorteil nun gezielt im Bereich der Seitentüren ein.
Die Lösungen von Stabilus umfassen ein Komplettsystem, das aus einem elektrischen Türantrieb, einer elektronischen Steuereinheit (ECU), Radartechnologie und einer proprietären Software besteht. Sowohl die Hardware der Steuereinheit als auch die Software wurden intern entwickelt, was dem Unternehmen eine hohe Flexibilität und Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette ermöglicht.
Von Komponenten zur Systemlösung
Dr. Michael Büchsner, CEO von Stabilus, betont die strategische Bedeutung dieses Geschäftsfeldes: „Intelligente Türantriebe sind ein klares Zukunftsfeld der Automobilindustrie und für uns der nächste Innovationssprung nach dem Powerise, mit dem wir uns erneut als Technologieführer positionieren.“ Er verweist dabei auf die Ausrichtung des Unternehmens an Megatrends wie Elektrifizierung, Sicherheit und Komfort, die neue Anwendungsfelder wie die Türaktuatorik eröffnen.
Diese Entwicklung markiert zugleich den Wandel von Stabilus vom reinen Komponentenlieferanten hin zu einem Anbieter kompletter Systemlösungen, die Software und Sensorik integrieren.
Ein Blick auf die technischen Anforderungen zeigt die Komplexität der Systeme: Die Türantriebe müssen stufenlose Öffnungswinkel ermöglichen, Hindernisse berührungslos erkennen und Kollisionen vermeiden. Zudem erfordern sie eine variable Steuerung, um Bewegungen bei schrägem Untergrund oder manueller Bedienung auszugleichen, sowie eine aktive Dämpfung für einen sanften Türanschlag.
Stabilus erfüllt diese Ansprüche mit einem integrierten Ansatz, der alle Komponenten aus einer Hand liefert. Gianluca Cariccia, Leiter der Business Unit Powerise Automotive, hebt den Wettbewerbsvorteil hervor: „Die Automatisierung von Seitentüren ist deutlich komplexer als die von Heckklappen. Mit unserer Lösung erhält der Automobilhersteller Türantrieb, Steuerungseinheit, Software und Radar aus einer Hand.“
Ausblick und Bewertung
Stabilus erwartet ein starkes Wachstum in diesem Markt: Nach eigenen Schätzungen wird der globale Bedarf an Türaktuatoren von etwa einer Million Stück im Jahr 2025 auf bis zu fünf Millionen Stück im Jahr 2029 ansteigen. Besonders die APAC-Region soll dabei zum Wachstumstreiber werden, gefolgt von Nord- und Südamerika sowie der EMEA-Region. Dieses Potenzial wird durch die steigende Nachfrage nach Elektromobilität und autonomem Fahren weiter verstärkt.
Der neue Grossauftrag läuft zwar erst ab 2026 und die Trends wirken sich nicht von heute auf morgen aus, es könnte jedoch sein, dass die Erwartungen trotzdem zu niedrig sind.
Derzeit sehen die Konsensschätzungen für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr einen Gewinn auf dem Vorjahresniveau von 2,84 Euro je Aktie vor.
Im ersten Quartal ist der Umsatz allerdings um 6,7 % auf 326 Mio. Euro gestiegen und das Ergebnis sogar um 17 % auf 14,3 Mio. Euro.
Das nährt die Hoffnung, dass das Ergebnis in diesem Jahr höher ausfallen könnte als bisher angenommen.
Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, kommt Stabilus lediglich auf ein KGVe von 7,4. Seit dem Börsengang im Jahr 2024 war die Aktie zu keinem Zeitpunkt niedriger bewertet. Durchschnittlich lag das KGV bei 22.
Daraus lässt sich ein entsprechendes Kurspotenzial ableiten, vor allem wenn der Gewinn in diesem oder den kommenden Jahren steigen wird.
Hinzu kommt eine üppige Dividendenrendite von etwa 6 %.

Die Aktie ist stark überverkauft und könnte jetzt dank der guten Nachrichten einen Rebound hinlegen. Ein mögliches Kursziel liegt bei 28,50 Euro.
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