Die kürzlich veröffentlichte Nachricht, dass die Deutsche Börse mit der London Stock Exchange über einen Zusammenschluss spricht, ist definitiv ein Paukenschlag und war nicht unbedingt zu erwarten. Erst vor wenigen Tagen hat der Börsengruppenchef Carsten Kengeter zur Bilanzpressekonferenz der Deutschen Börse von den Ambitionen berichtet, welche er mit dem Xetra und EUREX Betreiber hat.
“Unser Ziel ist es, die Deutsche Börse dorthin zu führen, wo sie hingehört: an die Weltspitze” – so der Vorstandschef.
Aber wohl keiner der anwesenden Journalisten glaubte, dass diesen Worten derart schnell Taten folgen würden. Allerdings passt die Nachricht über die geplante Fusion sehr gut zum Zweimetermann Kengeter. Dies wird spätestens dann deutlich, wenn man die vergangenen neun Monate seit Amtsantritt des ehemaligen Investmentbankers noch einmal Revue passieren lässt.
Kürzliche Übernahmen der Deutschen Börse AG
Direkt nach seinem Wechsel auf den Chefsessel der Deutschen Börse AG fädelte der Vorstandschef drei Übernahmen für insgesamt 1,3 Milliarden Euro ein und kaufte die Devisenhandelsplattform 360T sowie die Indexanbieter Stoxx und Indexium. Speziell der Erwerb des Indexgeschäfts verspricht aufgrund der steigenden Beliebtheit von börsennotierten Indexfonds (Exchange Traded Funds – kurz ETFs) ein hohes Wachstum.
Aktuell greift der ehemalige UBS-Banker nach der renommierten London Stock Exchange (LSE – ISIN GB00B0SWJX34). Im Zuge der Zusammenlegung ist es geplant, eine gemeinsame Holding entstehen zu lassen, an welcher beide Börsengruppen beteiligt sind. Die Aktionäre der Deutschen Börse sollen an der neuen Holding 54,4 Prozent und die Aktionäre der LSE 45,6 Prozent halten, hingegen soll der Verwaltungsrat paritätisch besetzt werden.
Die Fusion wäre ein Mega-Deal
Sollte der Fusionsversuch erfolgreich sein, entstünde einer der grössten Börsenanbieter der Welt. Gemessen an der Marktkapitalisierung läge der neue Konzern mit knapp 22,7 Milliarden Euro jedoch weiterhin hinter der CME und ICE.
Wie die Deutsche Börse mitteilte, bietet die bevorstehende Fusion die Möglichkeit, „sich gegenseitig zu stärken und einen führenden europäischen Anbieter für globale Marktinfrastruktur zu schaffen“. Ein Blick in die USA zeigt, dass dies notwendig ist.
Denn bereits 2013 hat die Intercontinental Exchange (ICE) die NYSE Euronext übernommen und auch die amerikanische Derivatebörse CME entstand aus mehreren Fusionen. Aufgrund der Marktmacht der US-Börsen kann der Zusammenschluss der Deutschen Börse und der London Stock Exchange auch als Verteidigungsmassnahme gegenüber diesen Schwergewichten gewertet werden. Für die Deutsche Börse ist es nach 2000 und 2005 mittlerweile schon der dritte Versuch eine Verbindung mit dem internationalen Finanzplatz London herzustellen.
Die Zustimmung zu Fusion ist ungewiss
Die angestrebte Fusion der Börsen ist noch nicht gesichert und es bleibt abzuwarten, ob dieser Mega-Deal erfolgreich abgeschossen werden kann. Aktuell sei er noch Gegenstand „fortlaufender Gespräche“, lassen beide Börsen verlauten. Neben der Zustimmung der Aktionäre und unabhängig der unternehmerischen Einigung, wird es bei dem versuchten Zusammenschluss vor allem auf die Aufsicht bzw. die Europäischen Kommission ankommen. Denn schon vor vier Jahren, im Februar 2012, untersagten die Wettbewerbshüter den Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der New Yorker Stock Exchange. Der damalige Vorstandsvorsitzende Reto Francioni und Vorgänger von Kengeters kommentierte die getroffene Entscheidung als „schwarzen Tag für Europa“. Ein solcher könnte im aktuellen Fall erneut bevorstehen.
Die Unternehmen in Zahlen
Da durch die LSE noch keine Zahlen für das Jahr 2015 veröffentlicht wurden, nutzen wir für eine bessere Vergleichbarkeit der beiden Börsen die Geschäftszahlen des Jahres 2014. Anhand dieser wird deutlich, dass die Deutsche Börse über eine höhere Eigenkapitalrendite verfügt sowie eine bedeutend höhere Dividende ausgeschüttet hat. Für das Geschäftsjahr 2015 erhöhte die Deutsche Börse die Dividende sogar noch einmal um sieben Prozent auf 2,25 Euro je Anteilschein.
Geschäftsjahr 2014 | Deutsche Börse | London Stock Exchange |
Ergebnis je Aktie | 4,14 EUR | 0,63 GBP |
Umsatz je Aktie | 12,16 EUR | 4,46 GBP |
Eigenkapitalrendite | 22,23% | 11,14% |
Dividende je Aktie | 2,10 EUR | 0,31 GBP |
KGV | 18,46 | 36,89 |
Marktkapitalisierung | 14,75 Mrd. EUR | 6,3 Mrd. GBP |
Anzahl der ausgegebenen Aktien | 193 Mio. | 348,38 Mio. |
Um die aktuell hohen Margen zu verteidigen, ist die Fusion der Deutschen Börse mit der LSE ein intelligenter Schachzug. Durch den Zusammenschluss könnte man den Abstand zu den riesigen US-Börsen verkleinern und mit ICE und CME zukünftig auf Augenhöhe agieren. Sollte der angestrebte Börsendeal letztendlich gelingen, traut man dem Vorstandschef Carsten Kengeter mittelfristig sogar die Führung der Deutschen Bank zu.
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