Hedgefonds – Lohnen sie sich für Privatanleger?

von Ronald Gehrt
In diesem Artikel

Hedgefonds sind ein Thema, an dem sich seit Jahren die Geister scheiden. Die einen schielen neidisch auf die angeblich gigantischen Gewinne, die einige dieser am US-Markt gehandelten Konstrukte erwirtschaften, die anderen winken ab, weil sie darin völlig unkalkulierbare Risiken und eine schlechte Liquidität für den Investor sehen. Wer hat Recht?

Eigentlich beide Lager. Sehen wir uns einmal an, was Hedgefonds eigentlich sind und wie man sie als Investment für Privatanleger bewerten könnte. Dazu erst einmal ein Blick auf eine mögliche Definition:

Was ist ein Hedgefonds eigentlich?

Das klar zu umreissen ist gar nicht so einfach. Da findet sich in der „Wikipedia“ eine durchaus gut gelungene Erläuterung: Als Hedgefonds kann man aktiv verwaltete Investmentfonds ansehen, die versuchen, durch das Eingehen höherer Risiken eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Was bedeutet das?

Das heisst, dass ein Hedgefonds sich nur insofern von einem normalen, aktiv verwalteten Fonds (egal, ob es dabei um Aktien, Anleihen oder auch Rohstoffe gehen würde) unterscheidet, als er mehr „darf“. Hedgefonds könnten da, wenn es um die typischen, medial bekannten Hedgefonds aus den USA geht, so ziemlich alles: Aktien leerverkaufen, auf Kredit agieren, Arbitrage betreiben, immense Hebel einsetzen usw. Was übrigens hierzulande nicht geht … und das ist auch gut so, dazu gleich mehr.

Das heisst auch, dass Hedgefonds nicht das sind, was sie rein vom Namen her zu sein scheinen, und das ist unbedingt hervorzuheben. Hedgefonds sollen nicht das Kapital des Anlegers „hedgen“, sprich gegen starke Abwärtsbewegungen absichern.

Der erste, Ende der Vierzigerjahre etablierte Fonds dieser Art war der erste Fonds, der gezielt Short ging, um auch von den Abwärtsbewegungen zu profitieren, das hat zu dieser Namensgebung geführt. Denn dieses „Shorten“, damals eben Neuland auf Fonds-Ebene, wirkte, als sei man auf diese Weise in einer Baisse abgesichert, “gehedged“. Und grundsätzlich war das auch Sinn der Sache. Aber das heisst nicht, dass ein Hedgefonds nur dann zulegt, wenn es abwärts geht, nein:

Egal wie, Hauptsache grosse Gewinne … ein heisses Pflaster!

Hedgefonds versuchen mit allen denkbaren Methoden, so viel Gewinn wie möglich zu erzielen. Bei den sogenannten „Offshore-Hedgefonds“ ist dabei, wie oben erwähnt, so ziemlich alles erlaubt. Einige betätigen sich auch als „Heuschrecken“ und versuchen, Unternehmen zu übernehmen. Hierzulande sind da vor allem der Arzneimittelhersteller STADA oder der Leuchtmittelspezialist OSRAM in den Schlagzeilen aufgetaucht, weil grosse US-Hedgefonds die Unternehmen übernommen haben bzw. im Fall OSRAM gerade übernehmen wollen (Stand Mitte Juli 2019).

Das bedeutet: Eigentlich agieren Hedgefonds wie spekulative Trader … nur im Gegensatz zu denen nicht mit ihrem eigenen Geld, sondern mit dem Kapital der Investoren, die ihnen dieses Geld anvertrauen. Was sie damit machen, ist mehr oder weniger reguliert (hierzulande mehr, in anderen Ländern wie den USA weniger). Und damit ist der Erfolg entscheidend davon abhängig, ob die Hedgefonds-Manager ihr Handwerk verstehen. Und das ist nicht immer so.

Die weit verbreitete Ansicht, dass man mit Hedgefonds als Investor reich werden würde, ist davon abhängig, ob Sie, ob mit umfassender Recherche und grossem Bedacht, den richtigen Hedgefonds erwischt haben oder nicht. Wenn nicht, können die Verluste weit, weit höher sein, als würden Sie mit einem Dartpfeil auf den Kurszettel werfen und so Ihre Aktienpositionen auswählen!

2018 war ein übles Jahr für Hedgefonds

Obwohl das Jahr 2018 starke, oft auch recht lange vorhaltende Trendimpulse am Aktienmarkt auswies, war die Performance der Hedgefonds insgesamt in diesem Jahr äusserst schwach: In Summe verloren die Hedgefonds 41 Milliarden US-Dollar bei einem verwalteten Gesamtvermögen von 3,19 Billionen. Umgerechnet also ein Minus von 1,28 Prozent. Und Achtung: Da kommen dann noch Gebühren hinzu. Aber es wird noch problematischer, wenn man genauer hinsieht, denn:

Man schätzt, dass es weltweit derzeit etwa 4.500 verschiedene registrierte Hedgefonds gibt. Ganz genau sind die Zahlen auch deswegen nicht, weil manche dieser Konstrukte Hedgefonds sind, aber sich anders nennen und wiederum andere Hedgefonds heissen, aber eigentlich keine sind. Davon ist die überwiegende Zahl in die Kategorie der „Offshore-Hedgefonds“ einzuordnen, die bei uns nicht handelbar sind. Das ist keineswegs tragisch, denn:

Von den ungefähr 3,2 Billionen US-Dollar, die von Hedgefonds verwaltetet werden, entfielen 2018 ungefähr 18 Prozent auf die Top 20 Hedgefonds. Die haben insgesamt 2018 keinen Verlust, sondern 23 Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht. Gut, aber:

Das heisst, dass 82 Prozent des in Hedgefonds steckenden Kapitals im Jahr 2018 weniger wurde, statt sich zu mehren. Denn aus den insgesamt 41 Milliarden Verlust werden, wenn man die Gewinne der 20 Top-Fonds herausrechnet, 64 Milliarden US-Dollar Verlust. Verteilt auf die 2,6 Billionen US-Dollar, die nicht in den Top 20 Hedgefonds investiert waren, macht das schon ein durchschnittliches Minus von knapp 2,5 Prozent. Und wie geschrieben: Da kommen noch Gebühren dazu.

Die „gebändigten“ Dach-Hedgefonds unter UCITS

Leerverkäufe, spekulieren auf Kredit … und dann auch noch eine problematische Handelbarkeit, d.h. man muss unter Umständen Wochen warten, um sein Geld wieder aus solchen Hedgefonds herauszulösen:

Solche Dinge bedeuten Risiken, die sich nicht mit dem normalen Investieren vereinbaren lassen. Das ist Spekulation, man könnte es ab einem gewissen Grad sogar als „Zockerei“ ansehen. Und das sieht auch die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, so. Deshalb kann man solche typischen Hedgefonds in Deutschland nicht handeln. Zulässig sind hingegen sogenannte „Dach-Hedgefonds“ unter den Regularien für UCITS (Unternehmungen für gemeinsame Investitionen in handelbaren Wertpapieren).

Diese Dach-Hedgefonds investieren in verschiedene einzelne Hedgefonds, stellen also eine Art Hedgefonds-Fonds dar, wobei auch hier klare Regeln gelten: Grundsätzlich Leerverkaufsverbot, begrenzter Einsatz von Fremdkapital, kein beliebiger Einsatz von gehebelten Derivaten. Das Ziel ist klar und nachvollziehbar: Es soll verhindert werden, dass die Anleger ihr Kapital verlieren. Denn das ist eben durchaus möglich. Das Problem ist:

Gefahren klassischer Hedgefonds

  • Hedgefonds sind in der Regel eine „black box“, der Investor weiss nicht genau, was die Fondsmanager mit seinem Geld tun.
  • Die Performance ist völlig von den Fähigkeiten der Fondsmanager und deren Strategien abhängig. Wechseln die, kann aus einer vorher jahrelang sehr guten Performance auf einmal eine Bauchlandung werden.
  • Hedgefonds sind nicht einfach wie Aktien an der Börse zu bekommen. Und will man sein Geld wiederhaben, muss man das oft Wochen, manchmal Monate vorher avisieren.

Daher hat die BaFin für Deutschland entschieden, dass hierzulande nur „gebändigte“ Hedgefonds in Form solcher Dach-Hedgefonds erlaubt und handelbar sind, bei denen diese Risiken deutlich geringer sind bzw. so nicht existieren.

Hedgefonds – Ein teurer „Spass“?

Diese Dach-Hedgefonds, die auch „Alternative Investments“ genannt werden, sind nicht allzu zahlreich, derzeit finden sich da etwa 50. Deren Aufbau wird gerne als eine Art „Hybride“ zwischen ETF und Hedgefonds bezeichnet. Ihre Performance ist dabei sehr unterschiedlich … aber da ist eher nichts dabei, das der Mär gigantischer Gewinne über Hedgefonds entspricht.

Wir zeigen Ihnen hier zwei dieser Dach-Hedgefonds im Vergleich zum Euro Stoxx 50-Index über den Zeitraum eines Jahres. Einer gehört zur Spitzengruppe der 12-Monats-Performer dieser Kategorie, der andere zu den derzeit Schwächsten. Sie sehen:

Hedgefonds - Lohnen sie sich für Privatanleger?: Vergleich der Entwicklung zweier ausgewählter Hedgefonds mit dem Euro Stoxx 50 von 2018 bis 2019 | Online Broker Lynx

Die Unterschiede sind nicht gigantisch und die Abweichung von der Index-Performance nicht so, dass man den Eindruck hätte, hier unbedingt dabei sein zu müssen. Und eines darf man eben nicht übersehen:

Neben den dennoch auch bei Dach-Hedgefonds vorhandenen Risiken, dem Fondsmanagement in jeder Hinsicht „ausgeliefert“ zu sein, kommen noch

  1. recht hohe Kosten obendrauf, so sind fünf Prozent Ausgabeaufschlag keine Seltenheit, jährliche Gebühren zwischen 1,5 und 2,0 Prozent ebenso wenig.
  2. Die problematische Handelbarkeit hinzu, denn viele dieser Produkte sind nur direkt über die sie herausgebende Kapitalanlagegesellschaft handelbar und nicht unmittelbar an der Börse.

Fazit: Hedgefonds sind für Privatanleger nur sehr bedingt geeignet

Ursprünglich waren die Offshore-Hedgefonds, d.h. nicht so wie die hiesigen Dachfonds geregelte Hedgefonds, die meist ihren Sitz in Steuerparadiesen wie den Cayman-Islands haben, für institutionelle Investoren gedacht, für grosse Adressen also, die diese Hedgefonds als spekulatives Zusatzelement einsetzen. Der Gedanke, auch Privatanleger für Hedgefonds zu begeistern und ihnen diese zu öffnen, kam in den USA auf und hat nicht unbedingt so viele Anleger reich gemacht, wie man es bisweilen hört.

Die hierzulande geltenden, strengeren Regeln limitieren das Risiko, aber auch die Chancen. Die entstehenden Kosten und die mangelnde Handelbarkeit kommen als Manko hinzu, daher sollte man wenn, dann genau selektieren und sich einen solchen Dach-Hedgefonds nur als Beimischung ins Depot legen. Als Fundament eines Depots wie klassische Fonds oder ETFs sind diese Instrumente mit dem so spannend klingenden Namen „Hedgefonds“ aber nicht geeignet!

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