EUR.USD Prognose Euro/US-Dollar: Ganz schlechte Karten für den Euro – Ziel 1 Dollar?

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Zinsperspektive, politisches Umfeld, Stärke der Konjunktur, Investitionsbedingungen: All das sind entscheidende Faktoren, die eine Währung im Vergleich zu einer anderen stärken oder schwächen können. Nach der US-Wahl spricht da viel für den US-Dollar. Wie weit könnte der Euro fallen?

Der Devisenmarkt ist von kurzfristigen Aktivitäten und viel Spekulation geprägt. Da kann es auch mal zu unlogisch wirkenden Impulsen kommen. Der, der aktuell den Euro zum US-Dollar unter Druck setzt, ist hingegen einer, mit dem zu rechnen war und der durchaus Logik aufweist.

Donald Trump hat nicht nur die Präsidentschaftswahl gewonnen, seine Partei hat auch noch die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Und da die republikanische Partei momentan nicht so daherkommt, als müsste Trump dort mit nennenswertem Widerspruch rechnen, können die Devisen-Trader davon ausgehen, dass das, was er avisiert hat, auch so kommen wird: Steuersenkungen für Unternehmen, höhere Einfuhrzölle, Reduzierung der Ausgaben in den Bereichen Umwelt und Soziales. Das hiesse:

Unternehmen bekommen ein günstigeres Umfeld, um in den USA zu produzieren. Die höheren Zölle und die sinkenden Steuern dürften die Inflation wieder anfachen und die Zinsen hoch halten. Zugleich würde ein womöglich noch angespannteres geopolitisches Umfeld, z. B. durch erneute Handelsstreitigkeiten mit der Eurozone und China, den Safe-Haven-Status des US-Dollars wieder in den Vordergrund treten lassen.

Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.

Expertenmeinung: All das spricht für eine steigende Nachfrage nach US-Dollars. Auch und gerade gegenüber dem Euro, denn die Trader dürften die Eurozone klar als schwachen Gegner der Trump’schen Pläne sehen, jetzt, da neben der schwierigen politischen Lage in Frankreich mit Deutschland die andere Hälfte der „Achse“ der Eurozone politisch ins Schwimmen geraten ist. Und genau so sieht das Chartbild aus, hier in einer langfristigen Perspektive auf Monatsbasis. Wir sehen:

Euro/US-Dollar: Chart vom 13.11.2024, Kurs 1,0562 USD, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 13.11.2024, Kurs 1,0562 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Der Wert des Euros zum US-Dollar ist in einer Abwärtsbewegung (der Chart zeigt, wie viel US-Dollar man für einen Euro zahlt) und hat, nachdem der Euro zuvor kurz über die 200-Tage-Linie gelaufen war, mit dem Wahlsieg Trumps erheblich Fahrt nach unten aufgenommen. Damit ist er jetzt am unteren Ende der seit Anfang 2023 geltenden Handelsspanne angekommen, welche im Bereich der ab 2015 etablierten Unterstützungszone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar pro Euro liegt.

Sollte der Euro dort nach unten hinauslaufen, wäre ein Test der immerhin psychologisch bedeutsamen Parität der beiden Währungen, also des Kurses 1,00 US-Dollar für einen Euro, alles andere als eine Überraschung, denn wie gesagt: Derzeit spricht nahezu alles für einen starken US-Dollar.

Dass Donald Trumps Wirtschaftspolitik eigentlich Unterstützung in Form eines schwachen Dollars bräuchte, der die US-Exporte befeuert, ist zwar richtig. Das dürfte jedoch den Abstieg des Euros nicht bremsen, solange das Momentum abwärts weist und man nur die Erwartungen, aber noch nicht die Fakten handelt.

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Vorherige Analysen von EUR.USD

Der Euro hat in seiner Relation zum US-Dollar auf der mittelfristigen, vor gut einem Jahr etablierten Aufwärtstrendlinie aufgesetzt. Wäre es nachvollziehbar, dass sie unterboten wird … und war es das mit der Hoffnung auf einen starken Euro, wenn die Linie brechen sollte?

Als erstes springt einem beim Blick auf den Chart auf Tagesbasis ins Auge, dass der Euro im Verhältnis zum US-Dollar (d.h. der Chart zeigt, wie viel US-Dollar man für einen Euro zu bezahlen hat) Anfang Oktober ein Doppeltopp vollendet hat und damit der Versuch, sich aus einer seit Anfang 2023 bestehenden Seitwärtsbewegung nach oben zu lösen, gescheitert ist.

Euro/US-Dollar: Tageschart vom 23.10.2024, Kurs 1,0768 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Wechselt man aber auf das langfristige Chartbild auf Monatsbasis, wo diese Seitwärtsrange zu erkennen ist, sieht man auch, dass mittel- und langfristig erst etwas anbrennen würde, wenn der Euro die untere Begrenzungszone (1,0340 und 1,0636 US-Dollar pro Euro) der bis ins Jahr 2015 zurückgehenden Handelsspanne brechen würde. Also, alles halb so wild?

Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 23.10.2024, Kurs 1,0768 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Man sollte dennoch auf der Hut sein, denn dieser seit Monatsanfang laufende und auffällig kontinuierliche Abstieg des Euro wäre durchaus nachvollziehbar. Um einschätzen zu können, ob der Euro wirklich weiter abrutschen würde, wenn diese im Feuer stehende Aufwärtstrendlinie bei 1,0750 US-Dollar fällt, müsste man die Argumente pro und kontra Euro abklopfen. Was spricht dafür, dass der Euro weiter schwach geht, sprich der US-Dollar auch mittelfristig stärker wird … und bleibt?

Expertenmeinung: Zins- bzw. Renditevorteil, das bessere Investitionsumfeld, ein „Safe Haven“-Status, politische Stabilität: Das sind die Kernfaktoren, die eine hohe Nachfrage nach einer Währung aufgrund eines starken Kapitalflusses in den Währungsraum ausmachen. In dieser Hinsicht hat der Euro im direkten Vergleich zum Greenback nicht viel zu bieten.

Gerade wird in den Medien diskutiert, ob die EZB bereits in Kürze den dann schon vierten Zinsschritt nach unten wagt und der dann womöglich wegen der instabilen Konjunkturlage einer von 0,50 Prozent sein wird. Eine klare Linie der EU wird immer wieder durch Uneinigkeit verwässert, so dass „Safe Haven“ in Sachen Euro ebenso ausfällt wie Investitionsanreize durch eine starke Wachstumsstory und eine unternehmensfreundliche Wirtschaftspolitik.

Es sprach also ohnehin wenig für den Euro. Dass der Versuch, sich zum US-Dollar nach oben abzusetzen scheiterte, ist also nicht unbedingt überraschend, eher noch, dass er überhaupt so weit nach oben kam. Es ist also gut möglich, dass der Euro diese Aufwärtstrendlinie bricht und weiter fällt, ans untere Ende der übergeordneten Handelsspanne in der Region 1,0340 und 1,0336 US-Dollar. Es sei denn …

… es käme in knapp zwei Wochen durch die US-Wahl zu einer Situation, die die derzeitige Stärke des Greenback umgehend beenden würde, weil die internationalen Trader fürchten müssten, dass die Attribute „Safe Haven“ und wirtschaftliche Stärke dann ins Wanken geraten. Doch ob es so kommt, wird sich frühestens am Tag nach dieser am 5.11. anstehenden Wahl erkennen lassen, bis dahin sind Euro-Schwäche ebenso wie mögliche Gegenbewegungen nach oben so „vorläufig“, dass man hier wenn, dann mit vorsichtigem Kapitaleinsatz und konsequenten Stopps agieren sollte!

Es war nicht gerade ein dramatisches Plus für den Euro zum US-Dollar, das sich nach der EZB-Entscheidung am Donnerstag ergab. Aber es ist bemerkenswert, dass es überhaupt zustande kam. Könnte das der Vorbote für einen Ausbruch über 1,1275 US-Dollar sein?

Wenn eine Währung zu einer anderen nennenswerte Stärke zeigen und aufrechterhalten will, sollte folgende Mixtur bei den Rahmenbedingungen vorliegen: Höhere Anleihezinsen als im anderen Währungsraum, ein für internationale Investoren attraktives wirtschaftliches Umfeld und politische Stabilität. Spricht all das für einen Währungsraum, ist die Chance gut, dass internationales Kapital dorthin fliesst, weil man dort lieber investiert – sei es in den Wirtschaftsstandort oder in die dortigen Aktien- und Anleihemärkte – wo man sein Geld renditeträchtiger und sicherer untergebracht sieht. Ob man sein Geld dann dort „parkt“ oder investiert, die entsprechende Währung muss man dafür kaufen, das erhöht deren Nachfrage und mit ihr den Kurs. So weit ist das nachvollziehbar, nur:

Euro/US-Dollar: Chart vom 12.09.2024, Kurs 1,1067 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tageschart vom 12.09.2024, Kurs 1,1067 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

All diese Vorteile hat die Eurozone derzeit ja eher nicht. Die Leitzinsen und Anleiherenditen sind in den USA höher, die Wirtschaft stärker und stabiler und das politische Umfeld auch vor den US-Wahlen nicht so chaotisch wie in vielen Ländern der Eurozone. Was also kann die Trader am Devisenmarkt dazu bewegen, den Euro seit Beginn der zweiten Jahreshälfte zum US-Dollar aufzuwerten und damit die Chance auf einen Ausbruch aus der Handelsspanne 1,04448/1,1275 US-Dollar pro Euro zu schaffen?

Expertenmeinung: Da viele dieser Faktoren derzeit den Charme eines rotierenden Wegweisers aufweisen und die Gemengelage ziemlich komplex ist, kann man vermuten, dass sich viele Forex-Trader vor allem an den Leitzins-Levels bzw. deren Perspektive orientieren. Und ein sukzessiv stärkerer Euro hiesse, dass man erwartet, dass der Leitzinsvorsprung der US-Notenbank, deren Leitzins ja bislang immer noch bei 5,25 bis 5,50 Prozent liegt, während der der EZB auf 3,50 Prozent (Einlage-Zinssatz) gesenkt wurde, verschwinden bzw. sich womöglich sogar zu Gunsten höherer Eurozone-Zinsen umkehren wird. Ist das realistisch?

Dass die EZB nur einen kleinen Zinsschritt vollzog und zunächst keinen weiteren avisierte, unterstreicht zwar, dass man sich vom miserablen Wachstum innerhalb der Eurozone nicht zu einer laxen Geldpolitik verleiten lässt, sondern konsequent agiert. Was auch hiesse, dass der Zins nicht weiter sinkt, wenn die Inflation wieder anziehen sollte. Aber zu unterstellen, dass die US-Notenbank anders vorgehen würde, auch, weil in den USA das Wachstum jetzt doch noch wegbrechen könnte, ist verwegen. Immerhin hat die „Fed“ bislang still gehalten und den Zins zuvor schneller und weiter angehoben als die EZB. Und was das wegbrechende Wachstum angeht, ist das bislang ein Jammern auf hohem, gegenüber der Eurozone höherem, Niveau.

Es spricht also auf fundamentaler Ebene wenig dafür, dass der Euro zum US-Dollar deutlich und vor allem nachhaltig weiter zulegen müsste. Man sollte dem Braten daher besser erst trauen, wenn der Kurs nicht nur mit Schlusskursen über 1,1275 US-Dollar pro Euro aus dieser seit Anfang 2023 bestehenden Handelsspanne nach oben ausgebrochen ist, sondern sich zugleich zumindest einer, idealerweise aber mehrere der oben genannten Faktoren, die eine starke Währung unterstützen, zu Gunsten des Euro gewandelt hätten.

Euro/US-Dollar: Wochen-Chart vom 12.09.2024, Kurs 1,1067 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 12.09.2024, Kurs 1,1067 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Seit Anfang August stieg die Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen jetzt nicht nur mehr senken kann, sondern muss. Derweil zog der Euro zum US-Dollar immer weiter an. Am Freitag erreichte er ein neues Jahreshoch … aber ist denn ein Abstieg des US-Dollars wirklich logisch?

Das wäre es dann, wenn man jetzt unterstellen könnte, dass der Euroraum konjunkturell im Vergleich zu den USA an Stärke gewinnt und ein Zinsvorteil entsteht, sprich die Leitzinsen und mit ihnen die US-Renditen am Anleihemarkt schneller sinken als der EZB-Leitzins und die Renditen der Eurozone-Anleihen. Aber das ist ja nicht wirklich zu erwarten.

Ob die US-Notenbank die Leitzinsen wirklich schnell und weit senken wird, ist auch nach Jerome Powells Ankündigung, dass jetzt die Zeit für eine Anpassung der US-Geldpolitik gekommen sei, fraglich. Immerhin bricht die US-Wirtschaft ja nicht haltlos weg. Und ausserdem liegt die Inflationsrate noch so deutlich über dem Zielbereich um zwei Prozent, so dass man Bumerang-Effekte fürchten müsste, wenn man das Geld jetzt zu schnell billiger macht.

Und dass sich die EZB abkoppelt, den Leitzins weniger stark senkt als die US-Notenbank, das ist ebenso wenig wahrscheinlich wie die Vorstellung, dass die Eurozone auf einmal im Vergleich zur US-Wirtschaft an Stärke gewinnt, dies Investoren nach Europa zieht und die Nachfrage nach dem Euro erhöht. Also?

Expertenmeinung: Also wäre damit zu rechnen, dass der Run des Euro zum US-Dollar relativ bald an seine Grenzen stösst. Die erste wäre das 2023er-Jahreshoch bei 1,1276 US-Dollar pro Euro. Die könnte zwar alleine aufgrund des starken Momentums des Euro-Anstiegs noch überboten werden. Aber da die Forex-Trader natürlich auch einen Blick auf die Charts werfen, werden sie sehen, dass schon bald darüber richtig markante Hürden anstehen:

Euro/US-Dollar: Chart vom 23.08.2024, Kurs 1,1190 USD, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 23.08.2024, Kurs 1,1190 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Die Widerstandszone zwischen 1,1496 und 1,1704 US-Dollar dürfte ohne neue, wirklich markante Argumente für den Euro und gegen den US-Dollar kaum zu knacken sein. Daher wäre, nicht zuletzt mit Blick auf die auch auf Wochenbasis schon recht weit an den überkauften Bereich heran gelaufene Markttechnik, damit zu rechnen, dass das „selling on good news“ als Reaktion auf die jetzt endlich avisierte, erste Zinssenkung in den USA irgendwo in der Region zwischen 1,1276 und 1,1496 US-Dollar einsetzen könnte. Hier jetzt erst Long zu gehen, wäre also eher gewagt.

Richtig viel los war in der früher meist hoch spannenden Relation Euro/US-Dollar in letzter Zeit ja nicht: Das Währungspaar bewegt sich seit Anfang 2023 in einer schmalen Seitwärtsrange. Das scheinen die Euro-Bullen ändern zu wollen … aber wo wäre die Basis eines Ausbruchs?

Am Mittwoch hatte die Euro/US-Dollar-Relation mit 1,1047 US-Dollar pro Euro ganz knapp das am ersten Handelstag markierte, bisherige Jahres-Verlaufshoch überboten. Am Donnerstag fiel der Euro zwar zurück, aber es wirkt doch, als wollte man einen ernsthaften Anlauf nehmen, die Widerstandszone 1,1033/1,1140 US-Dollar zu überwinden, um dann das 2023er-Hoch bei 1,1276 anzugehen. Was auch hiesse, aus dem seit Anfang 2023 laufenden Seitwärtstrend auszubrechen, was Spielraum an die nächste Hürde bei 1,1496 US-Dollar bieten würde.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 15.08.2024, Kurs 1,0977 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
EUR/USD: Tageschart vom 15.08.2024, Kurs 1,0977 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Das hiesse also, einen starken Euro und einen abwertenden US-Dollar zu sehen. Eigentlich seltsam, wenn es in der Geopolitik immer mehr knistert und die Anleihe-Renditen in den USA weiter deutlich höher liegen als die der meisten Länder der Eurozone. Es sei denn … dieser Renditevorteil der USA würde sich verflüchtigen und sich idealerweise auch die Rahmenbedingungen für internationale Investoren so verändern, dass es lukrativer wird, sein Geld im Euro statt im US-Dollar zu investieren. Aber ist das denn realistisch?

Expertenmeinung: Das wäre es dann, wenn die US-Notenbank die Leitzinsen schnell und weitreichend senken würde. Genau das wurde vor gut einer Woche noch herumgereicht, sogar von „Emergency Cuts“ war die Rede, weil einige, vermutlich gepusht durch die umgehende Angst am Aktienmarkt, glaubten, die US-Wirtschaft werde in eine massive Rezession wegkippen, wenn die Notenbank nicht blitzschnell handelt. Aber da kommt die Frage schon wieder: Ist das denn realistisch?

Dass die USA in eine Rezession rutschen, ist möglich, aber nicht sicher. Dass die drastisch wird, ist ebenso möglich, aber völlig offen. Dass sich die „Fed“ aber auf Basis weniger und keineswegs dramatisch schlechter Konjunkturdaten auf einmal zu operativer Hektik hinreissen lässt, ist aber nicht allzu wahrscheinlich. Zumal die jüngsten Inflationsdaten insgesamt wie erwartet und noch zu hoch ausfielen, um auf einmal in Sachen Inflation Entwarnung zu geben.

Aber genau das ist die Basis dieses aktuellen Aufwärtsimpulses des Euro zum US-Dollar, der ja nicht zufällig am 2. August und damit an dem Tag begann, an dem die eher schwachen US-Arbeitsmarktdaten für den Juli vorgelegt wurden. Eine wacklige Basis also … zumal die zuletzt auf dem Absatz kehrt gemachten und plötzlich haussierenden Aktienmärkte schon wieder die „alles in bester Ordnung“-Karte spielen. Und doch sollte man die Chancen des Euro auf einen Ausbruch nach oben nicht einfach abschreiben, denn:

Diese Rallye der Aktienmärkte trägt zwar nach aussen das Markenzeichen einer Beruhigung der Rahmenbedingungen. Aber die haben sich seit Anfang des Monats ja nicht nennenswert verändert. Dass die US-Wirtschaft wackelt, ist weiterhin richtig, dass die US-Notenbank den Leitzins schneller und weiter senken könnte als die EZB, auch. Und die Rallye am Aktienmarkt kann entscheidend mit der heute ablaufenden Terminmarkt-Abrechnung zu tun haben, dazu mehr in meiner Kolumne „Börse aktuell“ im LYNX Wochenausblick am kommenden Montag.

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 15.08.2024, Kurs 1,0977 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
EUR/USD: Monatschart vom 15.08.2024, Kurs 1,0977 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Die Europawahl dürfte nicht nur von Europäern, sondern auch von internationalen Investoren weniger als Chance auf zielführende Veränderungen wahrgenommen werden, sondern in erster Linie als Zerfall bestehender Strukturen. Kann das den Euro seine Stabilität kosten?

Dass der Euro zum US-Dollar in den vergangenen sechs Monaten stabil war, ist an sich schon keine Selbstverständlichkeit. Unser Chart zeigt, wie viel US-Dollar man für einen Euro zu bezahlen hat, d.h. fällt der Kurs, wird der Euro weniger wert, ist also schwach.

Euro/US-Dollar: Chart vom 11.06.2024, Kurs 1,0744 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 11.06.2024, Kurs 1,0744 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Und diese Schwäche kam nicht, obwohl die Eurozone seit Jahren weitaus weniger Wachstum vorweisen kann als die USA. Und obwohl dort die Anleiherenditen höher liegen und die US-Notenbank restriktiver ist. Die EZB senkte erstmals am vergangenen Donnerstag den Leitzins, die US-Notenbank wird es heute Abend vermutlich nicht tun.

Hinzu kommt, dass man die USA immer noch als die für Investitionen sicherere Region einschätzt. Diese Robustheit des Euro war also keine Selbstverständlichkeit … und jetzt hätten wir eine Konstellation, in der die Schwäche doch noch kommen könnte.

Expertenmeinung: Auffällig war, dass der Euro zum US-Dollar bereits am Freitag deutlicher Boden preisgeben musste, als man auf Basis der US-Arbeitsmarktdaten wieder einmal Argumente für die US-Notenbank auf den Tisch bekam, den Leitzins vorerst nicht zu senken. Allerdings spielte sich das noch in einem charttechnisch unbedenklichen Terrain ab, oberhalb der Kreuzunterstützung aus der kurzfristigen April-Aufwärtstrendlinie und der im Chart dick schwarz hervorgehobenen 200-Tage-Linie. Seit Montag aber ist diese Unterstützung gefallen.

Das Wahlergebnis in Europa bedeutet Unsicherheit. Ein an sich schon schwieriges Konglomerat aus vielen Staaten mit ganz unterschiedlichen Interessen könnte jetzt noch schwieriger zusammenzuhalten sein. Das erhöht die Skepsis gegenüber Europa als Investitionsstandort. Dem gegenüber dürfte dieser kleine, erste Zinsschritt der EZB, der die Differenz der Leitzinsen zu denen in den USA nur geringfügig vergrösserte, nur Beiwerk gewesen sein. Das könnte also der Beginn einer grösseren Schwächephase des Euro werden, aber:

Noch ist hier nichts angebrannt. Immerhin notiert der Euro trotzdem noch ein gutes Stück über dem letzten, markanten Zwischentief vom April (1,0601 US-Dollar). Erst, wenn dieser Support fällt, geht es an die mittelfristig wirklich wichtigen Auffanglinien. Dann ginge es um die Zone 1,0448 zu 1,0525, darunter dann um das Jahrestief 2017 bei 1,0340 US-Dollar. Solange diese Unterstützungen halten, haben die internationalen Investoren dem Euro noch nicht den Rücken gekehrt oder würden gar gezielt auf dessen Schwäche spekulieren. Unter 1,0340 US-Dollar pro Euro müsste man indes genau das annehmen … aber erst dann wäre der Euro auf der Short-Seite auch wirklich einen Gedanken wert.