EUR.USD Prognose Euro/US-Dollar: Kein Futter von der „Fed“ für die Dollar-Bullen?

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Der Euro hatte zum US-Dollar im Vorfeld der gestrigen US-Notenbankentscheidung etwas nachgegeben, dann aber mit dem um 19 Uhr unserer Zeit vorgelegten Statement wieder etwas Boden gutgemacht. Die Reaktion ist insgesamt eher moderat – was kam da auf den Tisch?

Euro/US-Dollar: Chart vom 19.03.2025, Kurs 1,0897 USD, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 19.03.2025, Kurs 1,0897 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Dass der Euro zum US-Dollar seit Monatsanfang erheblich Boden gutgemacht hat, basierte auf der Erwartung, dass Deutschlands Wirtschaft durch die Lockerung der Schuldenbremse und das 500-Milliarden-Infrastruktur-Schuldenpaket deutlich an Stärke gewinnen und andere Eurozone-Länder vergleichbar agieren würden. Zugleich projizierte man in diese Perspektive höhere und damit lukrativere Zinsen am Anleihemarkt als Reaktion auf das durch die dafür aufzunehmenden Kredite steigende Angebot an Anleihen. Höhere Zinsen, mehr Wachstum, das stärkt eine Währung. Dass man all das auf Pump umsetzen muss, ist da Nebensache.

Um dem US-Dollar wieder Stärke zu verleihen, braucht es überzeugende Argumente dahingehend, dass man dort weiter eine stabile, nicht von einer steigenden Inflation aufgezehrte Währung, ein günstiges Investitionsumfeld und ein solides Wachstum erwarten darf. Durch die unberechenbar wirkende Zollpolitik der neuen US-Regierung wurde dieses Vertrauen unterminiert. Optimistische Aussagen und Projektionen der US-Notenbank am Mittwochabend hätten da stützend gewirkt. Aber dass der im Vorfeld der Entscheidung leicht nachgebende Euro zum US-Dollar (sprich: ein leicht stärker werdender US-Dollar) einen Teil seiner Verluste sofort nach dem Statement der „Fed“ wettmachte, zeigt schon:

Die US-Notenbank vermochte nicht wirklich zu liefern, was sich die US-Dollar-Bullen erhofft hatten. Dass die Reaktionen eher milde ausfielen, zeigt dabei: Wirkliche Wunder hatte man da auch nicht erwartet bzw. erwarten können. Und was hätte die „Fed“ schon sagen können?

Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der Tenor in der dem Statement nachfolgenden Pressekonferenz mit US-Notenbankchef Powell war: Noch ist es zu früh, um abschätzen zu können, wie sich die stark veränderte Wirtschaftspolitik in Washington auf Wachstum, Inflation und Arbeitsmarkt auswirken wird. Immerhin sind seit der Vereidigung von Donald Trump gerade einmal zwei Monate vergangen und dessen weiteres Vorgehen ist in vielerlei Hinsicht noch offen.

Zwar passte die Notenbank ihre Projektionen für Wachstum, Inflation und Arbeitsmarkt gegenüber dem letzten, im Dezember vorgelegten Ausblick recht deutlich an. So liegt die Wachstumsprognose für 2025 jetzt bei 1,7 nach zuvor 2,1 Prozent. Der Inflationsausblick per Ende 2025 weist 2,7 Prozent in der Gesamt- und 2,8 Prozent in der Kernrate nach zuvor jeweils 2,5 Prozent aus. Und die Arbeitslosenrate sieht man zum Jahresende nach bislang 4,3 jetzt bei 4,4 Prozent. Aber zugleich liegt das Mittel dessen, was die Mitglieder des Fed-Entscheidungsgremiums FOMC an Zinssenkungen für dieses Jahr erwarten, weiter bei zwei Schritten von 0,25 Prozent.

Das ist ein janusköpfiges Gesamtbild, das ebenso wie der Umstand, dass diese zwei Zinsschritte nur der Median sind (einige sehen mehr, andere gar keine Senkungen) deutlich macht, dass man derzeit noch nicht in der Lage ist, einen klaren Weg zu erkennen. Wie also sollte das den US-Dollar nennenswert befeuern?

Es bleibt damit nach dieser Notenbanksitzung erst einmal bei einem intakten Aufwärtstrend des Euro zum Greenback.  Und damit hält sich dieser auch die Tür zu einem Ausbruch über die Widerstandszone 1,0936/1,1002 US-Dollar pro Euro offen, an welcher das Währungspaar aktuell erst einmal hängengeblieben ist. Weitere Indizien dafür, dass die Eurozone enger zusammenrückt und aktiver agiert, können dem Euro zu einem solchen Ausbruch nach oben verhelfen. Für die US-Dollar-Bullen bleibt die Gemengelage hingegen schwierig und kann noch problematischer werden, sollten die nächsten Daten zu Verbrauchervertrauen und Inflation den Eindruck verstärken, dass man in Washington einen Weg eingeschlagen hat, den viele internationale Investoren nicht mögen.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Vorherige Analysen von EUR.USD

Seit Ende der Vorwoche hatte der Euro zum US-Dollar in der Spitze 4,6 Prozent Boden gutgemacht. Das ist auf kurzfristiger Ebene ein weitreichender Impuls, im langfristigen Kontext aber (noch) nicht entscheidend. Die Frage ist: Ist das erst der Anfang … oder schon das Ende?

Euro/US-Dollar: Chart vom 06.03.2025, Kurs 1,0800 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 06.03.2025, Kurs 1,0800 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Sieht man sich die Charts an, könnte man Zweifel hegen, dass diese Euro-Stärke von Dauer ist. Denn ausgerechnet am gestrigen Donnerstag und damit nach der EZB-Entscheidung kam es nach drei Rallye-Tagen zu ersten Gewinnmitnahmen. Und dass die auf Höhe einer jetzt als Widerstand fungierenden, ehemaligen Aufwärtstrendlinie aus dem Herbst 2023 einsetzten, deutet an, dass einige Euro-Bullen bereits der Ansicht sind, dass die Luft nach oben zumindest kurzfristig raus ist. Die Frage ist aber, ob sie damit richtig liegen.

Denn die Argumente, die für den Euro oder für den US-Dollar sprechen, sind derzeit im Wandel. Eine starke Nachfrage nach einer Währung basiert immer auf mehreren Faktoren, idealerweise wirken alle zugleich positiv. Das sind eine starke Wirtschaft, eine stabile politische Führung, ein gutes Investitionsumfeld und der Zinsvorteil. Was hat sich da zuletzt getan?

Expertenmeinung: Einiges. Aufseiten des US-Dollars wackeln die Attribute einer starken Wirtschaft, einer stabilen, politischen Führung und eines guten Investitionsumfelds erheblich. Die Zollstrategie des US-Präsidenten ist für sich genommen schon problematisch, das permanente, unberechenbare Verhängen und Zurücknehmen einzelner Zölle aber noch mehr. Zugleich tauchen Indizien auf, dass die US-Wirtschaft in nächster Zeit ein Wachstums- und Inflationsproblem zugleich bekommen könnte, wobei die Zölle, Entlassungswellen und der veränderte geopolitische Kurs der US-Regierung noch Öl in das entstehende Feuer giessen.

Aufseiten des Euros sehen wir, ausgelöst durch die Entwicklung in den USA, eine Eurozone, die enger zusammenrückt und vor allem entschlossen ist, eine Menge Geld in die Hand zu nehmen, um die Abhängigkeit von den USA in Bezug auf Handel und Verteidigung deutlich zu reduzieren. Und dieses Geld ist ein wichtiger Faktor zugunsten des Euro, denn:

Es ist ja gar nicht da. Es muss über Kredite aufgenommen werden. Und dazu braucht es internationales Kapital. Welches durchaus interessiert sein dürfte, denn dadurch, dass man mit einem massiv steigenden Angebot am Euro-Anleihemarkt rechnen muss, wird man solche Kredite gut verzinsen müssen, um sie loszuschlagen … die Anleihen in der Eurozone reagierten bereits durch steigende Renditen. Damit hat die Eurozone ein neues, markantes Argument, Investoren anzuziehen, was die Nachfrage nach dem Euro befeuern würde.

Euro/US-Dollar: Monatschart vom 06.03.2025, Kurs 1,0800 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monatschart vom 06.03.2025, Kurs 1,0800 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Aber: Noch ist die Rallye eben nur der mögliche Beginn einer Euro-Renaissance. Die nach der US-Wahl etablierte Stärkephase des US-Dollars ist erst einmal zurückgenommen, der Euro/US-Dollar-Kurs ist jetzt wieder in die Nähe des Levels gelaufen, der vor der US-Wahl Anfang November galt. Um eine echte Wende zugunsten des Euro zu generieren, müsste der Kurs aus der jetzt zurückeroberten Seitwärtsrange der Jahre 2023/2024 nach oben hinaus. Die obere Begrenzung dieser Range liegt bei 1,1276 US-Dollar pro Euro. Gelingt es, diesen Deckel zu sprengen, liesse sich die Euro-Stärke als echte Renaissance sehen … und als ein Signal, dass das internationale Kapital sieht, dass die Eurozone wieder etwas bewegen kann.

Nach der US-Wahl stand der Euro zum US-Dollar erheblich unter Druck. Bei 1,0177 US-Dollar pro Euro wurde der Abstieg im Januar vorerst gestoppt, seither sehen wir eine Bodenbildung, eine Aufwärtswende wäre greifbar … falls die Wahl den Euro-Bullen nicht in die Parade fährt.

Diese Analyse wurde zwar beendet, als noch offen war, wie die Bundestagswahl ausgehen würde. Aber für das Festzurren der charttechnischen Eckpunkte ist das auch nicht erforderlich … und darüber hinaus ist ja auch immer offen, wie die internationalen Trader, die sich am Forex-Markt tummeln, die Ergebnisse auslegen werden. Zwischen Daten und Kursbewegungen steht immer dieser höchst subjektive Filter namens Mensch. Und dass das, was am Ende nach dem Gang durch diese emotionale Schranke beim Kurs herauskommt, keineswegs immer eine logische Ableitung der neuen Fakten sein muss, kennen wir ja – beispielsweise von den Kursbewegungen nach Notenbanksitzungen – zu Genüge.

Grundsätzlich müsste man aber davon ausgehen, dass es dem Euro helfen würde, wenn der Ausgang der Bundestagswahl eine schnelle und aus Sicht der meisten Investoren idealerweise tendenziell konservative Regierung ermöglichen würde. Dass konservative Regierungen für die Wirtschaft automatisch förderlicher sind als sozialdemokratisch geprägte Regierungen, ist zwar historisch gar nicht mal allzu gut unterfüttert, aber wie gesagt:

Expertenmeinung: Das, was wir am heutigen Montagmorgen zu verarbeiten haben, geht durch einen emotionalen Filter. Und nicht umsonst wurde der US-Dollar markant stärker bzw. der Euro zum Greenback schwächer, nachdem in den USA die Republikaner die Wahl gewonnen hatten. Also, wo sind die wichtigen, charttechnischen Ankerpunkte, auf die es jetzt ankommen würde?

Euro / US-Dollar: Tageschart vom 21.02.2025, Kurs 1,0464 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro / US-Dollar: Tageschart vom 21.02.2025, Kurs 1,0464 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

In den letzten Wochen hat sich in Sachen Euro-Bodenbildung eine Nackenlinie etabliert, die müsste überboten werden – und dazu müsste der Euro zum US-Dollar über 1,0550 US-Dollar hinauskommen. Aufgrund des charttechnischen Gesamtbilds hiesse es dann aber zunächst nur: Nach der Hürde ist vor der Hürde. Denn bereits bei 1,0601 und 1,0666 US-Dollar pro Euro würden die nächsten potenziellen Bremsmarken warten. Die sind auch deswegen bedeutsam, weil sie das obere Ende dieser im Monatschart zu sehenden, viele Jahre zurückreichenden Chartzone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar einschliessen. Da müsste der Euro drüber, erst dann wäre er mit seiner Aufwärtswende wirklich „durch“.

Euro / US-Dollar: Monatschart vom 21.02.2025, Kurs 1,0464 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro / US-Dollar: Monatschart vom 21.02.2025, Kurs 1,0464 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Und was, wenn man seitens der internationalen Investoren unterstellt, dass die nach der Wahl im Bundestag versammelte Parteien-Konstellation eine Regierungsbildung erschweren und nicht Stabiles zuwege bringen könnte? Dann würde er wohl die Reihe der kurzfristigen Zwischentiefs der letzten Wochen bei 1,0401, 1,0289, 1,0211 und letztendlich das bisherige Jahres-Verlaufstief bei 1,0177 US-Dollar abarbeiten; in diesem Fall stünde der Test und im Extremfall der Bruch der Parität 1,00 US-Dollar für einen Euro umgehend wieder im Raum.

Aber wie gesagt: Besser wäre, erst zu schauen, was das Währungspaar wirklich tut, anstatt nach einer eigenen Auslegung umgehend einen Trade einzugehen, denn man kann nie sicher sein, dass die eigene Meinung von der Mehrheit der aktiv agierenden Trader geteilt wird!

Momentan spricht viel für den US-Dollar und sehr wenig für den Euro. Dass der Devisenmarkt die Rahmenbedingungen 1:1 logisch umsetzt, ist zwar nie sicher – aber im Moment ist es so. Und das könnte den Euro weiter drücken, an und unter die Parität zum US-Dollar.

Im November rutschte der Euro zum US-Dollar in die langfristig wichtige Supportzone 1,0340/1,0636 US-Dollar und verteidigte sie. (Im Chart sehen Sie, wie viel US-Dollar man für einen Euro bezahlen muss, d.h. ein fallender Kurs bedeutet einen schwachen Euro.) Aber die Käufer liessen sich trotz dieser Verteidigung nicht blicken, im Dezember fiel der Euro erneut zurück und beendete das Jahr am unteren Ende dieser Unterstützungszone.

Euro/US-Dollar: Chart vom 10.01.2025, Kurs 1,0245 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 10.01.2025, Kurs 1,0245 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Jetzt, im Januar, ist sie Stand Freitag durchbrochen. Erstmals seit 2022 nähert sich damit wieder die Parität ein US-Dollar für einen Euro. Vor 2022 war dies das letzte Mal 2002 der Fall gewesen. Und so, wie sich die Ausgangslage momentan darstellt, wird es nicht leicht, den Euro aufzufangen, bevor er diese psychologisch wichtige Marke erreicht und sie dann womöglich in Richtung der charttechnischen Zielmarke in Form des 2022er-Tiefs bei 0,9536 US-Dollar pro Euro unterschreitet, denn:

Expertenmeinung: Die US-Wirtschaft wächst trotz hoher Zinsen im Rahmen des langfristigen Durchschnitts, die Wirtschaft der Eurozone nicht. In den USA könnten Donald Trumps Pläne für die Wirtschaft die Inflation, die sowieso noch über der Zielzone der US-Notenbank liegt, wieder anfachen und damit für längere Zeit höhere Leitzinsen sorgen; die EZB hätte mehr Möglichkeiten und Bedarf für Zinssenkungen. Eine starke Wirtschaft mit guten Anleihe-Zinsen steht gegen eine schwache mit niedrigeren Zinsrenditen und einem schlechteren Umfeld für Unternehmensinvestitionen. Es ist klar:

Der „Greenback“, d.h. der US-Dollar, ist die begehrtere der beiden Währungen und damit weiter auf der Überholspur. Wird das der endgültige Tritt in die Kniekehle der Eurozone, der sie in die Rezession führt?

Nicht zwingend, eine schwache Währung hat ja auch Vorteile. Der Export in die USA mag bald durch höhere Zölle erschwert werden, aber da der US-Dollar für die Eurozone-Unternehmen mehr wert ist, wenn sie die Erlöse am US-Markt in Euro zurücktauschen, fängt ein schwächer werdender Euro einen Teil der durch die Zölle entstehenden Einbussen auf. Auf diese Weise konnte auch China im Zuge des Handelskriegs mit den USA in Donald Trumps erster Amtszeit einen Teil des Drucks abfedern. Allerdings ist das ein Vorteil, der mit einem Nachteil erkauft wird:

Deutschland muss ziemlich viele Rohstoffe importieren, nicht so extrem wie z.B. Japan, aber immerhin. Und Rohstoffe werden immer in US-Dollar fakturiert, was bedeutet: Solche Importe kommen die deutschen Unternehmen bei einem starken US-Dollar teurer. Fazit:

Ja, der Euro kann jetzt weiter abrutschen und ja, das ist für die Wirtschaft der Eurozone ein Problem. Dass dadurch die Exporteure ein wenig entlastet werden, kann die Problematik etwas dämpfen, aber ob das reichen könnte, um den schwachen Euro von der langen Liste belastender Faktoren zu nehmen, ist sehr fraglich.

Die US-Notenbank legte gestern ihre neuen Projektionen für die US-Wirtschaft vor. Die Inflationsprognose sowie der Leitzins-Ausblick trieben den US-Dollar danach kräftig höher. Die Folge ist, dass es in der Euro/US-Dollar-Relation jetzt um einen Schlüssel-Support geht.

Die Inflationsprognose für 2025 nahm die US-Notenbank von 2,1 auf 2,5 Prozent nach oben. Und der Ausblick für den Leitzins liegt jetzt für Ende 2025 nicht wie zuvor ein Prozent, sondern nur ein halbes unter dem Level von 4,25 – 4,50 Prozent, auf den die „Fed“ ihn am Mittwochabend senkte. Dass das dem US-Dollar Auftrieb gab, ist nur logisch.

Denn das bedeutet, dass sich die Zinsdifferenz zu Gunsten von US-Dollar-Anleihen gegenüber dem Euroraum erst einmal weniger verringern wird als gedacht, womöglich sogar wieder ansteigt. In den USA gibt es mehr Zinsen … und auch, wenn die Inflation auf erhöhtem Niveau unerfreulich ist, so ist sie zugleich ein Signal dafür, dass die Wirtschaft dort stark ist. Und das ist sie derzeit fast nur in den USA, in Europa und China klemmt es bekanntlich. Das wiederum macht Investitionen im US-Dollar-Raum lukrativer und steigert die Nachfrage nach dem US-Dollar noch zusätzlich. Dass der „Greenback“ also nach diesen neuen Projektionen der US-Notenbank zulegte, ist nachvollziehbar.

Expertenmeinung: Die Frage ist, wie weit das geht. Denn jetzt wäre ein Punkt erreicht, dessen Unterschreiten für den Euro hiesse: Die Parität 1:1 zum US-Dollar kommt in Schlagdistanz. Wir sehen das im Chartbild auf Monatsbasis:

Euro/US-Dollar: Chart vom 18.12.2024, Kurs 1,0365 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 18.12.2024, Kurs 1,0365 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Als der Euro im Verhältnis zum US-Dollar deutlich unter die Parität rutschte, sprich man weniger als einen US-Dollar für einen Euro zahlen musste, durchbrach er dazu die bis in das Jahr 2015 zurückgehende Unterstützungszone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar pro Euro. Als das erst einmal passiert war, ging es zügig bis auf 0,9536 US-Dollar nach unten. Und an der Schwelle, dieses Szenario zu wiederholen, steht man jetzt:

Der Euro gab am Mittwochabend deutlich nach und beendete den Handel mit 1,0365 US-Dollar mehr oder weniger direkt an dieser Supportlinie. Die war bereits im November getestet worden, da hielt sie noch. Aber jetzt kehrt man viel zu früh an diese Zone zurück. Zu früh, um den Euro-Bullen das Gefühl zu geben, dass man diesen Support ein zweites Mal würde halten können und dann davon auch noch durch einen kräftigen Aufwärtsschwenk davon profitieren könnte.

Die Argumente sprechen momentan durchweg für den Greenback, das dürfte es den US-Dollar-Bullen (die damit automatisch Euro-Bären sind) eher leicht machen, jetzt den Sack zuzumachen, so sie es denn wollen. Sollte der Euro diesen Bereich um 1,0340 US-Dollar deutlicher und auf Schlusskursbasis durchbrechen, wäre der Level 1,00 US-Dollar pro Euro alles andere als ein überzogenes Kursziel.

Der Monatschart der Euro/US-Dollar-Relation zeigt, dass der Euro zum US-Dollar im November klar schwächer war, das US-Wahlergebnis brachte der US-Währung neue Stärke. Aber wie massiv wird das jetzt noch? Das wird sich in der jetzt getesteten Chartzone erweisen.

Momentan rechnen US-Notenbank und EZB gleichermassen mit wieder etwas anziehenden Preisen und äussern sich in Bezug auf weitere Leitzinssenkungen eher zurückhaltend. Dieser Faktor ist derzeit in Bezug auf die Frage, ob die Euro-Schwäche zum Greenback weitergeht, also eher als neutral zu sehen. Anders sieht es in Bezug auf die Perspektiven der Konjunktur dies- und jenseits des Atlantiks aus.

Man rechnet mehrheitlich damit, dass die kommende US-Regierung dafür sorgen wird, dass das ohnehin robust wirkende US-Wachstum noch deutlich stärker wird, was hingegen die Wirtschaft der Eurozone eher belasten wird. Das alleine ist ein Argument für den US-Dollar, aber die Art und Weise, wie man sich das in Trumps Kreisen vorstellt, ist da noch viel wichtiger. Denn die Planung deutlich angehobener Einfuhrzölle soll ja nicht nur ausserhalb der USA hergestellte Waren draussen halten, sondern auch US-Unternehmen, die im Ausland produzieren lassen, dazu bringen, in die USA zurückzukehren. Und das hiesse:

Da muss viel investiert werden. Das bedeutet einen steigenden Bedarf nach US-Dollars, nicht zuletzt, weil man darauf setzt, dass dann auch europäische oder chinesische Unternehmen versuchen werden, Produktionsstätten in den USA auf- oder auszubauen, um die hohen Zölle zu umgehen. Ein klares Argument „pro Greenback“.

Expertenmeinung: Aber ist das nicht ein wenig kurzsichtig? Kann man denn sicher sein, dass eine derart drastische Vorgehensweise nicht zum Bumerang wird, indem die Inflation anzieht?

Damit muss man rechnen. Aber auch das wäre dann ja wieder ein Punkt für den US-Dollar. Denn eine steigende Inflationsrate hiesse, dass die US-Notenbank mit Zinssenkungen weniger Spielraum hätte, weniger als die EZB. Was die Rendite-Schere, die ohnehin zu Gunsten der US-Anleihen existiert, noch weiter öffnen und auch in Bezug auf Anleihekäufe mehr Nachfrage nach US-Dollars implizieren würde.

So gesehen sollte man einkalkulieren, dass die per Ende November gelungene Verteidigung der langfristig wichtigen Supportzone zwischen 1,0340 und 1,0636 US-Dollar pro Euro nicht von Dauer sein muss. Die Argumente sprechen klar für den US-Dollar und würden noch stärker, sollte die vermutete Vorgehensweise der nächsten US-Regierung geopolitische Spannungen nicht dämpfen, sondern steigern, so dass dann auch noch der Safe Haven-Effekt hinzukäme.

Sollte die Euro/US-Dollar-Relation diesen Bereich 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar unterbieten, wäre die Parität, also ein Preis von 1,00 US-Dollar für einen Euro, das nächste, vor allem psychologisch relevante Kursziel … aber Sie sehen es im Chart: Aus charttechnischer Sicht wäre der Weg dann direkt frei an das 2022 markierte 22-Jahres-Tief bei 0,9536.

Für Long-Trades im Euro wäre die Gemengelage also derzeit höchst problematisch. Auch, wenn er jetzt zum Monatsende immerhin am oberen Ende der Unterstützungszone landete: Wirklich bullisch wäre der Euro erst, wenn er die Handelsspanne der letzten zwei Jahre mit Schlusskursen über 1,1276 überwunden hätte. Und dieser Weg ist aktuell eindeutig der steinigere.

Euro/US-Dollar: Chart vom 29.11.2024, Kurs 1,0577 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX