DAX Prognose DAX: Eine Hausse auf Kredit … und das Ausfallrisiko nimmt zu

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

von | |
In diesem Artikel

DAX
ISIN: DE0008469008
|
Ticker: DAX --- %

--,--
---% (1D)
1 W ---%
1 M ---%
1 J ---%
Zur DAX

Das Momentum der DAX-Hausse hat in den vergangenen Tagen spürbar nachgelassen. Wobei das Problem des Bullen-Lagers weniger der Wille sein dürfte als der Umstand, dass es nicht nur keine neuen Argumente zu ihren Gunsten gibt, sondern immer mehr gegen sie.

Wenn man sich überlegt, dass das US-Index-Flaggschiff Dow Jones alle Gewinne, die es seit dem Tag der US-Wahl Anfang November erreicht hatte, wieder abgegeben hat, während der DAX am Mittwoch zum Handelsende seit diesem 5. November etwa 18,7 Prozent Gewinn ausweist, kommt man als Trader vermutlich langsam auf den Gedanken, dass es nicht schaden kann aufzupassen, wohin man bei diesem Gipfelsturm seine Füsse setzt.

DAX: Monats-Chart vom 26.03.2025, Kurs 22.839,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 26.03.2025, Kurs 22.839,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Denn insbesondere den grossen Adressen am Markt wird zweifellos eines klar sein: Das hier ist eine Hausse auf Kredit. Und noch ist nicht einmal die erste Rate bezahlt, im Gegenteil ist sogar offen, ob man die überhaupt wird leisten können. Denn die Schere zwischen dem deutschen Leitindex und den US-Aktienindizes begann ja in dem Moment im Februar besonders intensiv auseinander zu klaffen, als man erst ahnte und dann ab Anfang März durch die Aussage von CDU/CSU und SPD auch davon ausgehen konnte, dass man viel Geld in die Hand nehmen wird, um die Verteidigungsfähigkeit des Landes von den USA unabhängiger zu machen.

Dass das durch immense, neue Schulden erfolgen muss, war absehbar und nicht anders zu machen, das ist nicht der „Kredit“, der das Abwärtsrisiko des DAX bzw. des deutschen Aktienmarkts insgesamt ausmacht. Da geht es um etwas anderes:

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Es geht darum, dass man im D-Zug-Tempo die Effekte dieser aufzunehmenden Kredite vorweggenommen hat und obendrein eine Zeitlang offenbar ausblendete, dass die USA für Deutschland und die EU nicht nur in Bezug auf die Verteidigung ein Problem geworden ist.

Auf der einen Seite hat diese Kursrallye bei Rüstungsunternehmen und allem, was damit verbunden ist oder auch nur sein könnte, ebenso wie bei Banken und Bauunternehmen Gewinnanstiege eingepreist, die erst in einigen Jahren real werden können. Denn ob Infrastrukturprogramm oder Verteidigung, bis da Geld aufgenommen ist, bis Aufträge vergeben und umgesetzt sind und das die Gewinne der damit verbundenen Unternehmen steigert, vergeht viel Zeit. Und es ist weder jetzt noch in einigen Wochen auch nur im Ansatz abschätzbar, wer wann wie stark von dieser Entwicklung profitieren wird, diese Hausse ging also ins Blaue hinein. Und sie ist damit als bullisches Argument mittlerweile verbraucht. Das ist ein sehr hoher Kredit, den die Bullen da von der Zukunft aufgenommen haben.

Das alleine ist schon nicht „ohne“. Aber bedenkt man, dass man da zudem womöglich den Schaden, der Deutschland durch steigende US-Einfuhrzölle, aber ggf. auch durch dann von der EU verhängte Gegenzölle entsteht, teilweise oder ganz ausgepreist hat, wird es richtig brenzlig. Und da jetzt der Stichtag für auch Europa umfassender betreffende Zölle näher rückt (der kommende Mittwoch) und Donald Trump am gestrigen Abend bereits damit begonnen hat, seine Liste zu verkünden, darf das Chartbild jetzt nicht zu sehr wackeln.

DAX: Tages-Chart vom 26.03.2025, Kurs 22.839,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 26.03.2025, Kurs 22.839,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Solange der Aufwärtstrend intakt und die Dynamik solide bleibt, werden viele Trader zwar mehr auf der Hut sein, aber an Bord bleiben. Aber wenn man weiss, dass da gerade eine Hausse auf Treibsand läuft, ist man weit schneller mit dem Ausstieg bei der Hand, als hätte man solide positive Fundamentals auf seiner Seite.

Dahingehend wäre das untere Ende der seit einigen Wochen bestehenden, breiten Handelsspanne bei 22.226 Punkten eine wichtige, womöglich entscheidende Schlüsselmarke. Diese Linie wurde zuletzt am 11. März getestet und hielt. Sollte sie aber jetzt erneut angelaufen werden, dürfte es mit Blick auf diesen hohen „Kredit“, den die Bullen sich aufgeladen haben, nicht leicht werden, genug Akteure zu finden, die sich mit frischem Kapital aktiv gegen einen Ausbruch nach unten stemmen. Behalten Sie diese Linie im Auge!

Margin Konto – Handeln mit höchster Flexibilität

Mit einem Margin Konto können Sie zum Beispiel mit Hebel handeln und Ihre Trading-Strategien durch Leerverkäufe oder den Einsatz von Optionen und Futures diversifizieren.

Entdecken Sie jetzt die umfangreichen Handelsmöglichkeiten, die Ihnen dieser Kontotyp bietet: Margin Konto

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des DAX Index

Wie es in Bezug auf die Ukraine weitergeht, ist für den deutschen Aktienmarkt von grosser Bedeutung. Die Uhr tickt für die von Donald Trump auf den 2. April terminierten Zölle. Und mit dem Schuldenpaket läuft es nicht so rund wie gedacht. Aber der DAX hält. Wie kann das sein?

DAX Index: Chart vom 13.03.2025, Kurs 22.567,14 Punkte, Kürzel: DAX | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 13.03.2025, Kurs 22.567,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Momentan weiss man als Anleger schon gar nicht mehr, wohin man zuerst schauen müsste. Es passiert viel gleichzeitig. Zu viel. Das führt bei nicht wenigen zu einem bemerkenswerten Phänomen, das man bei Menschen, die unter immensem Druck stehen, in allen Lebenslagen beobachtet: Man schaltet die Risiken einfach ab. Je grösser diese sind, desto mehr tut man, als wäre alles bestens. Bildlich gesprochen droht die Titanic zu sinken, aber da die Kapelle weiterspielt, wagt man einfach ein Tänzchen. Und das soll am Aktienmarkt denkbar sein?

Durchaus, schliesslich machen Menschen die Kurse, keine Roboter. Emotionen bestimmen oft die Trends. Und das Ignorieren von Risiken, weil man sonst fürchtet, die Kontrolle zu verlieren, ist eine davon. Sicher, man könnte auch einfach aussteigen. Aber dann wäre da ja noch diese nicht gerade risikolose Kombination aus Hoffnung und Gier, die einem einflüstert, dass es schon irgendwie gutgehen werde. Zumal man da in Bezug auf den DAX einen Strohhalm hat:

Das Schuldenpaket. Dreistellige Milliardenbeträge für Infrastruktur, dreistellige Milliardenbeträge für Verteidigung und das Auflösen der strikten Vorlagen für die Neuverschuldung, gerne auch auf kommunaler Ebene: Das verheisst Aufträge en masse für DAX-Unternehmen wie Siemens, Heidelberg Materials, Siemens Energy oder Rheinmetall. Und es verheisst viele Gewinne für die Banken.

Dass die Sache noch nicht in trockenen Tüchern ist, ist zwar ein kleiner Malus. Aber wer gerade dabei ist, die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, kann und will darüber nicht nachsinnen. Erst recht nicht, wenn man zugleich beflissen dafür sorgen muss, nicht aus Versehen auf die US-Indizes zu schauen, die längst Richtung Keller abgebogen sind. Täte man es, müsste man sich fragen: Welche Wirtschaft ist doch gleich die stärkere? Also tut man es nicht. Darf man daraus schlussfolgern, dass der DAX „unfallbar“ ist, solange sich genug Anleger so verhalten?

Expertenmeinung: Nein. Oder besser: Man kann schon, aber man sollte es besser nicht tun. Denn die Trends werden nicht nur von sich emotional selbst korrumpierenden Privatanlegern gemacht. Da sind auch grosse, internationale Investoren und die emotionslosen, computergesteuerten Handelsprogramme. Zwar hat der DAX bislang davon profitiert, dass einige internationale Investoren glauben, dass Kapital, das man aus den USA abzieht, in Europa und da gerne im DAX besser aufgehoben sei. Aber wenn in Bezug auf die Ukraine neue Irritationen entstehen, wenn das Schuldenpaket aufgeweicht werden muss und wenn Donald Trumps Zoll-Runde für Europa nicht hurtig abgewendet wird, kann sich diese rosige Sicht auf die Perspektiven der deutschen Blue Chips hurtig ändern.

DAX Index: Chart vom 13.03.2025, Kurs 22.567,14 Punkte, Kürzel: DAX | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 13.03.2025, Kurs 22.567,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Oder, wenn das Chartbild nahelegt, dass man hier, im DAX, vielleicht doch besser die Beine in die Hand nimmt. Und so, wie sich der DAX-Chart auf Tagesbasis darstellt, ist er eben keineswegs so stabil, wie es viele gerne sehen würden. Denn die Zone, die nicht fallen darf, ist nicht nur mittlerweile ziemlich gut definierbar. Sie ist auch nahe. Und Hedgefonds „können auch short“, wenn sie den Eindruck bekommen, mit einer gezielten Attacke viel erreichen zu können.

Fällt die Unterstützungszone bei 22.193 zu 22.226 Punkten, wäre für das Bären-Lager viel erreicht. Dann hätte der DAX eine nach rechts offene, am oberen Schenkel ansteigende Dreiecksformation nach unten verlassen und hätte dann erst bei 21.082 die nächste, aber nur eher fragile Unterstützungszone vor sich, massiver würde es erst um 20.523 Zähler.

Nun wäre es natürlich möglich, dass ein Bruch der Zone 22.193/22.226 Punkte durch beherzte Gegenwehr zu einer Bärenfalle wird. Aber wenn man sich überlegt, dass viele dieser internationalen Akteure, die den DAX seit Herbst 2024 übergewichten, jetzt einen sehr teuer bewerteten DAX, dafür aber eine billiger gewordene Wall Street vor sich sehen und einiges an Gewinnen hätten, die sie im Fall einer Umschichtung retour Richtung US-Börsen mitnehmen könnten, würde ich darauf, dass diese Supportzone dauerhaft standhält, eher nicht wetten wollen.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der deutsche Aktienindex hat in den letzten Monaten eine beeindruckend positive Entwicklung verzeichnet. Und nach wie vor zeigt sich eine Serie von höheren Hochs und höheren Tiefs im Chart.

Überraschend ist jedoch die jüngste Aufwärtsbewegung, da sich die Wall Street in einer tiefgreifenden Korrektur befindet. Ein derartiges Abkoppeln des DAX vom Geschehen in den USA wurde in der Geschichte eher selten beobachtet. Diese relative Stärke ist bemerkenswert.

Expertenmeinung: Dennoch bleibt festzuhalten, dass wir uns in einem global vernetzten Wirtschaftssystem befinden. Sollte die US-Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession abgleiten, dürfte dies auch über kurz oder lang die europäische Wirtschaft zu spüren bekommen. Somit bleibt offen, ob der DAX diese Aufwärtsbewegung dauerhaft verteidigen kann.

Die recht hohe Volatilität der letzten Tage deutet bereits darauf hin, dass Anleger zunehmend nervös werden. Noch kann die 20-Tage-Linie gehalten werden. Ein Schlusskurs darunter könnte den Index jedoch belasten. Die nächste Unterstützung wäre dann bei 22.226 Punkten zu finden, gefolgt von der 50-Tage-Linie, die sich derzeit bei 21.602 Punkten befindet. Dies wären mögliche Anlaufstationen im Rahmen einer moderaten Korrektur.

Aussicht: NEUTRAL

DAX Index: Chart vom 10.03.2025, Kurs: 22.620,95, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 10.03.2025, Kurs: 22.620,95, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Mit Worten wie „Ausnahmezustand“ wird medial eher inflationär umgegangen. Was den DAX angeht, ist der Begriff dieser Tage aber durchaus angemessen. Vor genau 25 Jahren wurde ein sehr ähnliches Szenario zum Beginn einer Baisse. Was heute an damals erinnert.

Weisses Haus-Eklat, China-Daten, Zölle, Koalitions-Sondierungen … und übermorgen schon wieder eine Entscheidung der EZB. Den Anlegern schwirrt der Kopf. Eigentlich ist die Gemengelage mit Masse negativ und wird eher kritischer als besser. Aber am deutschen Aktienmarkt wurde das zum Wochenstart nicht sichtbar, weil Marktteilnehmer wegen der unsicherer werdenden Sicherheitslage und den Aussagen aus Washington unterstellen, dass Aktien von Unternehmen, die mit dem Thema Verteidigung zu tun haben, unbedingt in jedes Depot müssen und, so wirkt es, scheinbar unlimitiertes Aufwärtspotenzial haben.

Das hebelte am Montag vor allem DAX und MDAX nach oben, der DAX schaffte es dabei durch massive Zugewinne bei Rheinmetall (+13,71 Prozent) und Airbus (+5,88 Prozent) über das bisherige Verlaufshoch von 22.935 Punkten hinaus. Zeitweise lag der deutsche Leitindex bis zu 778 Punkte vorne, am Ende ging es mit einem neuen Schlussrekord um 2,64 Prozent höher ins Handelsende.

DAX: Tages-Chart vom 03.03.2025, Kurs 23.147,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 03.03.2025, Kurs 23.147,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Ein grandioser Sieg für die Bullen. Zwar ist der DAX dadurch markttechnisch auf allen Zeitebenen heiss gelaufen und könnte jederzeit scharf korrigieren. Aber nachdem der jüngste Rücksetzer sogar noch oberhalb der 20-Tage-Linie aufgefangen wurde, dürften sich viele im bullischen Lager sicher fühlen. Immerhin ist der DAX rein aus charttechnischer Sicht im „uncharted territory“ unterwegs, sieht sich also, nachdem er alles an Trendkanälen überboten hat, was die Charttechnik aufbieten könnte, keinen Charthürden mehr gegenüber. Aber vor genau 25 Jahren war das ebenso. Und es endete für die Bullen mit einem Desaster. Warum dieser Blick in ferne Vergangenheit?

Weil die Parallelen einem ins Auge springen, wenn man sich das mal genauer ansieht. Damals, vor 25 Jahren, erreichte der DAX das Hoch der Internet-Hausse am Faschingsdienstag, dem 7. März 2000. Am Aschermittwoch war damals, wie bei diesem uralten Karnevalslied, alles vorbei. Und es ist nicht nur der Zeitpunkt Anfang März, der eine Parallele bietet.

Expertenmeinung: Damals war man sich genauso sicher, dass die Hausse nichts würde aufhalten können. Dass eine untypisch teure Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis irrelevant, weil längst als Massstab überholt sei. Dass permanent genug frisches Geld kommen werde, um die Hausse aufrechtzuerhalten. Und dass die Rahmenbedingungen all das, was man in den Kursen vorweggenommen hat, schnell unterfüttern werden. Kurz: Man ging eine gewaltige Wette ein, liess die Fakten zunehmend aussen vor und verlor die Sache krachend.

Heute gehen die Bullen gleich mehrere Wetten ein. Sie wetten, dass KI zu einem immensen Wachstumstreiber und zugleich für alle, die damit zu tun haben, hochprofitabel wird. Kaum begann diese Wette zu wackeln, wurde sie von der Wette darauf ersetzt, dass Europa schnell und massiv in Verteidigung investieren muss und das zu einer Auftragsflut bei allen Unternehmen führen wird, die mit Rüstung zu tun haben. Doch ebenso, wie man sich zu selten die Frage stellte, ob bei einem Siegeszug der KI wirklich so viel mehr Geld aus dieser Entwicklung herauszuholen wird als man zuvor investieren musste, ignorieren einige beim Thema Rüstung scheinbar auch etwas:

Die Unternehmen, die wie Rheinmetall und Hensoldt hoch wahrscheinlich durch die Zuspitzung der Sicherheitslage einen Auftragsboom erleben, können ihre Kapazitäten nicht von einem Moment auf den anderen nach Belieben hochfahren. Anlagen und Mitarbeiter stehen da nicht für den Fall der Fälle in rauen Mengen als Reserve bereit. Es wird dauern, eine deutliche Intensivierung der Auftragslage umzusetzen. Und es ist darüber hinaus offen wann, wie viel und was genau man in den kommenden Jahren an zusätzlichen Rüstungsgütern benötigen und wirklich anschaffen wird. Die Trader hingegen kaufen bei diesen Aktien ohne Blick auf die Möglichkeiten, die Aktien werden durch diesen Run auf Levels getrieben, die womöglich sogar in zwei oder drei Jahren eine Überbewertung darstellen werden. Eine extrem riskante Wette.

Und ich vermute, dass es da noch eine dritte Wette gab. Und zwar die, dass Donald Trump die Zölle gegen Mexiko, Kanada und China, die heute in Kraft treten sollen, wieder „stunden“ wird und man sich schon noch einigen wird, bevor die avisierten 25-Prozent-Zölle gegen die Eurozone Anfang April anstehen. Doch am Montagabend bestätigte er die Zölle, zumindest gegenüber Mexiko und Kanada. Das sorgte an der Wall Street für erheblich fallende Kurse und brachte den Nasdaq 100 wieder genau an den Support, von dem man ihn noch am Freitag (siehe die gestrige Analyse zum Nasdaq 100) mit aller Kraft weggezogen hatte.

In diesem Umfeld bleibt nur noch der „Rüstungs-Hype“. Aber angesichts der massiv gestiegenen Kurse dieser Aktien und der Erkenntnis, dass manches womöglich doch so heiss gegessen wird, wie es gekocht wurde, ist der DAX jetzt absturzgefährdet. Im abendlichen Handel des Montags landete er kurzzeitig wieder im Bereich des vormaligen Hochs bei 20.935 Punkten. Gut möglich also, dass der Aschermittwoch genau ein Vierteljahrhundert später erneut ein Tag der langen Gesichter wird. Wer hier nicht mittel- und langfristig agiert, sollte zumindest überlegen, sich mit einem Stopp unter dem letzten Zwischentief, das am 21. Februar bei 22.226 Punkten ausgebildet wurde, abzusichern.

DAX: Monats-Chart vom 03.03.2025, Kurs 23.147,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 03.03.2025, Kurs 23.147,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der Tag im DAX begann völlig harmlos: Ein neues Verlaufshoch wie zuletzt immer, dann ein bisschen Atem holen. Nur wurde diesmal aus diesem „Luftholen“ ein Schluckauf. Der DAX zeigte den höchsten Tagesverlust seit drei Monaten. Und viele fragen sich: Warum jetzt?

Das fragen sich Trader bei stärkeren Korrekturbewegungen nach einer scheinbar endlosen und stabil wirkenden Hausse immer. Das Problem ist, dass diese mediale Manie, Kursbewegungen immer auf Biegen und Brechen mit der Nachrichtenlage verknüpfen zu wollen dazu führt, dass viele Marktteilnehmer wirklich glauben, dass einlaufende Nachrichten die Kurse leiten, ohne sich zu fragen, warum sie selbst anders vorgehen und warum alle ausser ihnen angeblich trotzdem wie Roboter dem Nachrichtenticker folgen sollten.

Was den DAX am Mittwoch plötzlich ins Rutschen brachte, ist nichts anderes als die eigentlich logische, aber doch oft nicht verstandene „Mechanik der Märkte“, auf die ich, sollte nichts dramatisch Wichtigeres auftauchen, in meiner Kolumne zum Börsenblick kommenden Montag näher eingehen möchte. Will man es absolut kurz zusammenfassen, käme man auf die simple Erklärung: Es waren mehr Verkäufer als Käufer am Markt. Genauer hiesse das:

Expertenmeinung: Der DAX rutschte ab, weil zufällig zu wenig Käufer einer grösseren Anzahl von Tradern, die verkaufen wollten, gegenüberstanden. Das kann einfach immer passieren: Zu viele, die gar nichts voneinander wissen, denken sich: Na, jetzt wäre mal ein guter Moment, um die Position etwas zu verkleinern. Und genau in diesem Moment sagen sich andere: Ich glaube, jetzt sind wir so weit gelaufen, dass ich mal lieber nicht mehr zukaufe. Und schon ist es passiert.

So etwas kann also immer passieren, hat aber besonders grosse Auswirkungen, wenn ein Markt wie hier der DAX so schnell so weit gelaufen ist. Denn dann können überraschend abdrehende Kurse dazu führen, dass andere, die eigentlich auf Höhe kurzfristiger Supportlinien kaufen wollten, wie wir sie im DAX-Chart auf 15-Miunuten-Basis sehen, ihre Kauflimits streichen, weil die Abwärtsbewegung sie verunsichert.

DAX: 15 Minuten-Chart vom 19.02.2025, Kurs 22.433,63 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: 15 Minuten-Chart vom 19.02.2025, Kurs 22.433,63 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dann braucht es eben gar nicht „die“ Nachricht, die für Druck sorgt. Sicher, Donald Trump aktualisierte seine verbale Zollkeule am Vorabend, aber: Wäre das der tatsächliche Grund für die Abgaben gewesen, warum setzten die dann nicht vorbörslich oder wenigstens direkt um 9 Uhr zum regulären Handelsstart ein, sondern erst um 10:30 Uhr? Letzten Endes ist ein solcher, unerwarteter Abstieg deswegen unerwartet, weil er eben aus dieser zufälligen Verschiebung von Angebot und Nachfrage entsteht, die immer vorkommen kann. Die Frage ist jetzt nur, was daraus wird.

Werden genug Trader den Rücksetzer als Kaufgelegenheit ansehen und den Index im Vorfeld der Wahl wieder an und über das am Morgen noch erzielte Rekord-Verlaufshoch bei 22.935 Punkten treiben? Oder ist vielen Bullen jetzt der Schreck in die Glieder gefahren, so dass sie nicht zukaufen, sondern aussteigen? Da wird dann auch die Charttechnik mit hineinspielen, je nachdem, ob an neuralgischen Punkten zur Attacke oder zur Flucht geblasen wird, wird sich die Sache entwickeln. Wichtige Supportzonen wären jetzt:

DAX: Tages-Chart vom 19.02.2025, Kurs 22.433,63 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 19.02.2025, Kurs 22.433,63 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Zunächst das letzte Woche Donnerstag entstandene Aufwärts-Gap zwischen 22.148 und 22.410 Punkten, auf dessen oberer Begrenzung der DAX am Mittwoch erst einmal in den Feierabend ging. Wird diese Kurslücke geschlossen und die Käufe setzen um 22.148 Punkte wieder ein, muss es umgehend nach oben verlassen werden, dann wären die Bullen wieder im Spiel. Geht der DAX aber nach unten hinaus, wäre das nächste Kursziel das markante Zwischenhoch vom 31. Januar bei 21.800 Zählern. Die Trader werden jetzt aus dem Moment heraus entscheiden … aus potenziellen Shorties können, je nachdem, wie sich der Index aufgrund der ebenso aus der Situation heraus entscheidenden Aktionen anderer Akteure verhält, von eben auf gleich Bullen werden – und aus Bullen Bären. Das ist jetzt eine „Tit for Tat“-Situation, die besondere Aufmerksamkeit erfordert, sofern man im DAX aktiv ist!

Der DAX liefert derzeit eine in Intensität und Reichweite ungewöhnliche Hausse-Welle ab. Das führt dazu, dass immer mehr Akteure Probleme haben, die damit einhergehenden Chancen und Risiken einzuordnen. Wie lässt es sich mit einer solchen Sondersituation umgehen?

Fundamental kann man beim DAX keinen Hebel mehr ansetzen, der Index ist vom Kurs/Gewinn-Verhältnis so teuer wie zuletzt für ganz kurze Zeit Anfang 2015. Und im Gegensatz zu damals gibt es jetzt keine Phantasie in Hinsicht eines bald kräftig durchstartenden Wirtschaftswachstums, eher muss man mit dem Gegenteil rechnen. Trotzdem läuft der deutsche Leitindex wie auf Schienen immer weiter, warum sollte also, was die Käufer zuletzt nicht kümmerte, morgen oder in einer Woche jemanden irritieren?

Aber auch auf chart- und markttechnischer Ebene sind die Experten mit ihrer Weisheit langsam am Ende. Denn eigentlich passt dieses „wie auf Schienen“ gar nicht mehr: Der DAX ist längst aus ihnen hinausgesprungen. Das zeigen die diesmal für alle drei Zeitebenen (Tages-, Wochen- und Monatsbasis) mitgelieferten Charts:

DAX: Tages-Chart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
DAX: Wochen-Chart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
DAX: Monats-Chart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 12.02.2025, Kurs 22.148,03 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der Index hatte den übergeordneten, am Baisse-Tief 2009 begonnenen Aufwärtstrendkanal bereits Anfang 2024 überboten, im August 2024 dann einen perfekten Pullback an den Ausbruchslevel gezeigt und steigt seither weiter. Auf Wochenbasis sehen wir, dass er im Januar mit dem 2020er- und dem 2022er-Aufwärtstrendkanal gleich zwei wichtige „Schienen“ nach oben verlassen hat. Und die Tagesbasis zeigt, dass sogar der steile August-Aufwärtstrendkanal und sein noch steileres November-Pendant überboten wurden.

Zwar ist der DAX aus markttechnischer Sicht auf allen drei Zeitebenen überkauft. Und das kommt nun wirklich nicht oft vor. Aber da es den Index bislang nicht aufgehalten hat, er sogar eher noch an Dynamik gewonnen hat und „überkauft“ kein direktes Ausstiegs-, sondern nur ein Warnsignal ist, bringt das diejenigen, die sich fragen, wo sie aussteigen und/oder auf die Short-Seite drehen sollten, keinen Deut weiter. Also?

Expertenmeinung: Also würde man am besten fahren, wenn man sich diese Frage gar nicht erst stellt. Eine Fragestellung, bei der man damit rechnen muss, keine Antwort zu bekommen, lenkt nur ab. Mein Eindruck verdichtet sich, dass ein hoher Anteil dieser von den US-Börsen genauso wie von der Ratio abgekoppelten Hausse auf computergesteuerten Handelsprogrammen basiert. Und ein solches System fragt sich weder, ob der DAX zu teuer ist, noch was die Wall Street so treibt oder ob die Rahmenbedingungen zu der Kaufwelle passen. Es kauft, solange das Momentum hoch ist. Einige solcher Systeme drehen zwar, wenn ein gewisser Überhitzungslevel erreicht ist, aber nicht alle. So gesehen gilt, noch zumindest: Was steigt, steigt auch weiter.

Dass dieses Motto logischerweise irgendwann nicht mehr greift, mag jedem zwar klar sein. Und womöglich auch dass es, wenn es kippt, womöglich sehr schnell und heftig kippen kann. Aber wann, wo wir doch längst jenseits tauglicher Charthürden und Trendkanäle sind?

Wenn man dazu einfach mal festhält, dass diese Hausse aktuell unberechenbar ist, warum dann nicht einfach genau dem Rechnung tragen, indem man nicht versucht, einen Zeitpunkt oder Kurs für das Hoch zu erraten, sondern einfach mal Gewinne mitnimmt? Da, wo es am heissesten kocht, anfangen und die restlichen Positionen mit Stop Loss-Verkaufsorders gegen einen in solchen Phasen immer und jederzeit möglichen „sudden death“ der Rallye absichern. Richtig ist: Mittlerweile sind charttechnisch relevante Marken für Stop Loss-Orders bereits unerfreulich weit weg, so z.B. dieses Zwischentief nach dem „DeepSeek“-Kurseinbruch bei 21.082 Punkten. Aber was spräche dagegen, Stopps gestaffelt zu platzieren?

Einen ersten zwei, drei Prozent unter dem aktuellen Kursniveau, den nächsten dann unter das „DeepSeek“-Tief, wiederum den nächsten unter 20.500, warum nicht? Wenn der DAX noch weiter zulegt, nimmt man wieder ein klein wenig an Gewinnen mit und zieht die Stopps im überschlagenen Vorgehen nach, indem man den niedrigsten oben dransetzt, sprich den 20.500er-Stop Loss löscht und ihn über dem vorher höchsten wieder ansetzt.

Das geht problemlos und würde der Sache das Gefühl der Orientierungslosigkeit nehmen, das alleine deswegen nur schadet, weil man noch so lange mit dem Fuss aufstampfen kann: Wenn es erst einmal zugeht wie jetzt, ist es mit Orientierung eben immer Essig!