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In Energie, Öl und Gas zu investieren, kann ein komplexes Unterfangen sein. Mit mehreren Hunderten von börsennotierten Unternehmen, die in diesen Sektoren tätig sind, ist es für die meisten Investoren sehr schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Öl-ETFs und Energie-ETFs zu einem beliebten Instrument für den Zugang zum Energie-Markt geworden sind. Anlegern stehen hierbei sowohl ETFs zur Verfügung, die die täglichen Preise von Öl und Gas nachbilden, als auch ETFs, die Unternehmen der Sektoren Energie, Öl und Gas umfassen.
Die 74 an den US-amerikanischen Märkten gehandelten Energie-ETFs haben zusammen ein verwaltetes Gesamtvermögen von rund 43,5 Mrd. US-Dollar (Stand Januar 2021). Daran lässt sich die Bedeutung dieses Sektors erkennen.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie mit Optionen diese ETFs handeln können, um mit vielfältigen Strategien vom Energie-Sektor zu profitieren.
Die grössten US-Energie-ETFs, die mit Optionen handelbar sind
Ein Problem mit amerikanischen ETFs ist, dass sie aktuell für Privatanleger in Deutschland nicht direkt handelbar sind. Das liegt daran, dass zum Jahresbeginn 2018 die neue MiFID II-Richtlinie bei Fonds in Kraft trat. Die Emittenten von ETFs sind seitdem verpflichtet, für jedes von ihnen angebotene Produkt ein so genanntes Key Information Document (KID) bereitzustellen. Da die Herausgeber der amerikanischen ETFs derzeit noch keine deutschsprachigen KIDs anbieten, ist es nicht möglich, diese Produkte direkt zu kaufen.
Demnach gibt es für deutsche Privatanleger nur 2 Alternativen: Auf europäische Fonds auszuweichen oder die amerikanischen ETFs mithilfe von Optionen zu handeln. Wir interessieren uns in diesem Artikel für den Optionshandel der US-Energie-ETFs, der sogar gegenüber einer direkten Investition in ETFs Vorteile bietet.
US-Energie ETFs
Es gibt hauptsächlich 5 amerikanische ETFs, die ein ausreichendes Handelsvolumen aufweisen, um mit Optionen gehandelt zu werden:
US Ticker | Name | Emittent | Verwaltetes Vermögen in Mrd. US Dollar | Segment |
---|---|---|---|---|
XLE | Energy Select Sector SPDR Fund | State Street Global Advisors | 13,4 | Energie-Unternehmen |
XOP | SPDR S&P Oil & Gas Exploration & Production ETF | State Street Global Advisors | 2,2 | Unternehmen der Öl und Gas Exploration und Produktion |
USO | United States Oil Fund LP | US Commodity Funds | 3,7 | Rohöl |
OIH | VanEck Vectors Oil Services ETF | VanEck | 0,71 | Dienstleistungs-Unternehmen für Öl und Gas |
UNG | United States Natural Gas Fund LP | US Commodity Funds | 0,43 | Erdgas |
Sie wir uns diese ETFs einmal genauer an:
XLE – Energy Select Sector SPDR Fund
Der XLE bietet ein äusserst liquides Engagement in einem Korb von US-amerikanischen Energieunternehmen, hauptsächlich aus dem S&P 500. Er investiert zum Beispiel in die Giganten der Öl-Industrie wie Exxon Mobil und Chevron, die allein ca. 45% des Anlagevolumens des Fonds in Anspruch nehmen. Eine Investition in den XLE ist also stark mit der Entwicklung dieser 2 Aktien korreliert.
XOP – SPDR S&P Oil & Gas Exploration & Production ETF
Der XOP bietet einen gleichgewichtigen Ansatz für die Exploration und Förderung von Öl und Gas. Die Gleichgewichtung bietet ein diversifiziertes Engagement in einer Branche, die normalerweise von wenigen grossen Unternehmen dominiert wird, führt jedoch auch zu einer massiven Ausrichtung auf kleine und mittlere Unternehmen. Daher trägt der Fonds im Vergleich zu ETFs, die in grosse etablierte Unternehmen investieren, möglicherweise ein höheres Marktrisiko. Die grösste Position in dem Fonds ist das Unternehmen Phillips 66 mit 4% des Anlagevolumens (Stand Januar 2021). Im Vergleich zum XLE, in dem 2 Unternehmen fast die Hälfte des Anlagevolumens ausmachen, zeigt diese Zahl, dass der XOP eine grosse Streuung seiner Anlagen aufweist.
USO – United States Oil Fund LP
Der USO, einer der grössten und liquidesten verfügbaren Öl-ETPs (Exchange Traded Product), bietet ein Engagement in Rohöl über kurzfristige Terminkontrakte an. Die massive Liquidität des ETFs USO macht ihn als reinen Rohstoff-Fonds unter Marktteilnehmern sehr beliebt. USO handelt wie alle Öl-ETPs Derivate auf Öl. Die Preise dieser Derivate können von den sogenannten Spot-Preisen von Rohöl stark abweichen, aber da es nicht möglich ist, in Rohöl direkt zu investieren, führt kein Weg an solchen Derivaten vorbei. Sie finden also keine Unternehmensaktien in diesem Fonds. Insgesamt leistet USO hervorragende Arbeit, um die Performance des kurzfristigen Öl-Futures-Marktes abzubilden.
OIH – VanEck Vectors Oil Services ETF
Der OIH bildet einen Index von 25 der grössten börsennotierten Öl-Dienstleistungsunternehmen in den USA ab. Insgesamt bietet der OIH ein äusserst konzentriertes Engagement mit einer starken Ausrichtung auf US-Unternehmen. Die Anlage zielt darauf ab, den Preis und die Rendite des MVIS US Listed Oil Services 25 Index so genau wie möglich nachzubilden. Der ETF investiert normalerweise mindestens 80% seines Gesamtvermögens in Wertpapiere, die den Referenzindex bilden. Zu den gehandelten Unternehmen können kleine und mittelgrosse Unternehmen sowie ausländische Unternehmen gehören, die an einer US-Börse notiert sind. Der OIH ist zum Beispiel in Schlumberger und in Halliburton Company investiert, die allein rund 32% des Anlagevolumens des Fonds in Anspruch nehmen.
UNG – United States Natural Gas Fund LP
Der UNG bietet ein direktes Engagement in kurzfristige Erdgas-Futures, mit monatlichen Anpassungen. Der UNG ist für den Handel des Rohstoffes Erdgas praktisch das Pendant des USO für den Handel von Rohöl.
Was ist bei den vorgestellten US-Energie-ETFs zu beachten?
Während der XLE, der XOP und der OIH Unternehmensaktien beinhalten, sind der USO und der UNG reine Rohstoff-Fonds. Der Handel von Optionen auf den USO und den UNG sollte entweder Profis oder Spekulanten überlassen werden, denn die Einflussfaktoren auf die Rohöl- und Erdgas-Preise sowie deren Nachbildung unter Zuhilfenahme von Futures-Kontrakten bleiben eine sehr komplexe Angelegenheit. Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf den XLE, XOP und OIH und prüfen die Möglichkeiten, mit Optionen in diese ETFs einzusteigen.
Nachfolgend sehen Sie die relative Entwicklung des XLE (in schwarz), des XOP (in grün) und des OIH (in blau) für die letzten 12 Monate
Die 3 ETFs weisen eine hohe Korrelation miteinander auf. Seit Anfang November 2020 scheinen sie einen Boden gefunden zu haben.
Optionsstrategien für den Handel der vorgestellen US-Energie-ETFs
Die Kurse von 2 ETFs sind aktuell im Januar 2021 historisch gesehen niedrig: Der XLE notiert um die 40$ und der XOP um die 63$. Die Strategie des Cash Secured Puts ist dementsprechend eine Möglichkeit, in diese ETFs zu investieren, da der notwendige Barbetrag, um die Strategie zu handeln, überschaubar bleibt.
Der Einstieg in US-Energie-ETFs mit der Cash-Secured Put Strategie
Betrachten wir als Beispiel einen Cash-Secured Put auf den XLE mit einem Basispreis, der nah am aktuellen Kurs liegt (also „am Geld“), und mit einer Laufzeit von ca. 45 Tagen. Wir würden durch den Verkauf eines solchen Puts eine Prämie von schätzungsweise 200$ je Kontrakt vereinnahmen. Dieser Wert ist nur ein Beispiel und ändert sich je nach Kurs des ETFs, impliziter Volatilität und Restlaufzeit.
Prinzip des Cash-Secured Puts
Wenn Sie die Put Option leerverkaufen, ohne die Absicht, den ETF zu kaufen, möchten Sie, dass diese Put Option wertlos verfällt. Das ist der Fall, wenn der XLE am Ende der Laufzeit über dem Basispreis (Strike) des Puts schliesst. In diesem Fall ist der Trade beendet und Sie kassieren die Prämie als Gewinn ab. Vorzeitige Gewinnmitnahmen sind jederzeit möglich. Dazu kaufen Sie einfach die Put Option zurück.
Wenn der XLE unter dem gewählten Basispreis notiert, kann eine vorzeitige Ausübung der Option erfolgen, so dass je gehandeltem Kontrakt 100 Stück des ETFs in Ihr Depot eingebucht werden. Die Ausübung der Option ist vor dem Verfallsdatum eher unwahrscheinlich, sie ist allerdings sicher, wenn der XLE am Ende der Laufzeit unter dem Basispreis schliesst. Nach Abzug der Prämie, die Ihnen auf jeden Fall erhalten bleibt, ist es dann so, als würden Sie 100 Stück des ETFs je Kontrakt zu einem rabattierten Kurs erwerben. Die Prämie der Put Option, die Sie leerverkaufen, senkt also die Kostenbasis für den ETF. Dazu kommen Sie dann noch in den Genuss einer jährlichen Dividendenrendite von ca. 10%.
Den XLE im Nachhinein wieder zu verkaufen, ist problemlos möglich.
Aufgrund dieses möglichen Szenarios der Ausübung sollte bei einem Cash-Secured Put der notwendige Bar-Betrag im Depot gehalten werden, um 100 Stück des ETFs gegebenenfalls kaufen zu können.
Renditen in Höhe von 5% über eine Laufzeit von nur 45 Tagen sind bei dieser Strategie nicht unüblich.
Es ist möglich, mit allen anderen hier vorgestellten ETFs ähnlich zu handeln.
Mehr Informationen zu der Strategie des Cash-Secured Puts finden Sie in unserem Artikel „Optionsstrategie Cash Secured Put: Kaufen Sie Ihre Aktien mit Rabatt“.
Alternative Optionsstrategien: Debit Spreads und Credit Spreads
Wenn Sie besonders bullisch auf die Wertentwicklung dieser US-Energie-ETFs sind und ein klares Kursziel vor Auge haben, gibt es eine weitere Strategie, die eine noch höhere Rendite anbieten könnte. Sie könnten einen Bull Call Spread als Optionen-Kombination in Betracht ziehen.
Bei dieser Strategie kaufen Sie eine Call Option auf den ETF und verkaufen zeitgleich eine andere Call Option, mit einem höheren Basispreis, um den gekauften Call zum Teil zu finanzieren. Beide Optionen haben dieselbe Laufzeit. Diese Transaktion führt zu einem „Debit“: Sie vereinnahmen keine Prämie, sondern zahlen einen Betrag, um den Trade einzugehen. Man spricht in diesem Fall von einem Debit Spread.
In unserem Artikel „Der Bull Call Spread: Bei minimalem Einsatz mit steigenden Kursen überproportional verdienen“ erklären wir Ihnen alle Mechanismen zum Bull Call Spread. Der Begriff „Bull“ steht in diesem Zusammenhang für eine Strategie, die auf einen steigenden Basiswert setzt.
Bei ETFs, die in einem höheren Kurssegment notieren, wie z.B. der OIH, der Anfang 2021 bei einem Kurswert von 168$ steht, sind Cash-Secured Puts für kleinere Konten nur schwer umzusetzen. In dem Fall bieten sich Bull Put Spreads an.
Bei der Optionsstrategie Bull Put Spread wird eine Put Option gekauft und gleichzeitig eine weitere Put Option mit einem höheren Basispreis verkauft. Beide Optionen sind aus dem Geld, das heisst ihre Basispreise liegen unter dem aktuellen Aktienkurs des zugrunde liegenden ETFs. Durch diese Optionen-Kombination erhalten Sie eine Prämie, die dem maximalen möglichen Gewinn entspricht. Die Laufzeiten beider Optionen sind hier ebenfalls gleich: Bull Put Spreads gehören demnach zu der Kategorie der sogenannten „Vertical“ Spreads. Durch die Einnahme einer Prämie spricht man bei dieser Strategie von einem Credit Spread. Der grosse Vorteil dieser Strategie: Sie können sogar den maximalen Gewinn verbuchen, wenn der zugrundeliegende ETF bis auf den Basispreis des verkauften Puts fällt.
Alles weitere rund um das Thema Bull Put Spread erfahren Sie in unserem Artikel „Optionsstrategie Bull Put Spread: Einnahme-Strategie mit eingebautem Sicherheitsnetz“.
Fazit: Bringen Sie mit US-Energie-ETF Optionen Energie ins Depot
Anlagen in Energien wie Öl und Gas können eine gewisse Streuung in einem Depot ermöglichen. Wenn Sie direkt in die Rohstoffe investieren möchten, sind Optionen auf den USO und den UNG denkbare Wege, die jedoch Erfahrung verlangen.
Wenn Sie lieber in Unternehmen investieren möchten, bieten Optionen auf die 3 ETFs XLE, XOP und OIH zahlreiche Möglichkeiten, von der Wertentwicklung von grossen und kleinen Energie-Unternehmen zu profitieren. Mit der Strategie des Cash-Secured Puts können Sie sich durch die eventuelle Ausübung der Put-Optionen die entsprechenden Fonds sogar ins Depot holen. Ist dies Ihnen gelungen, kassieren Sie die Dividenden. Mit ausgetüftelten Optionskombinationen wie Bull Call Spreads und Bull Put Spreads können Sie entweder die Rendite verbessern oder ein Sicherheitspolster in den Trade einbauen.
Mit diesen ETFs vermeiden Sie zudem das Einzelaktienrisiko, da sie meistens ihr Vermögen in zahlreiche Unternehmen investieren.
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