Börse aktuell

Hier erfahren Sie, was an der Börse aktuell geschieht. Unser Börsenexperte Ronald Gehrt beobachtet täglich das aktuelle Börsengeschehen und fasst die neuesten Börsendaten und Börsenberichte wöchentlich für Sie zusammen. Mit Börse aktuell bringen wir die wichtigsten Börsennachrichten auf den Punkt und kommentieren, was momentan an der Börse los ist.

Börse: Aktuelle Nachrichten der Woche

Neues von der Börse: Unsere aktuellen Börsennachrichten informieren Sie jede Woche über die derzeitige Börsenentwicklung. Was beschäftigt die Börse? Was steht diese Woche an? Diktieren Bullen oder Bären die Märkte? Sollten Sie Ihre Investitionen erhöhen oder lieber Gewinne mitnehmen? Wir geben Ihnen die Antworten auf diese Fragen, wagen einen Ausblick auf die kommende Börsenwoche und bewerten anstehende Ereignisse, die Auswirkungen auf den Börsenverlauf haben könnten.


Börse aktuell vom 17.-23.02.2025

Der DAX, der Euro Stoxx 50 … und die Potemkin’schen Dörfer

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Der Legende nach soll der russische Feldmarschall Potemkin der Zarin Katharina der Grossen durch bemalte Kulissen moderner, schöner Dörfer vorgegaukelt haben, dass die von ihr angestrebte Verbesserung der Verhältnisse der Landbevölkerung auf gutem Wege sei. Am europäischen Aktienmarkt gibt es solche potemkin‘schen Dörfer auch, mit einem Unterschied: Die, die man damit täuschen kann, stellen sie sich selber auf.

Ich weiss, dass so etwas nun wirklich niemanden motiviert, aber ich rate jedem, der sich unerfahren und mit grossen Erwartungen zum ersten Mal dem Aktienmarkt zuwendet: Fang nicht damit an, schon mal hochzurechnen, wie reich du in ein paar Jahren damit sein wirst. Geh besser erst einmal davon aus, dass das Geld weniger werden kann und kümmere dich darum, genau das zu vermeiden.

Würden alle Neuanleger nicht mit der Aussicht auf viel Geld ohne Arbeit gelockt, sondern erst einmal vor möglichen Risiken gewarnt, würde es mancher womöglich bleiben lassen. Und andere würden auf die Idee kommen, dass es womöglich gar nicht so abgrundtief dumm wäre, sich erst zu informieren, das nötige Basiswissen zu erlernen und dann mit echtem Geld am Aktienmarkt anzutreten, statt einfach mal zu machen … weil es doch allgemein bekannt ist, dass Aktien langfristig sowieso immer steigen.

Euro Stoxx 50: Neue Rekorde über alten Hochs … sehr alten Hochs.

Was auch zutrifft, keine Frage. Was man aber gerne übersieht ist, dass es durchaus einen nicht so ganz kleinen Unterschied bedeutet, ob man da gerade an einem mittel- oder langfristigen Hoch überbewertete Zocker-Aktien kauft oder nach einer Baisse billig Blue Chips einsammelt. Man könnte daran sogar an der Börse aktuell erinnert werden … wenn man denn hinsehen wollte. Denn ist es nicht verwunderlich, dass es zum Ende der Woche darum ging, das „alte Hoch“ des Euro Stoxx 50 zu überwinden? Und nein, da geht es nicht um das Hoch vom Dezember letzten Jahres oder um Hochs der letzten Tage. Es ging um das Verlaufshoch bei 5.495,18 Punkten vom 6. März 2000 (das Schlusskurs-Hoch lag bei 5.965, siehe der folgende Chart)!

Wie kann das sein? Ein 25 Jahre altes Hoch, bislang nicht wieder erreicht? Bei Aktien, die doch angeblich irgendwie immer steigen? Nun, das Problem liegt schon auch teilweise in der Gestaltung von Indizes.

Da man hier die jeweils 50 grössten Eurozone-Unternehmen nach Marktkapitalisierung im Index hat, fallen immer diejenigen raus, die so stark gefallen sind, dass sie eben nicht mehr zu den Top 50 gehören. Bis zu deren Rauswurf aber drücken sie den Index durch ihren Kursabstieg. Dafür werden dann Aktien aufgenommen, die stark gestiegen sind und deswegen eine ausreichend hohe Marktkapitalisierung (i.e. die Zahl der im Streubesitz befindlichen Aktien x der aktuelle Kurs) erreicht haben, um zu diesen Top 50 zu gehören. Dieses Prinzip gilt übrigens für die meisten Indizes, so auch für DAX, MDAX, SDAX und TecDAX.

Erst muss also etwas fallen, um herausgenommen zu werden und etwas steigen, um hereinzukommen. Solche Neuzugänge müssten dann aber noch weiter steigen, um den Index höher zu ziehen. Aber das ist, gerade weil viele in Erwartung eines Aufstiegs vorher kaufen, gar nicht so selten nicht der Fall. Das ist der sogenannte „Aufstiegs-Fluch“, über den ich im täglichen Börsenblick von LYNX ja schon öfter geschrieben habe.

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 von 1998 bis 2025 - 25 Jahre für ein neues Hoch | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 von 1998 bis 2025 – 25 Jahre für ein neues Hoch | Quelle: marketmaker pp4

Und so kann es eben sehr wohl sein, dass ein Index wie der Euro Stoxx 50 25 Jahre braucht, um ein altes Hoch, entstanden damals im Zuge der Internetblase durch eine völlig irre Übertreibungsphase, wieder zu erreichen. Und wer meint, dass man das ja mit der geschickten Auswahl von Einzelwerten für das Depot vermeiden kann, hat Recht …

… wenn man das Wörtchen „geschickt“ auch wirklich beherzigt. Denn dafür braucht es Wissen, Disziplin, Aufmerksamkeit und Zeit. Was indes von immer mehr Menschen, die am Aktienmarkt agieren wollen, als unnötig abgetan wird, denn es läuft ja auch so, scheinbar. Dachte man übrigens vor diesem 2000er-Hoch auch. Ich war schon damals Börsen-Journalist, so etwas wie damals vergisst man nicht. Vor allem nicht, wenn die aktuelle Situation diese Erinnerung so massiv wiederbelebt. Ein potemkin’sches Dorf, das man sich selbst vor die Nase baut. Damals wie heute.  

Hausse à la Potemkin: Der Euro Stoxx 50, der DAX und der „andere DAX“

Ja, aber der DAX? Der läuft doch viel, viel besser, da braucht den Euro Stoxx 50 doch eh keiner. Wirklich? Nein, nicht wirklich. Denn dieser DAX, den die meisten als alleinigen DAX kennen, ist selbst so ein potemkin’sches Dorf, eine schöne Fassade, hinter der es aber weniger schön aussieht. Weil? Weil er ein sogenannter „Performanceindex“ ist. Und bei dem werden ausgeschüttete Dividenden der im DAX gelisteten Unternehmen gerechnet, als wären es Kursgewinne. Und auch noch sofort reinvestiert, so dass der Zinseszinseffekt die Performance noch zusätzlich künstlich aufbläht. Der Euro Stoxx 50 aber wird als Kursindex gezeigt, bei dem dieses potemkin’sche Dorf eben fehlt, deswegen wirkt es, als liefe er so schlecht im Vergleich zum DAX.

Da es beide Indizes auch in der jeweils anderen Variante gibt, also den DAX als (aber in den Medien ignorierten, weil eben viel weniger „attraktiven“) Kursindex und den Euro Stoxx 50 als Performanceindex, können wir uns hier mal ansehen, wie extrem der Unterschied zwischen diesen beiden Berechnungsweisen ist. Übrigens:

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Euro Stoxx 50 als Kursindex und Performanceindex von 1999 bis 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Euro Stoxx 50 als Kursindex und Performanceindex von 1999 bis 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Ich wüsste auf Anhieb keinen Index, der ausserhalb der deutschen Indexlandschaft regulär als die Performance schönender Performanceindex dargestellt würde, auch die US-Indizes nicht. Und schaut man sich im vorstehenden Chart mal an, was der DAX seit Ende 1999 ohne diese Stütze der Dividenden-Einberechnung zuwege gebracht hat und wie lange es dauerte, bis das 2000er-Hoch wieder erreicht wurde (bis 2015), ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, sich nicht nur um zukünftige, vermeintlich sichere Gewinne zu kümmern, sondern sich auch eine Strategie zurechtzulegen, was zu tun ist, falls es doch anders kommt. Und zwar nicht erst, wenn es soweit ist.

Aber jetzt ist ja an der Börse aktuell erst einmal Super-Hause angesagt, also: Geniessen und nicht zurückschauen, denn wie sagt man doch: Aufwärts immer, abwärts nimmer … oder?

Der schöne Schein suggeriert: Je höher es geht, desto geringer das Risiko

Was steigt, steigt weiter … was lange steigt, wird am Ende gut: Je länger eine Hausse „funktioniert“, desto mehr reduziert sich das Denken vieler Marktteilnehmer auf zwei Dinge. Erstens darauf, dass es irgendwie von alleine läuft, das Depot also auch dann weiter an Wert zulegt, wenn man einfach gar nichts tut. Zweitens auf die scheinbare Gewissheit, dass alle Risiken, die den Markt bislang nicht bremsen konnten, ihn, vermeintlich logischerweise, auch weiterhin nicht bremsen werden.

Man gewöhnt sich nun einmal schnell daran, dass etwas funktioniert und stellt dann die entscheidende Frage nicht mehr: Warum funktioniert es? Sollte man aber.

Denn diejenigen, die sich diese Frage sehr wohl stellen und ernüchternde Antworten vorfinden, sind eine unsichtbare, aber dauerhaft vorhandene Gefahr für schläfrige Dauer-Bullen mit Verlust des Sinns für Gefahren. Für Dauer-Bären in einer scheinbar endlosen Baisse wie zuletzt 2000 bis 2003 übrigens vice versa. Nur sind die jetzt natürlich kein aktuelles Thema.

Was ich persönlich als eines der grössten Risiken sehe ist, dass sich zu viele unerfahrene Anleger nicht damit beschäftigen, was die Börsenhistorie an Beispielen und Lehren zu bieten hätte. Dann würden sie erkennen: Dieses Gefühl, dass eine Zeit lang ignorierte Risiken dadurch automatisch ungefährlich werden, hatten viele Anleger vor jedem Abwärtsschwenk nach jahrelanger Hausse auch. Immer. Egal, ob wir von der Tulpenkrise des 17. Jahrhunderts, dem Crash 1929 nebst folgender, jahrelanger Baisse oder dem Corona-Crash 2020 reden: immer.

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von 2006 bis 2009 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von 2006 bis 2009 | Quelle: marketmaker pp4

Und nein, mit dem Strom zu schwimmen ist kein garantierter Schutz vor bösen Überraschungen. Ich höre immer wieder den Spruch, dass man deswegen getrost der Masse folgen könne, weil „die anderen ja wohl wissen, was sie tun“. Wissen sie aber oft nicht. Vor allem dann, wenn eben diese anderen sich genauso auf angeblich vorhandene Experten in der Herde stützen, ohne zu ahnen, dass zu viele genau dasselbe denken.

Auch die Sicherheit der Masse ist so ein schöner Schein, ein potemkin’sches Dorf, das sich viele Anleger selbst vor die Nase stellen.

Und dann wäre da ja noch ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird: die zunehmende Bedeutung computergesteuerter Handelsprogramme.

Handelsprogramme – ein Tool wie Goethes Zauberbesen

Viele glauben nicht nur, dass die Aktienmärkte sich entlang der Nachrichtenlage bewegen … was durch Medien auch noch gefördert wird, weil man da fast immer versucht, Anlegerverhalten und die das Handeln beeinflussenden Emotionen zu ignorieren und ein Plus oder Minus nötigenfalls mit der Brechstange mit aktuellen Nachrichten verknüpfen. Sie glauben auch, dass da ja irgendwo erfahrene und superclevere Entscheider bei den grossen Adressen sitzen müssen, die die Trends lenken. Was implizieren würde: Die, die das ganz grosse Geld bewegen, die wissen genau, was sie tun, also kann man ihnen bedenkenlos folgen.

Dazu hätte ich zwei Dinge einzuwenden. Erstens gab es diese Entscheider früher ja auch schon. Und sie lagen meistens mit falsch, wenn auf einmal der Stecker aus der Hausse gezogen wurde. Der Chaos-Strudel der internationalen Banken nach dem Platzen der Subprime-Blase macht das sehr deutlich. Und würde jemand einwenden: Naja, aber das kann ja heute nicht mehr passieren, würde ich entgegnen: Und warum nicht? Weil die Banken „gelernt“ haben und jetzt solche Risiken nicht mehr da sind? Wenn ich da an Eurokrise, FlashCrash oder Corona-Crash denke, würde ich da erhebliche Zweifel anmelden. Zumal man eine Entwicklung forciert hat, die die Sache in einem brisanten Mass weg von vernunftbegabten Entscheidungen in Richtung einer Art „Robo-Börse“ verlagert hat.

Was Handelsprogramme sind, was sie tun und wo ihre Risiken liegen, hatte ich zuletzt im Juni 2024 an dieser Stelle dargelegt. Damit Sie als Leser nicht einen Endlos-Text lesen müssen, hier nur eine extrem gekürzte Erläuterung. Der komplette Artikel „Handelsprogramm und ihre Auswirkungen“ ist unter dem folgenden Link zu finden. Wobei Sie da dann am aktuellen Artikel vorbei scrollen und darunter im Bereich „Börse aktuell: Die letzten Nachrichten“ schauen müssten, da finden Sie diesen Beitrag dann bereits aufgeklappt und lesefertig vor:

https://www.lynxbroker.ch/boerse/boerse-kurse/boerseninfo/boerse-aktuell/#handelsprogramme-und-ihre-auswirkungen

Also, hier jetzt im Schnelldurchlauf: Computergesteuerte Handelsprogramme sind Systeme, die imstande sind, die früheren, grossen Handelssäle bei grossen Adressen grossenteils oder sogar ganz zu ersetzen. Statt 50 brüllenden und teuren Tradern reicht ein Programm, das genau das an der Börse tut, was die Programmierer ihm vorgegeben haben. Extrem schnell, ohne Pausen, ohne Zweifel. Ohne Fehler?

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 im Februar 2025 - Anzeichnen für Handelsprogramme | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 im Februar 2025 – Anzeichnen für Handelsprogramme | Quelle: marketmaker pp4

Tja, das ist eben so eine Sache. Fast alle dieser Handelsprogramme agieren auf Basis einer Kombination aus chart- und markttechnischen Aspekten. Die Rahmenbedingungen taugen als Vorlage für solche Handelsprogramme nicht, weil sie immer kompliziert zu interpretieren sind, vom Gesamtbild abhängen und viel zu zahlreich sind. Was bedeutet:

Handelsprogramme agieren völlig unabhängig von der Gesamtsituation, die ja (eigentlich) die Vorlage für Auf- oder Abwärtstrends sein sollte. Und weil diese Programme immer grössere Volumina bewegen und von sehr vielen eingesetzt werden, ist das ein entscheidender Grund, warum diese ganzen Risikofaktoren derzeit keinen Niederschlag in den Kursen finden: Diese Programme sehen sie ja nicht!

Den meisten Anlegern ist das, soweit ich das mitbekomme, nicht klar. Und auch nicht, dass diese Systeme eine für Bullen womöglich ein wenig unschöne Eigenschaft haben:

Es handelt sich hier nicht um „Kaufprogramme“. Diese Systeme können sehr wohl auch Short.

Und das würde dann genauso blitzschnell, kompromisslos und „fehlerfrei“ durchgezogen wie die derzeitige Super-Hausse. Und das ist meiner Meinung nach ein Risiko, das sogar grösser ist als die anderen, denn:

Diejenigen, die diese Handelsprogramme einsetzen, haben sie in der Regel nicht programmiert. Sie lassen diese Systeme oft wie eine „Black Box“ die Arbeit machen im Vertrauen darauf, dass sie bessere Ergebnisse erzielen als Menschen und man, wenn es doch nicht so ist, die Schuld auf die „doofen Maschinen“ abwälzen kann. Damit steht man aber ungefähr so gescheit da wie Goethes Zauberlehrling mit seinem Besen, den er glaubt, völlig im Griff zu haben und der ihm dann auf bittere Weise beweist, dass das ganz und gar nicht der Fall ist.

Die Risiken sind da. Aber das sind sie immer, das ist nie das Problem

Gerade das kompromisslose Umsetzen ihrer programmierten Vorgaben könnten die computergesteuerten Handelsprogramme zu einem Element machen, dass eine Hausse beendet, die zuvor Risiken ignorierte, die diese Programme ja auch nie interessierten.

„Könnte“ heisst nicht „Muss“. Aber mal angenommen, wir sehen wieder eine solche Abwärts-Kurslücke wie an diesen Montagen Ende Januar (DeepSeek) und Anfang Februar (Zölle) und sie fiele diesmal grösser aus. So gross, dass bestimmte Linien, die bei gängigen Handelsprogrammen bei Erreichen von oben Käufe zum Erhalt des aktuell verfolgten Aufwärtstrends auslösen, direkt unterschritten werden. Dann kann es sein, dass viele dieser Systeme sofort umschalten, alles, was Long da ist, glattstellen und auf Short wechseln. Dass muss nicht passieren. Aber man würde sich selbst dieses sprichwörtliche potemkin’sche Dorf vor die Nase stellen, wenn man behaupten würde, dass es nicht passieren kann.

Es war schon immer so, dass Risiken ihr Potenzial, Haussen zu brechen, erst verlieren, wenn sie als gelöst vom Tisch kommen. Und derzeit bauen sich insgesamt mehr Risiken auf als gelöst werden. Nur, wer bereit ist, diesen so praktischen, meist selbstgemachten schönen Schein beiseite zu schieben und bewusst und mit wachem Auge zu handeln, egal, ob lang- oder kurzfristig, reagiert schnell und richtig, wenn, was so viele für unmöglich halten, auf einmal doch möglich ist.

Bis dahin gilt: Irgendwann ist jede Hausse zu Ende, aber jeden Tag, der bis dahin vergeht, geht sie eben weiter.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

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Börse aktuell: DAX, Dow Jones und Co.

Die heutigen Top-News und Börsenmeldungen zum DAX und der Börse USA mit dem Dow Jones, dem Nasdaq und dem S&P 500 als weltweit einflussreiche Indizes bilden einen Schwerpunkt unserer aktuellen Berichterstattung von der Börse. Auch gute Aktien, die momentan sehr stark im Fokus der Anleger stehen und steigende Börsenkurse prophezeien, werden wir Ihnen hier vorstellen. So bekommen Sie einen umfassenden Börsenausblick und können Ihre eigenen Börsenprognosen verifizieren oder falsifizieren.

Börse: Aktuelle Entwicklung und Trends

Die aktuelle Entwicklung und der aktuelle Trend an der Börse werden massgeblich von Wirtschaftsnachrichten, Konjunkturdaten und Neuigkeiten von börsennotierten Unternehmen bestimmt. Diese wirken sich nicht nur auf Aktienkurse aus, sondern auch auf andere Assetklassen wie börsengehandelte Fonds, Optionen und Futures. Des Weiteren werden durch Börsennachrichten auch die Anleihemärkte und Rohstoffmärkte in Bewegung versetzt. Daher haben wir auch die Zinsen, den Ölpreis und Goldpreis immer im Blick.

Börse: Aktuelle Tipps zum Marktgeschehen

Neben Börsennews bekommen Sie auch hilfreiche Tipps, um das gegenwärtige Marktgeschehen besser zu interpretieren. Der Börsenmarkt setzt sich aus vielen verschiedenen Märkten zusammen. Jedes Land, jede Branche und jedes Finanzprodukt wird von individuellen Faktoren beeinflusst, sodass es schwierig ist, alle Märkte mit ihren jetzigen Chancen und Risiken zu verfolgen und zu analysieren. Mit Börse aktuell liefert Ihnen unser Börsenprofi die Börseninformationen, die wirklich wichtig sind, und zugleich eine kompakte Börsenvorschau der Woche.

Börse aktuell: Die letzten Nachrichten

Das Thema von US-Einfuhrzöllen beherrschte die Wochen nach der US-Wahl, das zog sich bis in die vergangenen Tage. Doch jetzt sind sie ja vom Tisch, bis auf China, und da sind es ja nur zehn Prozent, scheinen viele zu denken. Also alles wie zuvor, weiter im Text? Ich denke, dass man sich da erheblich irren könnte. Ein paar Gedanken zum Thema … und warum ich vermute, dass diese Thematik uns noch lange beschäftigen wird.

Erst dachte man, Donald Trump werde das mit den Einfuhrzöllen bleiben lassen, als er sie in seiner Antrittsrede nicht erwähnte. Zumal Gerüchte umgegangen waren, seine Berater würden eher moderate Zölle präferieren und die auch nicht gleich von „Day One“ an. Das war am 20. Januar. Noch am selben Abend erwähnte Trump die Sache aber doch. Und schon wurde man nervös. Nervös, aber nicht bärisch, die Aktienmärkte hielten sich. Zwar hatte der US-Präsident erwähnt, dass er ab dem 1. Februar Einfuhrzölle gegen Mexiko und Kanada und auch gegenüber China einführen werde. Aber es schien, als würden die Anleger das mehrheitlich nicht ernst nehmen, immerhin gab es da schon im Vorfeld immer wieder ein Hin und Her.

Dann kam der 31. Januar: Donald Trump machte ernst, ab Dienstag, den 4. Februar sollten die Zölle also doch genauso wie im Vorfeld avisiert in Kraft treten. Doch nachdem die Aktienmärkte daraufhin am Morgen des 3. Februar (letzten Montag also) mit einem Gap Down aufgemacht hatten, weil diejenigen panisch und offenbar teils unlimitiert verkauften, die Trump untereschätzt hatten, kam es schon wieder anders.

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 und die Auswirkungen von Zollankündigungen Anfang 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nasdaq 100 und die Auswirkungen von Zollankündigungen Anfang 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Am Montagnachmittag (europäischer Zeit) wurde gemeldet, die Zölle gegen Mexiko seien für einen Monat zurückgestellt worden. Am Abend dann auch die gegen Kanada. Zölle und Gegenzölle, reissende Lieferketten, steigende Kosten für alle: Alles wieder vom Tisch. Die Zölle gegen China traten zwar in Kraft, China will auch ab heute Gegenzölle verlangen, aber es scheint, als würden sich die Anleger sagen: Das sind doch bloss „Peanuts“, diese zehn Prozent. Ausserdem hat Mr. Trump die Zölle auf Eis gelegt, weil Mexiko und Kanada verstärkte Grenzkontrollen zugesagt haben, das ging also ohne wirtschaftliche Zugeständnisse der Länder ab.

Das wird schon alles nicht so problematisch? Ich bezweifle das

Nichts passiert, alles bestens … und so wurde das anfängliche Minus des Zoll-Schock-Tages am vergangenen Montag zügig wieder aufgekauft, bei DAX und Euro Stoxx 50 sogar weit überkompensiert, als sei eine grosse Last von den europäischen Anlegern gefallen. Immerhin stand Europa noch gar nicht auf der Strafliste, wurde „nur“ erwähnt.

Zwar darf man sich fragen, wie es sein kann, dass eine Erleichterungsreaktion auf neue Hochs führen kann und man vorher nicht erkennen konnte, dass da irgendwer in grösserem Umfang verkauft hätte. Aber das ist das Problem derer, die da auf Höhe neuer Rekorde an der Börse aktuell wie Maschinen (oft, weil Handelsprogramme, waren das ja auch welche) weiter gekauft haben. Oder die wie manche US-Fonds, Europa in Erwartung eines massiven Wachstumsschubes weiter übergewichten, von dem wir hier in Europa nicht wissen, woher dieser Schub denn kommen soll. Das soll Thema anderer Kolumnen sein.

Was mich momentan umtreibt ist der sich verbreitende Gedanke, dass das mit den Zöllen gar nicht so schlimm wird und die Aufschübe gegenüber Kanada und Mexiko das beweisen. Ich fürchte, dass man da auf dem falschen Dampfer ist.

Tariff Squeeze: Die Zölle könnten als Dauer-Daumenschraube dienen

Dieses Druckmittel, das Trump sich da erschaffen hat, ist ja keines, das bei Nichtbenutzung zu Staub zerfallen würde. Und es ist eines, das er auch immer wieder intensivieren kann. Und das gegen alles und jeden. Gegen Europa und, wenn man ihm dort querkommt, auch gegen BRICS-Staaten oder gegen Japan, ganz, wie es ihm beliebt.

Die „Zoll-Waffe“ ist und bleibt scharf. Und zwar genau wegen dieser Methode, sie erstmal NICHT zu verhängen. Man tut, was er will: Die Waffe schiesst nicht. Dann kommt er wieder und will ein anderes Zugeständnis. Man tut wieder, was er will … die Waffe schiesst wieder nicht. Das führt dazu, dass Donald Trump immer mehr Zugeständnisse erzwingt, ohne selbst etwas geben zu müssen und, das ist entscheidend, ohne dadurch die negativen Nebenwirkungen im eigenen Land auszulösen. Wenn jemand von dieser Vorgehensweise profitiert, dann die USA, zumindest vordergründig.

Denn natürlich ist dem US-Präsidenten klar, dass höhere Einfuhrzölle gegen wichtige Handelspartner auch Probleme für die eigene Wirtschaft und Konjunktur nach sich ziehen. Daher zielt er vermutlich bewusst darauf ab, seine Ziele scheibchenweise zu erreichen, um den Widerstandswillen der von Zöllen bedrohten Länder nicht zu schüren. Das kann lange so weitergehen …

… bis Kanada, Mexiko und die anderen an einem Punkt sind, wo sie mit einem umgehenden Zollkrieg weit besser gefahren wären als mit einer endlosen Kette an Zugeständnissen, für die sie nichts bekommen. Und man darf sicher sein, dass die nächsten Forderungen über kurz oder lang mit wirtschaftlichen Aspekten zu tun haben werden. Dann wird es auch die Börse direkt angehen.

Ich persönlich vermute, dass China das erkannt hat und deswegen bewusst auf Trumps Spiel eingestiegen ist, um genau die Folgen in den USA auszulösen, die den Verbrauchern dort klar machen, dass solche Zölle eine sehr problematische Methode sind, wenn man sie wirklich einsetzt. Das muss nicht, kann aber dieses Druckmittel aufweichen. Man wird es sehen.

Aber ich bin ziemlich sicher, dass das Thema Zölle gerade wegen des Umstands, dass Kanada und Mexiko sofort scheinbar harmlose Zugeständnisse zu geben bereit waren, erst richtig losgeht. Und irgendwann ist es den Betroffenen dann sicherlich zu viel, falls Mr. Trump nicht weiss, wann er aufhören sollte (was sehr, sehr schwer einzuschätzen ist, deswegen enthalte ich mich da jeder Prognose). Es scheint, das erkennt man in den USA momentan besser als in Europa. Auf jeden Fall sollte man die Meinungen und Zahlen, die man seitdem zu sehen bekam, besser ernst nehmen, eine kleine Auswahl dazu:

Diese Daten und Meinungen würde ich besser ernst nehmen

Bei JPMorgan hielt man nach der Ankündigung der Zölle gegen Kanada, Mexiko und China (und vor der Stundung der Massnahme bzgl. Mexiko und Kanada) fest, dass das Risiko bestehe, dass der Politikmix – vielleicht unbeabsichtigt – in eine wirtschaftsunfreundliche Richtung abdriftet. Die geplanten Zölle seien nicht nur höher, sondern auch anders gelagert als das, was man in der unternehmenseigenen Wirtschaftsprognose angenommen habe. Würden die Massnahmen so umgesetzt (wie es vor der zeitlich limitierten Rücknahme geplant war), würde das weitaus grössere Auswirkungen auf die USA haben.

Börse aktuell: Entwicklung Rendite US-Staatsanleihen mit Laufzeit 10 Jahre von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Rendite US-Staatsanleihen mit Laufzeit 10 Jahre von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Bei Goldman Sachs berichtete man, dass grosse US-Einzelhändler wie Walmart, Target und Home Depot versuchen, Druck zu machen, um diese Zölle zu verhindern. Zugleich sei aus Sicht der Investmentbank die Begründung für diese Zölle, vor allem in Bezug auf die Bedrohung durch Fentanyl-Schmuggel aus Kanada, auf Grundlage der verfügbaren Daten fragwürdig.

Die Argumente, so denke ich persönlich, werden auch weiterhin fragwürdig sein, die stete Klage, dass die USA im Rahmen einer freien Marktwirtschaft unfair behandelt würden, weil man viel mehr im- als exportiere, ist an sich schon nicht stichhaltig. Das wird die US-Regierung also zweifellos nicht daran hindern, die „Zoll-Waffe“ weiter zu benutzen.

Eine weitere, hochinteressante Meldung war, dass Goldman Sachs berichtet, dass Hedgefonds in der letzten Januarwoche im Saldo internationale Aktien verkauft und Short-Positionen ausgebaut haben sollen (zur gerade vergangenen Woche gibt es da noch keine Informationen). Dass die US-Indizes bislang nicht oder nicht dauerhaft (Fehlausbruch beim S&P 500) an ihren Hochs vom Dezember vorbeigekommen sind, deutet an, dass die Profis einen Gang heruntergeschaltet haben, was man auch am US-Anleihemarkt sieht … siehe der Chart oben… an dem man vorherige, hohe Erwartungen an 2025 erfolgende Leitzinssenkungen zügig wieder ausgepreist hat.

Und dass nicht nur die Profis die Sache mit Sorge sehen, belegen die am Freitag von der Uni Michigan vorgelegten, aktuellsten Daten zum US-Verbrauchervertrauen. Das Verbrauchervertrauen ist deutlich von 71,1 auf 67,8 Punkte gefallen, damit ist der kurze Stimmungsanstieg nach der US-Wahl komplett dahin, der Level so niedrig wie im August 2024. Wichtiger noch war bei diesen Daten, dass die Inflationsrate, die die befragten US-Bürger für die nächsten zwölf Monate erwarten, von 3,3 Prozent im Januar auf 4,3 Prozent geschnellt ist. Man rechnet also damit, dass die Trump’sche Politik den eigenen Geldbeutel spürbar belasten wird. Das sind Warnsignale, die zu ignorieren aus meiner Sicht äusserst fahrlässig wäre.

Europa hätte dieser Dauer-Daumenschraube wenig entgegenzusetzen

Im Wochenverlauf war zu lesen, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine entschlossene Antwort der EU auf mögliche neue US-Zölle fordere, um sich Respekt zu verschaffen. Ich fürchte, das mit dem Respekt wird nichts. Donald Trump weiss genau, dass das Problem der EU die Notwendigkeit ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte er einzelne Länder gezielt mit dem Angebot von Zugeständnissen gelockt, um sie aus dem Kordon herauszubrechen. Das wird er wieder tun.

Europa wäre einer Vorgehensweise in Form einer Dauer-Daumenschraube nicht gewachsen. Wobei man nicht „wäre“, sondern „ist“ schreiben sollte, denn dass die EU über kurz oder lang (eher über kurz) „fällig“ ist, ist zu erwarten. Speziell die Automobilindustrie hat Trump auf dem Kieker. Dass Europa viel mehr in die USA exportiert, als man hier US-Waren haben will, basiert zwar nicht auf mangelnder Fairness sondern – wie immer im freien Handel – auf Qualität und Preis. Aber das interessiert den US-Präsidenten keineswegs, er will einen Ausgleich haben, egal, wie Europa das bewerkstelligt … oder er wird die Zoll-Waffe einsetzen. Zu sagen, man müsse dem entschlossen entgegentreten, ist eine Sache. Es auch zu können, eine ganz andere. Es ist zu befürchten, dass Trump auch die EU mit der Zoll-Keule ausquetschen wird wie eine Zitrone.

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones im Vergleich seit der US-Wahl | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones im Vergleich seit der US-Wahl | Quelle: marketmaker pp4

Mir scheint, dass man das in Europa gerade unterschätzt. Auch diese US-Fonds, die Europa seit Dezember angeblich wie wild übergewichten, weil sie da grosse Wachstumschancen auf irgendwelchen Reissbrettern stehen sehen, scheinen das bislang nicht recht ernst zu nehmen. Aber wenn man in den USA, also dort, wo man wenigstens kurzzeitig von einem „Zoll-Händel“ profitieren würde, spürbar vorsichtiger wird, täte man als Investor hierzulande gut daran, sich dieser Vorsicht anzuschliessen, wovon aber beim DAX (ebenso wie beim Euro Stoxx 50) bislang aber nicht wenig, sondern schlicht gar nichts zu sehen ist.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Jetzt sind sie also da, die US-Einfuhrzölle. Noch nicht für Europa, aber Donald Trump deutete am Wochenende an, dass auch da etwas kommen wird. Man musste damit rechnen, aber so, wie sich der Aktienmarkt bis zum Monatsende des Januars präsentierte, taten viele genau das nicht. Wie kommt es, dass scheinbar so viele nicht mehr auf die Rahmenbedingungen reagieren? Und wie lange geht das gut?

Mit +9,15 Prozent gehört der Januar 2025 beim DAX zwar nicht zu den absoluten Rekordmonaten, aber ungewöhnlich stark ist diese Performance dennoch, wie der unten folgende Chart auf Monatsbasis zeigt, der die Veränderungen, der besseren Vergleichbarkeit wegen, logarithmisch abbildet. Wie ungewöhnlich der Januar war, zeigt sich auch, wenn man mal die 20 stärksten Monate des DAX seit 1960 (vor 1988 zurückgerechnet) hernimmt: Platz 20 hat 11,62 Prozent erreicht … und da blickt man auf 65 Jahre. Da müsste man sich eigentlich sagen: Für einen derart sportlichen Anstieg braucht es gute Argumente. Gibt es die nicht, dann: „take the money and run!“

Zumal die besonders starken Monate der hier gezeigten, letzten zehn Jahre immer entweder auf eine starke Abwärtsbewegung folgten oder es, wie nach der US-Wahl 2016 oder der Hoffnung auf ein baldiges Corona-Ende Ende 2020 Argumente gab, die eine Rallye verständlich machten. Sicher, in den beiden letztgenannten Fällen bauten die Bullen zwar auf Sand. Aber derzeit hat man den Eindruck, dass sie nicht einmal diesen Sand haben.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Ein Aktienindex der steigt, weil er eben steigt, ein Selbstläufer also? Das kommt vor, wenngleich nicht unbedingt oft. Wichtig ist da vor allem zu verstehen, was dahinterstecken könnte, um nicht völlig aus allen Wolken zu fallen, wenn dieses scheinbare „Perpetuum Mobile“ in sich zusammenfällt, sondern vorbereitet zu sein.

Draussen die Welt, drinnen mein Geld: Die Geburt eines „Perpetuum Mobile“

Wenn es darum geht herauszufinden, warum Anleger dies tun oder jenes lassen, landen wir am Ende immer im Bereich von „Behavioural Finance“, sprich der Börsenpsychologie. Und immer wieder bei der eigentlich altbekannten Tatsache, dass viele dazu neigen, sich selbst nicht mitten im Denken und Handeln der Masse zu sehen, sondern sich daneben einordnen, als wären sie Beobachter und anders als die anderen.

Tut man das, ist man nicht weit von dem Schritt entfernt zu glauben, dass man selbst alles im Griff hat, während die „blöde Masse“ keine Ahnung hat. Einfach, weil man selbst gerade erfolgreich ist. Aber hebt man sich selbst auf dieses Podest, stellt man sich eine entscheidende Frage nicht mehr: Warum läuft es bei mir gerade so gut? Habe ich wirklich alles richtig gemacht oder habe ich vielleicht nur … Glück?

Wer die Realität aussperrt, insbesondere Informationen, die für die eigene Selbsteinschätzung ein Risiko sein könnten … z.B. negative Bilanzen und Konjunkturdaten, während man selbst bis zur Halskrause Long ist … koppelt sich selbst, meist höchst zufrieden damit, von relevanten Informationen ab. Man ist dann also nicht in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, weil man um die Risiken des eigenen Handelns weiss, sondern wegen des Abkoppelns des steigenden Depotwerts von den Fakten „da draussen“ ebenso leichtsinnig wie ahnungslos. Und wenn Sie mal Ihre eigenen Gedanken im Spiegel betrachten:

Passiert es Ihnen denn nicht auch bisweilen, dass Sie eine Position halten, die gut läuft und dann unerwünschte Nachrichten einfach ignorieren? Wer versteht, dass man als Anleger ein Teil der Masse ist und somit die meisten anderen genau dasselbe denken und tun wie Sie und ich, weiss:

Wenn ich nur noch auf die immer weiter steigenden Kurse starre, tun andere das auch. Tun das ungewöhnlich viele, steigen die Kurse, weil diese Anleger aus dem Anstieg z.B. des DAX ableiten, das Richtige zu tun, deswegen weiter kaufen, dadurch der DAX erneut steigt und so fort. Das Perpetuum Mobile, unter Ausschluss der Rahmenbedingungen, ist geboren und wirkt unzerstörbar. Denn wenn von aussen kein Stock in die Speichen gelangen kann, wie sollte das Rad aufhören, sich immer weiter zu drehen?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Den anderen wird es schlechter gehen … aber mir doch nicht!

Dass dieser ungewöhnlich starke Anstieg des DAX, der zuletzt zudem ohne den Begleitschutz der US-Indizes lief, mit dieser Neigung zusammenhängt, sich von einer risikobehafteten Realität zu lösen,  deutet auch das Ergebnis einer Umfrage an, die Forsa im November 2024 für Union Investment durchgeführt hatte und bei der Anleger nach ihrer Einschätzung der konjunkturellen Perspektiven sowie nach ihren eigenen Erwartungen und Plänen gefragt wurden.

Laut dieser Umfrage rechnen 59 Prozent der befragten Anleger für dieses Jahr mit einer weiteren Verschlechterung der deutschen Wirtschaftslage, 31 Prozent erwarten, dass wir auf dem schwachen, jetzt erreichten Niveau verbleiben, nur sieben Prozent glauben, dass wir eine Verbesserung sehen (was zu 100 Prozent fehlt, sind „weiss nicht“-Angaben). Und jetzt wird es interessant:

Auf die Frage hin, wie die Anleger die Entwicklung ihrer persönlichen finanziellen Situation im Jahr 2025 sehen, rechnen 53 Prozent damit, dass diese stabil bleiben wird, 30 Prozent geht davon aus, dass sie sich verbessern wird und nur 16 Prozent fürchten Einbussen beim Vermögen. Wirtschaft abwärts, eigenes Vermögen aufwärts – wie geht das zusammen?

Angesichts dieser Ergebnisse muss es einen nicht unerheblichen Anteil unter den Befragten geben, der zugleich mit einer weiteren Talfahrt der Konjunktur und einem Anstieg des eigenen Geldvermögens rechnet. Und da darf man eben schon vermuten, dass wir hier diese vorbeschriebene Abkopplung des eigenen finanziellen Fortkommens von den äusseren Bedingungen sehen, zumal 64 Prozent der Befragten Investmentfonds besassen. Das heisst:

Man geht davon aus, dass man in Sachen Krise aussen vor ist. Und je länger ein Phänomen wie das eines DAX fortbesteht, der sich von den sonst wegweisenden Rahmenbedingungen nach oben löst, desto mehr Anleger werden so denken … und handeln.

Würde daraus wirklich ein unzerstörbares Perpetuum Mobile, wäre das ja kein Problem. Unzerstörbar ist es aber nicht. Nicht in früheren Fällen, in denen wir dieses Phänomen „draussen die Welt, drinnen mein Geld“ erlebt haben und heute ebenso wenig.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Wer bremst, verliert nicht, sondern kommt heil ins Ziel

Ein Nebeneffekt dieser Abkoppelung war früher und ist auch heute, dass immer mehr Wirkung und Ursache verwechseln. Sie glauben, dass weiter steigende Kurse ein Beweis seien, dass bestimmte Risiken entweder nicht relevant oder bereits eingepreist seien. Wie z.B. den Rücksetzer in Sachen KI-Phantasie vor einer Woche, der beim DAX einfach „weggekauft“ wirkt, ebenso wie das Thema der US-Einfuhrzölle. Man sieht nicht mehr, dass die steigenden Kurse nur der Effekt des eigenen Ignorierens der Risiken sind. Auch und gerade, weil so viele dazu neigen, sich neben, statt in der Masse zu sehen und daher denken, dass sie alleine es sind, die sich von steigenden Kursen zu immer weiteren Käufen animieren lassen, während die Masse den Fakten folgt.

Aber war es wirklich die Einordnung des „DeepSeek“-Schocks als unproblematisch, der den DAX kurz darauf auf die nächsten Rekorde zog … oder war es die Sogwirkung des Ultimos eines besonders starken Monats, verbunden mit immer weiter zunehmender Gier? Liegt man wirklich richtig damit, wenn man unterstellt, dass die jetzt zum 1.2. verhängten US-Einfuhrzölle die Hausse nicht bremsen können, weil Trump die ja schon lange avisiert hatte und weder DAX noch Dow deswegen abgedreht hatten?

Wem es gelingt, die Gier im Zaum zu halten, sich zurückzunehmen und das „Grosse Ganze“ im Blick zu behalten statt nur den Saldo des eigenen Depotbestands, würde realisieren, dass das Ignorieren von Gefahren eine Gefahr noch nie vertrieben hat. Das ist, als würde jemand „Vorsicht“ rufen, weil sie gerade auf immer dünneres Eis marschieren und Sie daraufhin unterstellen, dass da ein Spinner ruft. Nur, weil ihre nächsten beiden Schritte immer noch scheinbar festes Eis sehen und Sie daraus ableiten, dass auch der dritte und vierte Schritt kein Risiko birgt … und die anderen eben keine Ahnung haben.

An der Börse ab und an zu bremsen, wenn das Tempo irrwitzig wird, ist nicht dasselbe, wie mit dauernd angezogener Handbremse unterwegs zu sein. Auf einer langen Geraden ist Vollgas kein Problem, wenn man seinen Boliden beherrscht bzw. sich in Sachen Börse mit der Materie auskennt. Aber wenn die Strecke kurvig und unübersichtlich wird wie jetzt, zeichnet die guten Fahrer aus, im rechten Moment vorsichtig zu sein. Augen zu und durch, weil es doch bisher auch gut ging, das hingegen wäre, gerade jetzt, nicht zu empfehlen!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Quelle:
Anlegerbarometer 1. Quartal 2025, Union Investment, vom 29.01.2025; https://unternehmen.union-investment.de/dam/jcr:7141856a-ac7f-4815-9152-1ee793da8ead/20250129_Presse-Info_Anlegerbarometer%20Q1-2025_final.pdf

Wer das Märchen „des Kaisers neue Kleider“ kennt, könnte bemerkenswerte Parallelen mit der Hausse an der Börse aktuell entdecken. Und zwar vor allem mit der des DAX, denn nirgendwo sonst ist der Kursanstieg so „nackt“ wie hier. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zum Märchen. Und der spielt den Bullen in die Karten. 

Wie in der vergangenen Woche ein von mir sehr geschätzter Finanzmarktanalyst schrieb, ist an den europäischen Aktienmärkten ein Aufschwung eingepreist, den es gar nicht gibt … und der Stand hier und heute vorerst auch nicht zu erwarten wäre. Das trifft es sehr gut, wobei man meines Erachtens differenzieren müsste. Denn Frankreich läuft wegen der instabil gewordenen politischen Lage eigentlich seit einiger Zeit mies. Und in Spanien, wo der Leitindex IBEX im Jahr 2024 zumindest bis November genauso stark lief wie der DAX, bevor letzterer ihn überholte, ist ja auch ordentliches Wirtschaftswachstum zu sehen. Aber beim DAX sucht man nach rationalen Argumenten vergebens.

Was steigt, steigt weiter … auch die internationalen Grossanleger machen mit

Man könnte es so sehen, dass zwar die Verbraucher mehrheitlich auffallend pessimistisch sind, mehr Inflation in nächster Zeit erwarten als die EZB und eine schrumpfende Wirtschaft erwarten statt des von der EZB in ihrer Glaskugel ausgemachten, mässigen Wachstums – die Anleger aber eben nicht. Was deswegen möglich ist, weil Anleger gemeinhin den vermögenderen Teil der Verbraucher stellen und daher von den Problemen, mit denen mehr und mehr Menschen konfrontiert sind, nichts mitbekommen … oder nichts mitbekommen wollen. Zumal ein steigendes Vermögen im Depot in der subjektiven Wahrnehmung fast immer schwerer wiegt als die Fakten vor den Toren der Börsen. Aber es müssen ja auch gar nicht die heimischen Anleger sein, die den DAX stur immer höher treiben.

Börse aktuell: Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen europäischen Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen europäischen Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Laut der regelmässigen Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern ist der Anteil an europäischen Aktien in deren Portfolios im Januar so stark angestiegen wie zuletzt im Februar 2015. Während man zuletzt … was die Aktivitäten der zweiten Dezemberhälfte mit einschliesst, bei US-Aktien ein wenig den Gang herausnahm, schaltete man in Sachen Europa einen Gang hoch, so dass man Europa sogar im langfristigen Vergleich leicht übergewichtet hat, was lange nicht mehr der Fall war. Das ist aber nur dann nachvollziehbar, wenn diejenigen unter diesen international ausgerichteten Fondsmanagern, die Europa zuletzt deutlich präferierten, glauben, dass die Eurozone Aufholpotenzial hätte. Was sie aber nur haben würde, wenn das Wachstum wieder in Fahrt kommt.

Damit wären nicht nur die Privatanleger, sondern auch diese institutionellen Investoren auf einem Pfad unterwegs, den es zumindest noch gar nicht gibt. Und auch, wenn man fürchten mag, dass die US-Notenbank die Leitzinsen erst einmal noch relativ hoch lassen wird: Wenn die EZB den Leitzins schneller senkt, dann ja nur, wenn die Preise tatsächlich kaum weiter zulegen. Und das passiert ganz sicher nicht in einem Umfeld starken Wachstums, denn die Erfahrung lehrt uns ja, dass den Unternehmen ihr Hemd immer näher ist als die Hose anderer, so dass man sofort die Preise zur Steigerung der eigenen Margen anheben würde, wenn man es kann. Und das kann man nur in einem guten Konsumumfeld, was wir in der Eurozone nicht und in Deutschland erst recht nicht haben.

Warum also der DAX? Warum läuft der an der Börse aktuell so deutlich besser als andere Eurozone-Indizes und als der Euro Stoxx 50 als europäischer Leitindex? Sicher, man könnte denken: Der Wirtschaftsraum innerhalb der Eurozone, der jetzt am schlechtesten dasteht, hat auch das meiste Aufholpotenzial. Aber das Argument würde ja nur ziehen, wenn der DAX vorher weit gefallen und die in ihm gelisteten Aktien damit von der Bewertung her billig wären. Doch beides tritt nicht zu. Der DAX notiert auf Rekordhoch und die Bewertung ist (ausserhalb der verzerrenden Phasen kräftigerer Rezessionen, in denen die Unternehmensgewinne schneller fallen als die Kurse und das Kurs-/Gewinn-Verhältnis deshalb nach oben schiesst) so teuer wie zuletzt Anfang 2015.

DAX-Hausse ohne Unterbau: Fast jeder sieht es, aber keiner will es wahrhaben

Da kommt der Vergleich zu Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern ins Spiel. Wer es nicht oder nicht mehr kennt, hier im Schnelldurchlauf: An den Hof eines Kaisers, der viel Wert auf sein Äusseres legt, kommen zwei Schneider, die behaupten, ihm einzigartige, feinste Kleider fertigen zu können, die für Menschen, die dumm oder unfähig seien, unsichtbar wären. Der Kaiser findet es genial, bestellt die Kleidung und trägt sie bei einem Festumzug. Anders formuliert: Er steht nackt in der Menge, denn natürlich war die Nummer der beiden Schneider ein Betrug. Das geniale bei diesem Betrug ist:

Der Kaiser selbst sieht die Kleider natürlich auch nicht, weil sie nun einmal gar nicht da sind, glaubt aber, das läge daran, dass er entweder dumm, unfähig oder beides sei. Daher ist es ihm unmöglich, den Mund aufzumachen. Soll ja keiner wissen. Und obwohl alle diese „Besonderheit“ der Kleidung sehen, sagt auch sonst niemand etwas, aus Angst, von den anderen als Idiot dazustehen, denn jeder fürchtet, alle können diese so feinen Kleider sehen, nur sie selbst eben nicht. Doch auf einmal ruft ein Kind „seht nur, der Kaiser ist ja ganz nackt“. Dadurch bricht der Bann, zumal der Vater des Kindes das als „Stimme der Unschuld“ einordnet (oder auch „Kindermund tut Wahrheit kund“). Auf einmal sehen alle, was sie vorher nicht zu sehen wagten und rufen es offen heraus.

Börse aktuell: Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen weltweiten Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX im Vergleich zu anderen weltweiten Indizes von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Das ähnelt dieser DAX-Hausse durchaus. Zum einen will da keiner nebendran stehen und damit zugeben müsste, dass er/sie die Gelegenheit nicht erkannt hat. Zum anderen will niemand sich den Teppich selbst unter den Füssen wegziehen, indem er/sie als Fondsmanager konstatiert, dass der DAX wegen der Schwäche der deutschen Wirtschaft und der längst weit über dem Normalen liegenden Bewertung genau der falsche Index für eine Dauer-Rallye ist. Also tun alle so, als sei das, was sie da machen, normal, folgerichtig und überaus gewitzt. Es wäre ja nun nicht das erste Mal, dass es so läuft … bis das Kind, das unbedarft einfach die Wahrheit sieht und verkündet, ins Spiel kommen würde. Aber!

Es gibt einen Haken bei der Sache

Genau diese Sache mit dem Kind, das den Schwindel mit des Kaisers neuen Kleidern entlarvt, ist der Haken an der ganzen Sache. Denn es wäre weitaus logischer gewesen, wenn das Volk, das so tut, als sähe es etwas, was nicht da ist, einfach behauptet, dass dieses Kind halt dumm ist … genau das war ja der geniale Trick der beiden Schneider; so konnte man sicherstellen, dass die Sache nicht auffliegt, bevor sie weit genug weg sind. Und nicht anders wäre es hier: Man beachtet diejenigen, die auf die Achillesfersen dieser Nonstop-Käufe hinweisen einfach nicht, tut sie als Schwarzmaler ab (was leicht ist, man muss nur die Argumente, die vorgebracht werden, ignorieren) oder, weil der DAX ja bislang schliesslich steigt und das Mahnen zur Vorsicht somit falsch scheint, als dumm.

Da ein starker Trend in Kombination mit der üblicherweise in solchen Phasen dominanten Gier und dem weit verbreiteten Fehlen von Fachwissen und Erfahrung schnöde Fakten an die Wand drückt, könnte man theoretisch also noch lange einem DAX zujubeln, der bezogen auf bullische Fakten eigentlich „nackt“ ist.

Das wäre nie möglich, wenn es ohne gute Argumente abwärts ginge, aber aufwärts funktioniert so etwas oft sehr lange, weil man sich da der schweigenden Zustimmung der nahezu durch die Bank immer nur auf steigende Kurse setzenden Masse sicher sein kann: Wem‘s gut reinläuft, was da passiert, der meckert nicht!

Anfang 2015 … da war doch was?

Aber noch einmal zurück zu dieser Umfrage der Bank of America. Dort wurde ja darauf hingewiesen, dass der Anstieg des Anteils europäischer Aktien zuletzt so intensiv war wie zuletzt im Februar 2015. Auch damals hing man einer Erwartung nach, die auf wackligen Füssen stand. Und sich dann auch nicht erfüllte.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2014 bis 2016 - Erwartungen erfüllten sich nicht | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
aktuell:Entwicklung DAX von 2014 bis 2016 – Erwartungen erfüllten sich nicht | Quelle: marketmaker pp4

Im Herbst 2014 deutete die EZB an, dass man bald beginnen werde, den allgemeinen Zinslevel durch verstärkte Käufe am Anleihemarkt noch weiter zu drücken. Die Erwartung ging um, dass dies das bis dahin in den Seilen hängende Wachstum jetzt aber endlich so richtig in Schwung bringen werde. Heute denkt man (oder will es glauben), dass das Wachstum der Eurozone irgendwie, einfach so, in Kürze durchstarten wird. Trotz teurer Kredite, trotz Zoll-Risiken, trotz Standortnachteilen und, und, und. Da waren ja die damaligen Argumente noch besser. Und schon die erwiesen sich als Luftschloss, die Hausse fiel in sich zusammen, Anfang 2016 war alles wieder dahin. Und auch damals waren die internationalen Fondsmanager voll dabei (wie oben geschrieben, die Käufe im Bereich Europa waren zuletzt so hoch wie im Februar 2015!) und lagen schief.

Dass es heute anders läuft, davon gehen viele einfach deswegen aus, weil ihnen die Hausse in den Kram passt und dieser Spruch am Ende einer überzogenen Hausse immer kommt, wenn man Vergleiche mit der Vergangenheit herstellt: „Aber das kann man doch mit damals nicht vergleichen, diesmal ist es anders“. Fein. Aber wie anders? Die Argumente fallen da schwer.

Der DAX „überschiesst“ gerade, das macht die Sache noch brenzliger

Vor allem, weil es da ja noch einen chart- und markttechnischen Aspekt gibt. Charttechnische Analysten, die mit Kurszielen arbeiten, stehen gerade ein wenig neben sich, denn der DAX ist über so ziemlich alle regulären Kursziele hinausgeschossen. Wir sehen im folgenden Chart, dass er letzte Woche die supermassive Widerstandszone zwischen 20.800 und 21.000 überrollt hat, wo sich die oberen Begrenzungslinien von gleich drei Trendkanälen zu einem Kreuzwiderstand ballen. Und überkauft ist er auch, siehe der mit eingeblendete RSI. Was bedeutet das?

Börse aktuell: Entwicklung DAX von von 2020 bis 2025 inklusive RSI | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von von 2020 bis 2025 inklusive RSI | Quelle: marketmaker pp4

Das bedeutet, dass jetzt eine Extremphase eingesetzt hat. Die die Anleger, denen es am nötigen Grundwissen mangelt, gar nicht bemerken und die möglichweise jetzt nur noch fanatischer immer weiter einsteigen, zumindest wäre das genau das Verhalten, was man in früheren, vergleichbaren Phasen beobachten konnte. Es ist aber auch die Phase, in der die erfahreneren Akteure, z.B. auch Hedgefonds, anfangen, in die Käufe der Arglosen hinein massiv Positionen abzubauen und/oder Shortpositionen aufzubauen.

Das macht die Sache noch kippliger als zuvor. Bislang waren es nur die fehlenden Argumente auf fundamentaler Ebene, die ein Risiko darstellten. Jetzt kommt die Gefahr hinzu, dass es an jedem Tag zu zu wenigen Kauforders bei zugleich zu vielen Verkaufsorders kommen kann und die Kurse quasi unabsichtlich in ein Loch fallen, weil der DAX nach Gewinnmitnahmen schreit. Es muss nie. Es kann jederzeit.

Damit haben wir jetzt einen Punkt, an dem nicht Analysten oder Marktstrategen, sondern die Kurse selbst rufen könnten „schaut nur, die Hausse ist ja ganz nackt“. Und wenn das laut genug gerufen wird, glauben es auch diejenigen, die bis dahin so tun konnten als sei jeder, der zur Vorsicht mahnt, dumm, weil er die schönen Kleider der Hausse nicht zu sehen vermag.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

So manches Statement vermittelt den Eindruck, heute würde in den USA ein völlig Unbekannter seinen Amtseid als Präsident ablegen. Und auch am Aktienmarkt wirkt es, als hätten viele vergessen, dass man jetzt wieder mit der „Trump-Börse“ der Jahre 2017 bis 2020 einschliesslich rechnen sollte. Was soviel heisst wie: Mehr Volatilität, weniger Berechenbarkeit, mehr Überraschungen aller Art. Ich meine, man täte gut daran, sich darauf schon einmal einzustellen.

Damals war es „Twitter“, heute eben „X“, der Name spielt keine Rolle. Es bleibt das Instrument, auf dem Donald Trump damals spielte und zweifellos auch jetzt spielen wird, immerhin nutzte er „X“ auch in den vergangenen Jahren als Sprachrohr. Für einen US-Präsidenten natürlich unüblich, aber Donald Trump ist ja auch kein Präsident wie jeder andere. Nicht zuletzt deswegen hat er die Wahl ja gewonnen. Ob das der US- und der Weltwirtschaft und dem Aktienmarkt dies- und jenseits des Atlantiks indes guttun wird, ist eine andere Frage. Eine, die sich – vielleicht – schon in den kommenden Tagen beantworten wird, denn er hatte ja avisiert, die wichtigsten Massnahmen bereits in den ersten Tagen zu treffen. Unter anderem in Sachen Zölle.

Entscheidungen unter Unsicherheit sind normal. Aber jetzt werden sie vermutlich zahlreicher.

Aber wird er das auch tun? Und wenn ja, wenn trifft es dann wie hart? Nichts davon ist sicher abschätzbar. Und wir sollten einkalkulieren, dass Mr. Trump seine Entscheidungen online mitteilen wird. Und das wie damals bisweilen eben auch zu Zeiten, in denen nicht nur die ersten US-Anleger im Bett liegen, sondern die in Europa mal sowieso. Was heisst:

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von 2017 bis 2019 - Erste Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von 2017 bis 2019 – Erste Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4

Die Wahrscheinlichkeit grosser Kurslücken zum Handelsstart in Europa nimmt an der Börse aktuell drastisch zu. Und zwar in beide Richtungen. Und das ist definitiv kein Segen. Denn das läuft ja letztlich ab wie z.B. eine überraschende Zinssenkung, wichtige Konjunkturdaten oder bedeutende Unternehmensbilanzen von Mega-Caps wie Nvidia & Co: Man hat keine Zeit, sich die Sache in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Die Kurse stehen von einer Sekunde auf die andere weit höher oder tiefer, weil irgendwelche Nano-Trading-Handelssysteme verzugslos reagieren. Schneller, als unsereins „hoppla“ sagen kann.

Damit landet man wieder öfter in einer sogenannten „take it or leave ist“-Situation. D.h. man muss umgehend entscheiden, ob man einen auf einmal viel grösseren Verlust realisiert oder zu viel höheren Kursen einsteigt als bislang geplant. Man muss entscheiden, ob man, sofern man bereits engagiert ist und der Kurssprung in die für die eigene Position richtige Richtung lief, aussteigt, einfach dabeibleibt oder zukauft. Und das auf Basis einer Marktreaktion auf Entscheidungen oder sogar nur Meinungsäusserungen des US-Präsidenten, die schwierig richtig einzuordnen sind. Ist die Reaktion berechtigt? Ist sie sogar unter- oder im Gegenteil übertrieben? 

Man muss an der Börse zwar grundsätzlich Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Aber in einer Phase, in der kurze Posts auf „X“ ganze Märkte in Wallung bringen können, wird das noch einmal kniffliger. Und bei zunehmender Volatilität scheint dann auch noch Schnelligkeit zwingend zu sein, wo genaues Abwägen angebracht wäre, weil einem die Kurse womöglich sonst davonlaufen könnten.

DAX, Euro Stoxx 50 & Co. versus Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Anschnallen!

Dass Entscheidungen zahlreicher und zwingender sowie das Trading in unmittelbar nächster Zeit schneller, volatiler und damit deutlich anspruchsvoller werden dürften, gilt vor allem für die Aktienindizes der Eurozone. Denn wie der folgende Chart zeigt, ist es der DAX, der, neben anderen Indizes aus dem Euroraum, den US-Märkten davongelaufen ist. Während der Dow Jones den Anstieg, der als Reaktion auf die US-Wahl Anfang November entstanden war, zeitweise komplett abverkauft hatte, lief der DAX an der Börse aktuell immer höher. Und damit in genau die Richtung, in der das dünne Eis wartet, denn:

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones nach der US-Wahl 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones nach der US-Wahl 2024 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Es ist die Eurozone, die wirtschaftlich schwächer dasteht. Es mag wohl sein, dass das Zinssenkungs-Potenzial hier höher ist als in den USA, aber das liegt ja an der konjunkturell weit besser dastehenden US-Wirtschaft und ist so für den Aktienmarkt kein unmittelbarer Pluspunkt. Und jetzt kommt eben auch noch Donald Trumps Wirtschaftspolitik hinzu. Grundsätzlich versuchten alle vorherigen US-Regierungen genauso, für die USA eine bessere wirtschaftliche Position zu erreichen, aber Trump geht da eben viel radikaler vor.

Nicht nur China, auch die Eurozone muss sich warm anziehen. Und das ist ein potenziell bärischer Aspekt, der angesichts dieser Schere zwischen vorsichtiger werdenden US-Börsen, wo man Vorsicht angesichts der Hoffnungen auf schnelle Effekte der „Trumponomics“ nicht zwingend erwarten würde und auf neue Mehrjahres-Hochs (Euro Stoxx 50) oder gar Allzeithochs (DAX) laufenden Euro-Indizes besonders dort ein bedeutendes Risiko darstellt.

Wie man sich auf dieses veränderte Kursverhalten einstellen könnte

Heute ist an den US-Börsen ein Feiertag, aber morgen dürften die US-Märkte bereits auf eine ganze Vielzahl von Entscheidungen reagieren, die man hier und jetzt im Detail noch nicht kennt. Das wird unseren Aktienmarkt nicht kalt lassen. Da ist ein Konzept gefragt, mit dem man dieser alten und neuen „Trump-Börse“ sinnvoll begegnen kann. Also, wie könnte man mit dieser wahrscheinlich schon jetzt deutlich steigenden Schwankungsintensität umgehen?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones von 2017 bis 2019 im Vergleich - Erst Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones von 2017 bis 2019 im Vergleich – Erst Amtszeit Trump | Quelle: marketmaker pp4

Aus meiner Sicht wäre es am wichtigsten, sich nicht in die Zwangslage zu bringen, auf Überraschungen reagieren zu müssen, weil die eigene Positionierung zu riskant und/oder zu gross ist, um unerwartete, grosse Sprünge auszuhalten. Denn nur, wer nicht in eine „friss oder stirb“-Lage kommt, kann es sich leisten, in aller Ruhe abzuschätzen, ob der soeben entstandene Kurssprung die Basis eines grösseren Trends werden kann oder vermutlich nach der ersten Hektik in sich zusammenfällt. Die Chance, unter Unsicherheit richtig zu entscheiden, steht und fällt mit dem „Luxus“, sich Nachdenken leisten zu können, wo andere durch das zu hohe Risiko ihrer Depots von den Kursen vor sich hergetrieben werden.

Das Risiko in volatilen Phasen herunterzufahren, ist daher erste Trader-Pflicht. Mit niedrigeren Hebeln und/oder kleineren Positionen zu arbeiten ist da ratsam. Das führt zu einer höheren Kapitalreserve, die es Ihnen ermöglicht, auf unverhoffte Chancen zu reagieren, statt sie mangels „Masse“ an sich vorbeiziehen zu sehen. Und streuen Sie Ihre Positionierung. Auf ein oder nur wenige Pferde zu setzen, ist ohnehin nie besonders ratsam, aber wenn die Märkte eine Achterbahnfahrt erwarten lassen, gilt das ganz besonders. Wir sehen spannenden Zeiten entgehen, in denen diejenigen die besten Karten haben, die sich darauf einstellen konnten!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Kein Indikator, kein charttechnisches Signal, keine Sentiment-Indikation kommt ohne Fehlsignale aus. Das liegt in der Natur der Börse, schliesslich können unerwartete Ereignisse jederzeit alles auf den Kopf stellen … und keine Indikation kann wahrsagen. Aber es gibt einige Indikatoren, die sich zuverlässiger zeigen als andere. Der RSI-Indikator gehört zu dieser relativ überschaubaren Gruppe. Und an der Börse aktuell würde ich ihn engmaschig im Auge behalten.

Seit etwa siebzig Jahren existieren markttechnische Indikatoren. Kaum war die Charttechnik geboren, begannen die ersten Trader, das, was die Kurse tun, durch mathematische Formeln abzuleiten und grafisch umzusetzen, damit man über die damals ebenfalls noch in den Kinderschuhen steckende Charttechnik hinaus vielleicht doch eine Chance hätte, ein klein wenig in die Zukunft zu schauen.

Rein von der Logik her ein unsinniger Gedanke, denn dass etwas, was war, aufzeigt, was kommt, haut an der Börse eben nicht hin. Ja, es gibt immer wieder ähnliche Muster, aber ganz gleich sind das Hier und Heute und egal welche Phase in der Vergangenheit eben nie. Aber zweimal um die Ecke gedacht wird in gewissen Fällen dann doch noch ein Schuh daraus, denn:

Indikatoren gibt es viele … aber nur die, die auch beachtet werden, können funktionieren

Gerade weil den meisten aktiv agierenden Marktteilnehmern bewusst ist, dass man das, was kommt, schlichtweg nie sicher vorhersagen kann, suchen und nutzen sie „Krücken“, mit denen sie glauben, den Weg des Unbekannten ein wenig sicherer gehen zu können. Und darin liegt die Chance dafür, dass ein Indikator Signale abliefert, die funktionieren:

Wenn genug Akteure einem entstandenen Signal folgen, wird aus einer rein mathematischen Ableitung des Kursbildes so etwas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Und da gehört der RSI zu den führenden Indikatoren, einfach deswegen, weil sehr viele ihn nutzen und er auch Teil der Tool-Box von so manchem Handelsprogramm ist.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 1999 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 1999 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Indikatoren kann sich jeder selbst zusammen basteln, keine Frage, aber eigentlich kann man sich diese Zeit sparen. Ich selbst habe jahrelang an komplexen Handelssystemen gearbeitet, um am Ende zu erkennen: „keep it simple, stupid“ ist immer der bessere Weg. Danach wanderten all die scheinbar genialen und am Ende dann doch nutzlosen Indikatoren aus dem Eigenbau in den Papierkorb, weil ein Indikator eben wegen dieses vorgenannten Aspekts nur dann funktioniert, wenn genug Anleger ihn beachten und seinen Signalen folgen. Und das sind die Standard-Werkzeuge wie MACD, Stochastik-Oszillator, gleitende Durchschnitte oder eben der RSI. Der was genau sein soll?

RSI, Barometer der inneren Stärke

Der RSI misst nicht, wie man das vom Namen her vermuten würde, wie relativ stark oder schwach sich ein Kurs im Verhältnis zu anderen Kursen darstellt, z.B. ob eine Aktie im Vergleich zu dem Index, in dem sie notiert ist, besser oder schlechter läuft. Das liesse sich ja leicht messen, indem man die Kursverläufe neben- oder übereinander hält. Nein, der RSI misst die „innere“ Stärke eines Kurses. Oder anders formuliert: Er misst, ob eine Kursbewegung überzogen ist und wenn ja, ab welchem Punkt die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich eine Übertreibung umkehrt. Die Berechnung des von Welles Wilder geschaffenen RSI-Indikators funktioniert folgendermassen:

Der Indikator berechnet den durchschnittlichen Kurs eines Kursverlaufs zunächst für diejenigen Tage eines bestimmten Zeitraums (i.d.R. 14 Tage), an denen der Wert gestiegen ist. Für den Berechnungszeitraum sollten Sie immer den Standardwert von 14 Handelstagen nutzen, denn verändern Sie den Zeitraster, erhalten Sie Signale, die ausser Ihnen niemand sieht … und dann wird der Indikator nutzlos, weil niemand den nur für Sie sichtbaren Signalen folgen könnte.

Diesem Durchschnittskurs der Tage mit einem Kursanstieg wird dann der Durchschnitt der Schlusskurse gegenübergestellt, an denen der Wert in den letzten 14 Handelstagen im Minus geschlossen hatte, indem man ihn durch den Durchschnitt der Aufwärts-Schlusskurse dividiert. Das bildet die Relative Stärke. Zum Relative Stärke Index (RSI) wird dieser Wert, indem man ihn indiziert: RSI = 100 – (100 ./. (1+RS)).

Heraus kommt ein Indikator, der in einer Skala zwischen 0 und 100 schwanken kann. Werte über 70 bedeuten ein überkauftes Niveau, Werte unter 30 ein überverkauftes Niveau. Das sind die beiden Extremzonen, aus denen heraus Signale generiert werden, die eine Trendwende im Kurs indizieren.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2018 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2018 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Der RSI wird von der Logik unterstützt

Dass egal welcher Indikator niemals immer richtig liegt, basiert darauf, dass Gier und Angst immer stärker sind als der Verstand. Das gilt für alle Lebenslagen, aber wenn es um Geld geht, ganz besonders … vor allem, wenn man mit hohen Hebeln spekuliert. Hinzu kommt, dass solche Indikatoren wie der RSI zwar vielen bekannt sind, ebenso wie die Chart- und die Sentimentechnik mit ihren Tools. Aber eben keineswegs allen. Diejenigen, denen es an jeglichem Basiswissen in Sachen Börse fehlt, die aber in wachsender Zahl trotzdem kräftig Aktien kaufen, können ein noch so augenfälliges und dramatisches Signal alleine deswegen egalisieren, weil sie es gar nicht sehen.

Dass der RSI, wie im vorstehenden Chart zu sehen, im Frühjahr 2024 auf Wochenbasis ein sogar durch eine negative Divergenz verstärktes, bärisches Signal generierte und der DAX trotzdem nicht nach unten abdrehte, ist ein typisches Beispiel dafür … aber es ist kein Argument, solche Indikatoren als nutzlos einzuordnen und stattdessen einfach aus dem Bauch heraus zu agieren. Denn der Anteil an tauglichen Signalen ist beim RSI recht hoch. Und nutzt man ihn als ein Werkzeug von mehreren für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen, ist er sehr wertvoll. Zumal er letztlich ja von der Logik getragen wird.

Denn ein in eine der beiden Extremzonen gelaufener RSI zeigt, dass die Kurse in relativ kurzer Zeit viel stärker gestiegen oder gefallen sind als normalerweise üblich. Das heisst, dass damit auch die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass dem Markt die Käufer bzw., wenn der RSI um oder sogar unter 30 Prozent liegt, die Verkäufer ausgehen. Das kann also oft funktionieren … und tut es, wie die Charts zeigen, auch. Aber ich bin eher skeptisch, ob man ihn stur so nutzen sollte, wie sich der Erfinder Welles Wilder das vorgestellt hat.

Wie ich selbst der RSI nutze

Denn das Basis-Regelwerk sagt aus, dass ein Short-Signal entsteht, wenn der RSI aus der überkauften Zone wieder in die „Normalzone“, also unter 70, zurückfällt und umgekehrt ein Kaufsignal, wenn er aus der Zone unter 30 wieder über 30 steigt. Das funktioniert zwar oft, aber nicht oft genug. Ich will daher hier einmal darlegen, wie ich den Indikator über diese Basis-Signalregeln hinaus nutze.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2023 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2023 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Ein Aspekt sind Divergenzen. Für mich sind sie kein entscheidendes Signal, aber das steigert auf jeden Fall die Zahl der Blicke, die ich auf den Indikator werfe. Divergenzen sind Abweichungen zwischen Basiswert und Indikator, wie im vorstehenden Chart gezeigt. Macht z.B. der DAX ein neues Tief, der RSI aber nicht – so, wie im Herbst 2023 der Fall – deutet das eine nachlassende Kraft der Abwärtsbewegung an und kann, wenn die Extremzone nahe oder erreicht ist, auf eine baldige Aufwärtswende hindeuten, für die Oberseite gilt das vice versa.

Divergenzen sind aber meiner Ansicht nach nur dann relevant, wenn zumindest eines der zwei Tiefs der Divergenz eine Extremzone berührt hat oder ihr, wie oben im Beispiel Herbst 2023, sehr nahe gekommen ist. Werte um 68 auf der Ober- und 32 auf der Unterseite beziehe ich bereits in die Extremzonen mit ein.

Darüber hinaus ist der RSI ein Indikator, bei dem ich anfange, Positionen in Trendrichtung sukzessiv abzubauen, wenn eine Extremzone nahe oder schon erreicht ist. Wenn dann noch andere Indikationen, wie z.B. der Bruch eines wichtigen, gleitenden Durchschnitts, einer Trendlinie oder eine Umkehrformation hinzukommen, bin ich meistens schon ohne Position und kann mich sukzessiv mit kleinen Trades in die Gegenrichtung „einkaufen“.

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 von 2020 bis 2025 - Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nasdaq 100 von 2020 bis 2025 – Der RSI und Extremzonen | Quelle: marketmaker pp4

Zuletzt würde ich empfehlen, sich den RSI in mehreren Zeitrastern anzusehen. Er funktioniert auch oft bei ganz kurzen Zeitrastern wie der 15- oder 60-Minuten-Basis gut. Aber vor allem meine ich damit die Tages-, Wochen- und Monatsbasis. Kommt es da dann zu dem seltenen Phänomen, dass der RSI auf allen drei Zeitebenen in etwa zeitgleich in der oberen oder unteren Extremzone rangiert, wie wir das im vorstehenden Chart beim Nasdaq 100 Ende 2021 sehen, ist ein starkes Signal im Anmarsch, das man besser nicht übersehen und erst recht nicht ignorieren sollte.

Versuchen Sie sich einmal an diesem RSI … ich denke, er wird Ihnen ordentliche Dienste leisten können, sofern Sie nicht erwarten, dass hier jedes Signal zu einem Treffer wird. Ein Wunder-Tool, dass so etwas könnte, wird es nie geben können.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt